Arbeitgebervertreter Knill: "Wir würden einen Streik aussitzen"

Christian Knill
Christian Knill(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die Gewerkschaft wolle den Arbeitgebern ihre Forderung aufs Aug drücken, sagt Metaller-Obmann Knill.

Die Presse: Laut Gewerkschaft wollen die Arbeitgeber die Arbeitnehmer erpressen. Sie würden nur dann mehr Geld bieten, wenn es eine Zustimmung zur Flexibilisierung der Arbeitszeit gibt. Ist es Erpressung, was Sie machen?

Christian Knill: Wir sind den Gewerkschaften bereits in vielen Schritten entgegengekommen. Wir haben unser Lohnangebot erhöht. Wir haben die Einstiegsentgelte erhöht. Wir haben nicht mehr gefordert, dass bei Rauchpausen ausgestempelt werden sollte. Und wir waren sogar bereit, beim Thema Zeitkonto eine Lösung zu akzeptieren, bei der es lediglich einen verbindlichen Fahrplan nur für unseren Fachverband gibt. Von der Gewerkschaftsseite gibt es jedoch keinen Millimeter Bewegung. So können Verhandlungen nicht laufen. Dies können wir uns in diesen Zeiten nicht mehr leisten.


Die Gewerkschaft will Verhandlungen über die Arbeitszeitflexibilisierung jedoch nur über alle sechs Fachverbände der Metallindustrie hinweg.

Das ist für uns ein No-go. Die Gewerkschaften wollen, dass wir bei allem außer den Verhandlungen über die Lohnhöhe zu sechst am Tisch sitzen. Wir sind in unserem Fachverband jedoch 120.000 Beschäftigte, das ist größer als viele andere Branchen, bei denen die Gewerkschaft eigene KV-Verhandlungen führt. Es geht immer nur darum, dass sie ihre sogenannte Metaller-Runde, die dann eine sogenannte Signalwirkung auf andere Branchen hat, aufrechterhalten können. Es geht also nur um die Wahrung des Scheins.

Laut Gewerkschaft soll es ab 29.Oktober unbefristete Streiks geben, wenn es vorher nicht doch zu einer Einigung kommt. Wie realistisch ist es, dass sich vorher noch etwas tut?

Wir sind schon viele Schritte entgegengekommen, und ich weiß nicht, wie wir da noch weiter entgegenkommen sollten. Ich möchte die Beschlüsse unserer Gremien abwarten, aber es ist für mich nur schwer vorstellbar, dass noch mehr geht.

Wie lange würden Sie einen Streik durchhalten?

Das kann ich Ihnen nicht sagen. Wir gehen jedenfalls nicht mit Jux und Tollerei in einen Streik. Wir sehen das sehr kritisch. Denn ein Streik kostet Geld und reduziert natürlich auch den Topf, der für Lohnerhöhungen oder Investitionen verfügbar wäre. Und er schadet dem Standort Österreich. Eine Verhandlung kann aber nur zu Ende gebracht werden, wenn sich beide Seiten bewegen. Wenn eine Seite jedoch glaubt, sie könne der anderen ihre Forderungen aufs Aug drücken, dann haben wir ein grundsätzliches Problem. Da ist es dann weniger die Frage, wie lange wir es aushalten, sondern, wie lange es die Gewerkschaft schafft, Arbeitnehmer für einen Streik zu mobilisieren, für den es in meinen Augen überhaupt keinen Grund gibt.

Sie wären also bereit, den Streik auszusitzen?

Ja, wir würden ihn aussitzen.

Auch, wenn er Wochen dauert?

Ja.

Die Gewerkschaft argumentiert, dass es durch den Wegfall von Lohnzuschlägen im Rahmen des Arbeitszeitkontos indirekt zu Lohnkürzungen käme. Was sagen Sie zu dem Argument?

Das stimmt nicht. Wir würden wie bisher ab der neunten täglichen Arbeitsstunde weiterhin Zuschläge zahlen. Der Hauptvorteil des Zeitkontos wäre für uns, dass in Zeiten von Unterauslastung eben auch über längere Zeit bei den Arbeitsstunden mehr ins Minus gegangen werden und dies dann – wenn es wieder besser geht – aufgeholt werden kann. Dieses Zeitkonto müsste nicht wie jetzt innerhalb einer Woche auf 38,5 Stunden ausgeglichen werden, sondern in einem Durchrechnungszeitraum, der auf der Ebene der Betriebe individuell festgelegt wird.

Auf Wochenbasis würde dies jedoch einem Wegfall der Zuschläge entsprechen, wenn mehr als 38,5 Stunden gearbeitet wird.

Der Arbeiterbereich würde dadurch nur so flexibel werden, wie es der Angestelltenbereich bereits ist.

Wenn es bei der Arbeitszeitfrage doch eine Annäherung gibt, wäre dann auch ein höherer Lohnabschluss als die jetzt angebotenen 2,3 Prozent möglich?

Ich kann den Verhandlungen nicht vorgreifen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass wir in diesem Bereich noch eine gewisse Flexibilität zeigen können.

ZUR PERSON

Christian Knill ist Unternehmer und Obmann des Fachverbands der Maschinen- und Metallwarenindustrie (FMMI), der mit 120.000Beschäftigten größten der sechs Metallersparten (in Summe 180.000 Beschäftigte).

Laut FMMI würde die Forderung der Gewerkschaft nach 3,4 Prozent Lohnerhöhung die Branche rund 300 Millionen Euro kosten. Die Arbeitgeber bieten bisher nur 2,3Prozent und fordern eine Flexibilisierung der Arbeitszeit. Das lehnt die Gewerkschaft kategorisch ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.10.2013)

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