Linz: „Stadtrat für fast alles“ wird Chef

Linz Personalrochaden.
Linz Personalrochaden. (c) APA/RUBRA (RUBRA)
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Neuaufstellung bei SPÖ und ÖVP für die Gemeinderatswahl 2015: Der Swap-unbelastete rote Kronprinz, Klaus Luger, folgt Langzeitbürgermeister Dobusch.

Linz. Ein Tag, zwei Rücktritte: In Linz kam es am Mittwoch mit Blick auf die Gemeinderatswahl 2015 bei SPÖ und ÖVP zu Personalrochaden. SPÖ-Bürgermeister Franz Dobusch (62), wegen des Swap-Zinswettgeschäfts seit Monaten politisch angezählt, macht nach einem Vierteljahrhundert im Amt SPÖ-Vizebürgermeister Klaus Luger (52) vermutlich am 7.November Platz. Die ÖVP vollzieht im Windschatten der SPÖ ebenfalls einen Wechsel: Stadtparteichef Vizebürgermeister Erich Watzl (55) kehrt in den Landesdienst zurück. Als Favorit für seine Nachfolge galt vor der Entscheidung der Parteigremien am Abend der Klubchef und österreichische Familienbund-Obmann Bernhard Baier (38).

Letzter roter Mohikaner

Mit dem in der Partei verankerten Luger – er war ab 1992 neun Jahre lang Bezirksgeschäftsführer – rückt in der drittgrößten Stadt Österreichs nicht nur der Dobusch-Kronprinz, sondern auch der letzte rote Mohikaner aus erst der 2009 angetretenen SPÖ-Stadtsenatsriege nach. Dem studierten Historiker kommt zugute, dass er sich aus der leidigen Swap-Affäre, aus der Linz bis zu 500 Millionen Euro Verlust drohen, herausgehalten hat.

Luger, Vater von Zwillingen im Teenageralter und mit seiner Lebensgefährtin zusammen, machte als Sozialstadtrat über seinen Bereich hinaus auf sich aufmerksam. Das trug dem Hobbyfußballer und -koch die Bezeichnung „Stadtrat für eh fast alles“ ein. So liefert(e) er sich Auseinandersetzungen mit dem Denkmalschutz, zuletzt unter anderem um die altersschwache Linzer Eisenbahnbrücke.

Luger erbt nicht nur Verkehrsprobleme, sondern vor allem arge – durch den Swap-Deal verschärfte – Finanzprobleme. Politisch sehen sich SPÖ und ÖVP, die in Linz bei der Nationalratswahl herbe Einbußen hinnehmen mussten, von FPÖ und Grünen in die Zange genommen. Der Sozialstadtrat („Herzstück der Sozialdemokratie“) ist eine Ansage: Der Sozialbereich soll möglichst von Einsparungen verschont bleiben. Der Bürgermeisterdirektwahl muss sich Luger erst 2015 stellen, jetzt im November reicht noch die Wahl im Gemeinderat. (ett/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2013)

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