Telekom: Kunden kosten mehr Geld

Der teure Kampf um Kunden macht Telekom-Chef Ametsreiter wenig Freude.
Der teure Kampf um Kunden macht Telekom-Chef Ametsreiter wenig Freude.(c) APA/ROLAND SCHLAGER (ROLAND SCHLAGER)
  • Drucken

Der Telekom Austria-Konzern gibt mehr Geld für die Kundengewinnung aus, Einsparungen haben aber 75 Millionen Euro gebracht. In Österreich bleibt der Wettbewerb im Mobilfunk hart.

Wien/Eid. Die Sorgen in Weißrussland – Hyperinflation und Rubelabwertung –, die die Telekom Austria (TA) im Vorjahr schwer belasteten, gibt es heuer nicht. Das heißt aber keineswegs, dass Konzernchef Hannes Ametsreiter keinen Grund zu klagen hätte. Der Preiskampf bleibt hart, obwohl es nach der Übernahme von Orange durch Hutchison („3“) nur drei große Mobilfunker auf dem Markt gibt. Auch der Kampf um die Kunden ist teuer, die Kosten haben sich im Jahresvergleich von 40 auf 80 Mio. Euro verdoppelt. Und nicht zuletzt schmälern die EU-Vorgaben für Roaming den Umsatz.

Sparen, sparen, sparen lautet daher die Vorgabe Ametsreiters. Schließlich gilt es, die Umsatzprognose für das Gesamtjahr von 4,1 Mrd. Euro zu halten. Zum Ergebnis gibt die TA keinen Ausblick. Mit Einsparungen von 75 Mio. Euro liege man über Plan, sagte Finanzvorstand Hans Tschuden. Für das Gesamtjahr bleibt er dennoch nur bei den angepeilten 100 Mio. Euro.

Mehr Kunden, weniger Umsatz

Die Kostenreduktion, geringere Abschreibungen und Restrukturierungskosten brachten dem Konzern trotz des leicht um 1,2 Prozent auf 2,09 Mrd. Euro gefallenen Umsatzes ein sattes Plus beim Nettogewinn: Er verbesserte sich um ein Drittel auf 108 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis (Ebit) stieg um 5,8 Prozent auf 223,3 Mio. Euro.

In Österreich hat sich die Telekom mit der Übernahme der Orange-Diskontschiene Yesss! zwar viele Handykunden und 23 Mio. Euro Umsatz gekauft – die Kundenzahl im Mobilfunk ist um 13,1 Prozent auf 5,789 Millionen gewachsen. Allerdings ist der Umsatz je Kunde von 19 auf 16,2 Euro im Monat gefallen. Das operative Ergebnis (Ebitda) lag hierzulande im ersten Halbjahr mit 396 Mio. Euro um 14,3 Prozent unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Ebenfalls nicht gut läuft es in Bulgarien, wo sich die anhaltend schwache Wirtschaft negativ zu Buche schlägt. In Kroatien, Weißrussland, Slowenien, Serbien und Mazedonien konnte die Telekom durchwegs gute bzw. bessere Ergebnisse erzielen.

„Wir wollen uns noch stärker als bisher auf lukrative Kunden mit Vertragsbindung konzentrieren“, gab Ametsreiter die Marschrichtung vor. Denn dass durch das Verschwinden von Orange der Wettbewerb nachlasse, glaubt er nicht. Man könne vielmehr davon ausgehen, dass „3“ mit sehr attraktiven Angeboten auf den Markt komme.

Für die im September startende Auktion der Mobilfunkfrequenzen hat die Telekom, die 16.352 Mitarbeiter beschäftigt (davon 9300 in Österreich), finanziell vorgesorgt. Zwei Anleihen haben in Summe 900 Mio. Euro in die Kasse gespült. Außerdem bleibt die Dividende auch für 2013 bei fünf Cent je Aktie, sodass die Ausschüttung gering ist.

„Der Markt platziert die Wetten“

Gar nicht äußern wollte und konnte sich Ametsreiter zu den jüngsten Gerüchten um Großaktionär Carlos Slim. Auf dem Finanzmarkt wird nicht ausgeschlossen, dass der Mexikaner nach dem Übernahmeangebot für die niederländische KPN auch bei der Telekom aufstockt. Direkt und indirekt hält Slim 26,8 Prozent und ist damit nach der ÖIAG (28,42 Prozent) zweitgrößter Aktionär.

Zum Kurssprung der Telekom-Aktie am vergangenen Freitag nach Auftauchen der Übernahmegerüchte meinte Ametsreiter nur, dass „der Kapitalmarkt nun seine Wetten platziert“. Die Halbjahreszahlen haben die Euphorie jedenfalls schon gedämpft: Die TA-Aktie war mit zeitweise minus 2,90 Prozent der große Verlierer im ATX.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.08.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Carlos Slim
International

Telekom: Liebesgrüße aus Mexiko

Großaktionär Carlos Slim will die niederländische KPN ganz übernehmen. Dann dürfte er auch bei der Telekom Austria aufstocken. Das brächte hohe Synergien. Von Hedi Schneid
CARLOS SLIM KPN
International

Carlos Slim will KPN ganz schlucken

Telekom-Austria-Großaktionär Slim will die niederländische KPN übernehmen. Das bringt die geplante Fusion zwischen deren Tochter E-Plus mit O2 in Gefahr.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.