Der Personalstand wird mehr als halbiert. Die Gewerkschaft werde "ab heute eine Auseinandersetzung um jeden Arbeitsplatz" führen.
Der Mödlinger Standort des fränkischen Druckmaschinenhersteller Koenig & Bauer (KBA) wird im kommenden Jahr bis zu 460 der 760 Arbeitsplätze streichen. Das bestätigte Leopold Achatz, Alleinvorstand der Österreich-Tochter KBA-Mödling AG gegenüber der "Presse". Das gesamte Programm der Bogendruckmaschinen werde verlagert. Damit wird sich im nächsten Jahr der Personalstand in Mödling mehr als halbieren. Die Zweigstelle in Ternitz, Niederösterreich, mit 60 Arbeitsplätzen werde zugesperrt, so Achatz.
Die Mitarbeiter des Unternehmens wurden am Dienstagvormittag im Rahmen einer Betriebsversammlung von den weitreichenden Maßnahmen informiert. Anwesend waren auch der Betriebsrat sowie die Gewerkschaften PRO-GE und GPA, deren Spitze Karl Proyer "ab heute eine Auseinandersetzung um jeden Arbeitsplatz" ankündigte. "Sollte es kein Abrücken von den geplanten Maßnahmen geben, werden die Beschäftigten Protestmaßnahmen bis hin zum Streik umsetzen", teilten die beiden Gewerkschaften nach der Betriebsversammlung mit. Am Personalabbau werde sich nichts mehr ändern, machte Vorstand Achatz den Personalvertretern wenig Hoffnung.
Für den 7. Jänner ist eine Betriebsversammlung ohne Firmenleitung angesetzt. Dort sollen dann weitere Maßnahmen und Schritte besprochen werden. "Wir werden jedenfalls alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen. So werde auch Einspruch gegen die Wirtschaftsführung des Konzernmanagements erhoben, sagte Gewerkschafter Proyer auf die Frage zu weiteren geplanten Maßnahmen. Zudem seien ab Jänner weitreichende Arbeitsniederlegeungen in sämtlichen Bereichen nicht mehr auszuschließen.
Strategische Gründe
Für die nun gesetzten Maßnahmen gaben strategische Gründe den Ausschlag. Der Aufsichtsrat habe den Abzug des gesamten Bogenmaschinenprogramms aus Mödling beschlossen, obwohl der Standort in Österreich schwarze Zahlen geschrieben habe, so Achatz. Am Standort Radebeul bei Dresden werden in der Folge Konstruktion und Montage der Bogendruckmaschinen konzentriert. In Österreich verbleiben die Produktion der Wertpapier- und Banknotenmaschinen. Ebenfalls erhalten werden soll am Mödlinger Standort die Zuständigkeit für das weltweite Service des Druckmaschinenherstellers. Zu einer Komplettschließung des Mödlinger Standortes, wie sie ebenfalls im Raume gestanden hatet, werde es demnach nicht kommen.
Die Pläne zum Personalabbau sollen binnen eines Jahres umgesetzt werden. Das halte er für "vorsichtig gesagt für kurz", so Achatz. Zudem hänge eine Übergangsphase auch vom "Mitziehen" der Mitarbeiter ab. Ein Teil der Mitarbeiter, eine mittlere zweistellige Zahl, werde bereits zum Jahresende freigesetzt. Dieser Schritt erfolge jedoch unabhängig von den nun bekannt gewordenen Plänen des Konzern-Vorstandes.
Weltmarkt eingebrochen
Der Hauptgrund für diesen weitreichenden Schritt liege im Weltmarkt begründet. Dieser ist in den vergangenen Jahren von zwei Milliarden Euro auf etwa 300 Millionen eingebrochen. Trotz der hohen Marktanteile von KBA, die bei etwa 40 Prozent liegen, war aber die Entwicklung absehbar, führt Österreich-Chef Achatz aus. Das aber Österreich so massiv betroffen sein wird, sei auch für ihn "überraschend". Ein Großteil der Mitarbeiter seien ausgebildete Fachkräfte und werden auch in verwandten Branchen wieder unterkommen, zeigt er sich zuversichtlich.
Einspruch gegen Wirtschaftsführung
In Betrieben, in denen dauernd mehr als 200 Arbeitnehmer beschäftigt sind, kann der Betriebsrat gegen Betriebsänderungen oder gegen andere wirtschaftliche Maßnahmen, sofern sie wesentliche Nachteile für die Arbeitnehmer mit sich bringen, binnen drei Tagen ab Kenntnisnahme beim Betriebsinhaber Einspruch erheben.
(red/herbas)