Österreichs Banken drohen mit teureren Krediten

Banken, Kredite
Banken, Kredite(c) APA/GEORG HOCHMUTH (GEORG HOCHMUTH)
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Auf die Banken kommen jährliche Zusatzkosten von 6,7 Mrd. Euro zu. Sie müssen daher das Geschäft reduzieren oder Kredite verteuern.

Wien. Die Kunden der heimischen Banken müssen sich auf höhere Preise einstellen. Vor allem Kredite dürften teurer werden. Denn laut einer Studie, die von der Bankensparte der Wirtschaftskammer Österreich in Auftrag gegeben wurde, werden die Finanzinstitute durch Regulierungsmaßnahmen mit jährlich 6,7 Milliarden Euro zusätzlich belastet. Der Betrag setzt sich unter anderem aus der Bankensteuer, den strengeren Eigenkapitalvorschriften sowie den Kosten für den von der EU geforderten Einlagensicherungs- und Abwicklungsfonds zusammen. Damit sei die Grenze des Machbaren erreicht, klagt Franz Rudorfer, Geschäftsführer der Bankensparte in der Wirtschaftskammer.

Denn Österreichs Banken erzielten im Vorjahr nur einen Gewinn von 3,5 Milliarden Euro. Wie können sie nun die Zusatzkosten von 6,7 Milliarden Euro abfangen? Die Banken haben vier Optionen:

• Rückzug aus bestimmten Märkten, Produkten und Kundengruppen: Das ist in kleinen Bereichen bereits passiert. Die Bank Austria verabschiedete sich aus Kasachstan, die Erste Bank verkaufte ihre Tochter in der Ukraine. Doch einen wirklich groß angelegten Rückzug aus Osteuropa wollen die Banken unbedingt vermeiden.

Streit um Bankensteuer

• Preiserhöhungen: Der Studie zufolge liegen die Kreditzinsen für österreichische Unternehmen unter dem europäischen Durchschnitt. Schuld daran ist der intensive Wettbewerb. 2012 zahlten Firmen in Österreich durchschnittlich 2,4 Prozent pro Jahr, in Deutschland waren es 3,2 Prozent. „Preiserhöhungen sind natürlich einer der Hebel, die die Studie ausweist“, sagt Rudorfer von der Wirtschaftskammer. Jede Bank müsse nun auf Basis ihres Fokus entscheiden, „wie sie den Cocktail mixt“.

• Sparprogramme: Österreich gilt als „overbanked“. Es gibt zu viele Banken und zu viele Filialen. Doch Kündigungen und Stellenstreichungen sind unpopulär. In der Studie heißt es, dass es bei den Banken praktisch „nur wenig Spielraum“ für weitere Kostensenkungen gibt.

• Weniger Rendite für Investoren: Österreichs Banken befinden sich im internationalen Wettbewerb. Erste Bank und Raiffeisen Bank International notieren zudem an der Börse. Investoren stellen ihr Geld nur dann zur Verfügung, wenn die Banken eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent erwirtschaften. „Eine Senkung unter zehn Prozent ist nicht realistisch“, sonst seien die zukünftige Kapitalaufnahme und das Wachstum gefährdet, sagt Studienautorin Finja Carolin Kütz von der Managementberatung Oliver Wyman.

Die Studie dient den Banken als Munition, um mit der künftigen Regierung über eine Senkung bei der Bankensteuer von jährlich 625 Millionen Euro zu verhandeln. Damit könnten die Auswirkungen auf die Kunden gering gehalten werden, heißt es. Oberösterreichs Finanzinstitute überreichten der ÖVP eine Resolution, in der die künftige Regierung aufgefordert wird, die Abgabe abzuschaffen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2013)

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