Pendler müssen bei der privaten Westbahn künftig zusätzlich bis zu drei Euro bezahlen.
Wien/jaz. Vom ÖBB-Konkurrenten Westbahn kommt eine schlechte Nachricht für die niederösterreichischen Pendler: Sie müssen in den Stoßzeiten künftig zusätzlich zu ihren Monats- oder Jahreskarten des Verkehrsverbundes bis zu drei Euro pro Fahrt bezahlen, wenn sie einen Westbahn-Zug benutzen wollen.
„Es ist eine schwierige Situation“, sagt Westbahn-Chef Erich Forster am Montag. Aber man erziele mit den Pendlern nur einen Umsatz, der „in keiner Relation zu den Kosten steht“. So würde ein Pendler lediglich einen Netto-Ertrag von knapp zwei Euro für die Westbahn bringen, ein Passagier mit einem Haustarif-Ticket jedoch fast 5,50 Euro. Aufgrund der Popularität der Strecke sei der Zug „in den Peak-Zeiten voll“ – mit Pendlern. Andere Kunden, die weiter fahren und mehr zahlen würden, fänden keinen Platz.
Dies soll sich durch den neuen Zuschlag ändern. Denn bei der Westbahn gibt man sich darüber keinen Illusionen hin, dass viele Pendler nun auf Züge der ÖBB umsteigen werden, bei denen sie keinen Aufpreis bezahlen müssen. Die frei bleibenden Sitze sollen laut dem Plan der Westbahn-Führung mit Vollpreiszahlern gefüllt werden. „Das ist zumindest die Hoffnung“, so Clemens Schneider, Chef der Westbahn-Mutter Rail Holding.
Westbahn: Politik ist schuld
Laut dem Unternehmen ist die Politik an der ganzen Sache schuld. So zahlt das Verkehrsministerium seit 2011 gemeinwirtschaftliche Leistungen nicht mehr für die Stützung von „Sozialtarifen“ (vergünstigte Zeitkarten), sondern nur für direkte Leistungsbestellungen. Und Fernverkehrszüge auf der Weststrecke sind darin nicht enthalten.
„Es gibt eine EU-Verordnung, die uns das vorschreibt. Und Leistungsbestellungen gibt es nur dort, wo es nicht eigenwirtschaftlich möglich ist. Die Weststrecke ist jedoch die Paradestrecke in Österreich, wo Züge profitabel möglich sein müssen“, heißt es dazu aus dem Ministerium. Daher erhalten auch die ÖBB für ihre Railjet- und Intercity-Züge kein Geld vom Bund.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.09.2013)