Elektrohandel: Kleine behaupten sich ohne Förderungen

Kleine Händler besetzen erfolgreich Nischen. Die Branche vermisst die staatlichen Förderungen beim Elektrogerätekauf. Diese wurden 2011 gestoppt.

Wien. Die Großen punkten mit der schieren Macht der Verkaufsfläche. Heimische Elektrohandelsriesen wie Media Markt und Saturn bieten ihren Kunden auf rund 4000Quadratmetern pro Filiale ein umfangreiches Sortiment. Da können kleine Händler wie Red Zac, Electronicpartner oder Expert natürlich nicht mithalten. Sie können nur eine Fläche von etwa 200Quadratmetern bespielen.

Zweites Standbein Installateur

Doch bei einem Schwachpunkt der Großen können sich die Kleinen profilieren: beim Service. Viele Red-Zac-Händler haben neben dem Einzelhandel ein zweites Standbein als Elektroinstallateur aufgebaut. Sie begleiten den Kunden also vom Kauf bis zur Inbetriebnahme und gegebenenfalls auch Reparatur der Geräte.

Die zunehmende Bedeutung des Onlinehandels ist für die Kleinen ein zweischneidiges Schwert. „Gerade für kleine Händler sind Preisvergleichsplattformen wie Geizhals auch eine Chance, ihre Produkte zu verkaufen“, sagt Michael Oberweger vom Marktforschungsinstitut Regioplan.

Hingegen untergrabe die Online-Konkurrenz vor allem auf dem Land das Geschäft, da die Nahversorgerfunktion der kleinen stationären Händler durch das Internet ersetzt werde. Zudem können Konzerne wie Amazon durch gezielte Steuervermeidung die Preise derart drücken, dass es für die heimischen Händler unmöglich ist, da mitzuziehen. Etwa zehn Prozent der Elektrogeräte werden in Österreich online gekauft.

Eine entscheidende Unterstützung für den Elektrohandel, die „Trennungsprämie“, gibt es nicht mehr. Damit wurde von 2009 bis 2011 das Ersetzen eines alten Elektrogerätes durch ein neues, energiesparendes Modell (A++) mit bis zu 100 Euro gefördert, was den Verkauf ordentlich ankurbelte. Diese Aktion wurde aus dem „Kühlschrankpickerl“-Topf (amtssprachlich „Kühlgerätegeld“) finanziert. Bis 2005 musste man beim Kauf eines Kühlschrankes einen Entsorgungsbeitrag bezahlen (zuletzt 7,27Euro). Die Entsorgungspflicht für Konsumenten wurde aber 2005 von der EU abgeschafft und auf die Industrie übertragen. Das bereits eingesammelte, aber nicht mehr für die Entsorgung benötigte Geld sollte den Konsumenten zunächst mit einer Pickerl-Rückholaktion des UFH (Umweltforum Haushalt) rückerstattet werden.

Pickerlgeld vom Staat geschluckt

Doch nur ein Bruchteil der Kühlschrankbesitzer holte sich das Geld zurück. Deshalb wurde in einer gemeinsamen Aktion mit dem Lebensministerium die Trennungsprämie eingeführt.

Von 2009 bis 2011 wurden jeweils ein Jahr lang der Neukauf von energieeffizienten Kühlgeräten und Waschmaschinen gefördert. In dieser Zeit wurde der Neukauf von 90.000 Elektrogeräten mit einer Summe von rund neun Mio. Euro subventioniert. Obwohl 2011 im Pickerltopf noch 24 Mio. Euro übrig waren, wurde die Förderung vom Ministerium nicht mehr verlängert: „Das UFH hätte die Aktion gern weitergeführt, das Pickerlgeld hat sich aber der Staat einverleibt“, sagt UFH-Geschäftsführer Thomas Faast. Aus dem Lebensministerium heißt es dazu, dass der Nutzen der Förderung geringer geworden sei. Das Geld käme nun „anderen umweltpolitischen Zwecken zugute“. Die Rückholaktion gibt es immer noch. Sie ist mittlerweile Kompetenz des Lebensministeriums. Ein Konsument hat bis zu 30Jahre nach Kauf seines Kühlschrankes mit Plakette das Recht, das Geld einzufordern.

Umweltschutz oder Werbegag?

Der umweltschonende Effekt durch den Kauf neuer Elektrogeräte ist ohnehin umstritten. Beim Reparatur- und Servicezentrum R.U.S.Z. etwa hält man die Aktion für einen Werbeschmäh der Elektroindustrie. „Neben dem Energieaufwand muss man auch die Umweltbelastungen bei der Produktion der neuen und der Entsorgung der alten Geräte berücksichtigen “, sagt R.U.S.Z-Chef Sepp Eisenriegler. Das UFH, das im Eigentum der Elektroindustrie ist, sieht das naturgemäß ganz anders.

Auf einen Blick

Geförderte Kühlschränke. Von 2009 bis 2011 profitierte der Elektrohandel von der Trennungsprämie. Wer seinen alten Kühlschrank oder seine Waschmaschine gegen ein neues, energiesparendes Gerät eintauschte, erhielt zwischen 50 und 100 Euro. Finanziert wurde diese Prämie vom Kühlgerätegeld. Bis 2005 musste jeder Kühlschrankbesitzer 7,27 Euro für die Entsorgung bezahlen und bekam dafür ein Pickerl. Das Geld für alte „Kühlschrankpickerl“ wird vom Lebensministerium rückerstattet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.08.2013)

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