Weltweit sind 600 Jobs vom Sparprogramm des Faserherstellers betroffen. Allein in Oberösterreich werden 390 Stellen gestrichen. Der Jahresgewinn soll sich fast halbieren.
Der börsenotierte oberösterreichische Faserhersteller Lenzing muss massiv sparen. Alleine am Standort Lenzing in Oberösterreich werden bis zu 15 Prozent der 2600 Jobs, also bis zu 390 Stellen gestrichen, teilte das Unternehmen am Mittwochabend mit. Weltweit fallen 600 Arbeitsplätze weg. Der operative Gewinn (Ebit) wird heuer nur 75 bis 85 Mio. Euro betragen, statt wie bisher angekündigt 160 Millionen Euro.
Außerdem erweitert Lenzing sein Sparprogramm. Nun müssen bis 2015 jährlich weitere 120 Millionen Euro gespart werden. Dabei laufen alle Faserproduktionsanlagen weiter auf Vollauslastung. Der durchschnittliche Faserpreis sei aber aufgrund von Preisdruck in China um 14 Prozent gefallen, heißt es in der Mitteilung.
Betriebsrat sieht Jobabbau kritisch
Der Personalabbau könnte das Unternehmen massiv gefährden, sagte der Vorsitzende des Arbeiterbetriebsrats, Rudolf Baldinger. Für ihn seien die Jobkürzungen "absolut nicht nachvollziehbar", erklärte er auf APA-Anfrage. Aus seiner Sicht sei die Umsetzung des Planes nicht möglich, so der Betriebsrat. Schon jetzt müssten zahlreiche Mitarbeiter Überstunden machen, er könne sich nicht vorstellen, wie derartige Einsparungen durchgeführt werden sollen.
Man wisse noch keine Details, wie der Stellenabbau genau erfolgen solle, unter anderem war von Pensionierungen und Abgängen die Rede. Derzeit werde mit einer Beraterfirma an dem Plan gearbeitet. Sobald man genauere Informationen habe, könne man Maßnahmen setzen. "Wir werden uns das jedenfalls sehr kritisch ansehen und dann die weitere Vorgehensweise beraten", sagte Baldinger.
Gewinn um fast die Hälfte gefallen
Lenzing hat in den ersten neun Monaten des Jahres auch deutlich weniger verdient. Der Periodengewinn nach Umstrukturierungen fiel um 44,2 Prozent auf 86,6 Mio. Euro. Operativ ging der Gewinn (Ebit) von 203,4 Mio. Euro auf 136,4 Mio. Euro zurück - darin ist ein Einmalerlös von 24,8 Mio. Euro durch den Verkauf der Einheit Plastics enthalten.
Auch für das vierte Quartal erwartet Lenzing laut ad-hoc-Mitteilung vom Mittwochabend einen starken Preisdruck, unter anderem, weil die Lagerbestände für das Konkurrenzprodukt Baumwolle hoch sind und noch weiter steigen dürften. Die Erwartung für den Konzernumsatz wird daher von zwei Mrd. Euro auf 1,9 Mrd. Euro reduziert, der operative Gewinn dürfte zwischen 75 und 85 Mio. Euro liegen statt bei 160 Mio. Euro.
Gewinnwarnung nach Ergebniseinbruch
Die Aktie von Lenzing ist am Donnerstag nach der Gewinnwarnung des oberösterreichischen Konzerns mit massiven Verlusten in den Handel gestartet. Bis 9.35 Uhr büßten Lenzing an der Wiener Börse 8,55 Prozent auf 47,56 Euro ein.
"Das schwache Ergebnis ist keine Überraschung", sagte Kepler Cheuvreux-Analyst Stephan Trubrich in einer ersten Reaktion. Bereits im Vorfeld hatten Analysten angesichts fallender Faserpreise schwache Zahlen erwartet. Das Ausmaß der Gewinnwarnung sei allerdings überraschend gewesen, so Trubrich. Der Fokus auf die Kostenoptimierung in den Jahren 2014 und 2015 sei aber sicher ein richtiger Schritt, sagte der Analyst zur APA.
(APA)