Fusionswelle: Nur jede zweite Volksbank wird übrig bleiben

Wolfgang Layr
Wolfgang LayrDie Presse
  • Drucken

Nach der Verstaatlichung der ÖVAG, die den Staat bislang eine Milliarde Euro gekostet hat, richten sich die Volksbanken neu aus.

Wien. In der Steiermark haben drei Volksbanken die Fusion beschlossen, auch der Zusammenschluss der Volksbanken Wien und Baden ist fix. Wolfgang Layr, Chef der Volksbank Wien, geht im „Presse“-Gespräch davon aus, dass von den 60 Volksbanken in Österreich mittelfristig nur die Hälfte übrig bleiben wird.

Grund für die Fusionswelle sind die strengeren Eigenkapitalvorschriften und die Schieflage des Spitzeninstituts ÖVAG. Im Frühjahr 2012 musste die ÖVAG mit der Verstaatlichung vor der Pleite gerettet werden. Bislang steckte der Steuerzahler eine Mrd. Euro in die Sanierung des Instituts. Dazu stieg der Bund mit 43 Prozent bei der ÖVAG ein. Mehrheitseigentümer blieben die Volksbanken in den Bundesländern. Deren Strategie ist es, bis 2017 den Anteil des Staates zurückzukaufen.

Mit dem Finanzministerium wurde vereinbart, dass die Volksbanken 550 Mio. Euro (300 Mio. Euro an Partizipationskapital und 250 Mio. Euro an Aktien) zurückzahlen werden. Dazu läuft im Sektor ein Programm zur Effizienzsteigerung. „Ziel ist es, dass die Volksbanken bis 2017 auf eine jährliche Ertragskraft von 300 Mio. Euro kommen“, so Layr. In den vergangenen Jahren verdienten die Volksbanken rund 200 Mio. Euro. In diesem Betrag sind aber nicht die Abschreibungen auf den ÖVAG-Anteil enthalten. Allein die Volksbank Baden, die nun mit den Wienern fusionieren wird, musste in den vergangenen Jahren ihren ÖVAG-Anteil von knapp unter fünf Prozent um 50 Mio. Euro abwerten.

Layr ist zuversichtlich, dass die Bundesländer-Volksbanken die für den Ausstieg des Staates erforderlichen 550 Mio. Euro aufbringen können: „Einen Plan B gibt es nicht.“ Mit den Fusionen sollen Synergien gehoben und Kosten eingespart werden. Die Volksbanken Wien und Baden beispielsweise erwirtschafteten 2011 zusammen ein Betriebsergebnis von 31 Mio. Euro. 2012 waren es deutlich unter 30 Mio. Euro. Mit dem Zusammenschluss erwartet Layr eine Ergebnisverbesserung um fünf bis sechs Mio. Euro pro Jahr.

Keine Fusion mit der Bawag

Mit dem Staatseinstieg bei der ÖVAG verloren die Bundesländer-Volksbanken in vielen Bereichen ihre Eigenständigkeit. Die teilstaatliche ÖVAG verfügt bei den Instituten über weitreichende Durchgriffsrechte, womit Layr aber kein Problem hat.

In der Vergangenheit war auch über ein Zusammengehen von Volksbanken und Bawag spekuliert worden. Doch das lehnt Layr ab: „Die Bawag wird zentralistisch geführt. Das ist mit den Volksbanken, die ihren Fokus im Regionalgeschäft haben, nicht vereinbar.“ Die Volksbanken sind nach Raiffeisen, Bank Austria, Erste Bank und Sparkassen die Nummer vier auf dem österreichischen Bankenmarkt. Nach der Fusion mit Baden will die Volksbank Wien „die stärkste Regionalbank im Großraum Wien sein“, sagt Layr. Gemeinsam verfügen beide Volksbanken über ein Kundengeschäftsvolumen von fast sieben Mrd. Euro. Angepeilt werden zehn Mrd. Euro.

ZUR PERSON

Wolfgang Layr hat seine Berufslaufbahn beim Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG in der Wertpapieranalyse begonnen. Danach wechselte er ins Fondsmanagement. Von 1999 bis 2003 war er Geschäftsführer der „Back Office Service für Banken“. Seit 2004 ist er Vorstand der Volksbank Wien, die nun mit der Volksbank Baden fusionieren wird. [ Fabry ]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.10.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

VOLKSBANKEN AG (OeVAG)
Österreich

Koren: Für ÖVAG-Bilanz 2013 keine Staatshilfe nötig

Der Chef der Volksbanken AG, Stephan Koren, sagt, dass die Bank die Risikovorsorge so konservativ wie möglich gestalte.
ARCHIVBILD: LOGO DER VOLKSBANK AG
Österreich

ÖVAG startet Verkaufsprozess für Malta-Tochter

Der Verkauf des Inlandsgeschäfts der Tochter wurde der Österreichischen Volksbanken AG bis Ende 2015 von EU-Kommission angeordnet.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.