Hypo musste für Italien-Tochter 150 Mio. Euro überweisen

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Zudem muss die Hypo für alle aus den Italien-Geschäften resultierenden Verpflichtungen für mindestens ein Jahr geradestehen.

Die teuren Botschaften von der staatlichen Krisenbank Hypo Alpe Adria reißen nicht ab. Ihre Italien-Tochter hat vor wenigen Wochen einen dreistelligen Millionenbetrag gebraucht. In Summe rund 150 Millionen Euro hat die Hypo Alpe Adria International im Juli für die Hypo Bank Italien und den italienischen Leasingzweig an Kapitalnachschüssen überwiesen. Mehr als die Hälfte davon floss direkt in die Bankbilanz in Udine. Das wurde nötig, damit der Wirtschaftsprüfer der Italien-Bank ein uneingeschränktes Testat für 2012 ausstellen konnte, bestätigte die Hypo am Dienstag.

Bei der Italien-Bank müssen justizanhängige mutmaßliche Betrügereien bei Leasinggeschäften aufgearbeitet werden. Zur Zeit werden nach Bankangaben -zigtausend Verträge der letzten zehn Jahre noch einmal geprüft und nachgerechnet. Aber auch die Wirtschaftskrise in Italien belastete die Geschäfte.

Großteil für Leasing-Rückstellungen

Zusätzlich zur Cash-Rekapitalisierung musste die Hypo für die Italien-Bank eine auf ein Jahr laufende Patronatserklärung abgeben. Auch dies auf Verlangen der Wirtschaftsprüfer und dem Vernehmen nach auf Druck der italienischen Bankenaufseher. Das bedeutet, dass die Hypo-Zentrale aus Österreich - damit der Steuerzahler in Österreich - für alle weiteren Verpflichtungen aus den Italien-Operationen geradesteht, also zumindest für die Laufzeit dieser besonderen Bürgschaft eine explizite Fortbestandssicherung erfolgte. Aus der Hypo verlautete dazu heute, dass aus dieser Patronatserklärung keine unmittelbaren Zuschüsse aus Österreich mehr verbunden sein würden.

Für die jüngsten Kapital-Einschüsse flossen 85 Millionen Euro direkt in die Bank in Italien, wo hauptsächlich Rückstellungen zur Bereinigung der Leasing-Causa abgedeckt wurden, zum geringeren aber auch Kreditverluste. Der Rest ging in die Rekapitalisierung der internen Abbaueinheit für Italien.

700 Mio. Staatshilfe für Bilanzierung

Der Rekapitalisierungsaufwand für die Italien-Tochter belastet zumindest zu einem wesentlichen Teil die anstehenden Halbjahreszahlen der Hypo Alpe Adria. Wie hoch die Halbjahresverluste tatsächlich ausfielen, wird mit den Prüfern noch gerechnet. Eckpunkte der Hypo Alpe Adria-Krisenbilanz zum Ende Juni 2013 wird der Aufsichtsrat am kommenden Freitag (9. August) behandeln.

Wie berichtet fressen die Restrukturierungen (Abbau) und weitere Abschreibungen und Rückstellungen das Kapital der Hypo Alpe Adria auf. Der österreichische Staat muss jetzt 700 Millionen Euro Kapital einschießen, damit die Hypo zum Halbjahr bilanzieren kann. Im Jahresverlauf wird, wo viel wird jetzt schon von Eigentümerseite eingeräumt, weiteres Staatsgeld nötig. Im Herbst wird ein Bescheid der EU-Wettbewerbsbehörde erwartet, wie die Restrukturierung bzw. Abwicklung der Hypo weiter vonstatten gehen muss.

Schadenshöhe aus Leasingskandal noch offen

Die Italien-Tochter ist von einem Leasingskandal gebeutelt. Die Bankführung in Udine wurde im März entlassen, und mit ihr eine Handvoll weiterer Verantwortlicher. Die Hypo hat Strafanzeige erstattet. In Italien ermitteln die Staatsanwaltschaft Udine und die Finanzpolizei wegen Betrugs. Bisher seien mehr als fünf Prozent der Leasingverträge der vergangenen zehn Jahre abgearbeitet und zehn Millionen Euro an Kunden als Schadenersatz zurücküberwiesen worden, hieß es am Dienstag. Bis Jahresende will man mit der Aufarbeitung fertig sein.

Die Hypo-Banktochter in Italien hat mehr als 300 Mitarbeiter, es läuft ein umfangreicher Personalabbau. Am Dienstag wurde vom Verwaltungsrat der neue Generaldirektor ernannt: Marco Gariglio tritt seine Funktion mit 2. September an. Gleichzeitig legt Lorenzo Snaidero seine Interimsfunktion als CEO zurück.

Der Markteintritt erfolgte dort 1986. Sollte doch noch kurzfristig ein nach wie vor verfolgter Verkauf erfolgen, müssten dafür alle Altlasten weggeräumt sein. Zusammen mit den Leasingfinanzierungen lag die Bilanzsumme in Italien zuletzt bei etwas über 4 Milliarden Euro. Das Neugeschäft ist seit kurzem eingestellt, seit Anfang Juli werden keine neuen Kredite mehr vergeben. Das hat Österreich der EU im Beihilfeverfahren zugesagt.

(APA)

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