Weihnachten: Onlineshopper kaufen zur Hälfte im Ausland

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SHOPPING CITY SUED(c) HERBERT PFARRHOFER
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Online legt um 14 Prozent zu, stationär stagniert. Die Hälfte des Online-Umsatzes, der zehn Prozent ausmacht, geht ins Ausland.

Wien. Die Gesamtwirtschaft erholt sich, die Konsumausgaben steigen, im Weihnachtsgeschäft ist der Aufwind aber nicht zu spüren. Oder nur insofern, als die Händler im Vergleich zum Vorjahr keine weiteren Umsatzrückgänge hinnehmen müssen.

Während im Vorjahr im Vergleich zu 2011 der Umsatz in der ersten Dezemberhälfte nominell um knapp drei Prozent zurückging, stagniert er heuer auf Vorjahresniveau. Eine „exakte Null“, real ein kleines Minus, erwartet sich die WKO-Obfrau der Bundessparte Handel, Bettina Lorentschitsch, auch für das gesamte Weihnachtsgeschäft. Das käme einem Umsatz von 1,52 Mrd. Euro brutto gleich.

Ausgenommen von diesen Zahlen ist das Onlinegeschäft. Dieses verhält sich laut KMU Forschung Austria im Gegensatz zum Geschäft in den Einkaufsstraßen und Shoppingcentern äußerst dynamisch: Die österreichischen Onlinehändler konnten sich im bisherigen Weihnachtsgeschäft über 14 Prozent Umsatzwachstum freuen. Mit 80 Mio. Euro betragen die Online-Umsätze der heimischen Händler fünf Prozent des Gesamtumsatzes im Weihnachtsgeschäft.

Zwei von drei kaufen online

Damit haben sich die Weihnachtsumsätze österreichischer Händler im Netz seit dem Jahr 2006 mehr als verfünffacht. Ob die Onlinekurve weiterhin exponentiell steigen wird oder in naher Zukunft ein Plateau erreicht, darüber sind sich Experten uneinig. „Einige sehen den Zenit in den nächsten Jahren erreicht“, sagt Ernst Gittenberger von der KMU Forschung Austria. „Die Menschen wollen die Stimmung inner- und außerhalb der Geschäfte erleben“, bricht Lorentschitsch eine Lanze für das klassische Weihnachtsshopping.

Immerhin zwei von drei Österreichern kaufen zumindest einen Teil der Geschenke online. Und das um einen guten Monat früher als die Offline-Shopper, weshalb für die Berechnung des Online-Weihnachtsgeschäftes der Monat November herangezogen wird. Egal, wie groß man das Potenzial des Internethandels einschätzt, verdienen könnten die österreichischen Händler bereits jetzt wesentlich mehr daran, als sie das tun.

Denn die Hälfte der Ausgaben im Internet tätigen die Österreicher bei ausländischen Internethändlern, allen voran bei Amazon. De facto beträgt der Anteil des Onlinegeschäftes also bereits ein Zehntel des Gesamtumsatzes. Als heimisch zählen nur jene Onlinehändler, deren Firmenzentrale sich in Österreich befindet. Es reicht nicht, nur ein „.at“ in der Domain zu haben.

Bei den Branchen haben dieses Jahr die Parfümerien/Drogerien, der Buchhandel und der Spielzeughandel ex aequo mit einem nominellen Umsatzplus von drei Prozent die Nase vorn. Überraschend ist das vor allem beim Buchhandel, der im letzten Jahr nicht zu den Gewinnern zählte. Von einem Spitzenplatz im Vorjahr abgestürzt ist hingegen der Leder- und Schuhhandel, der bisher ein Minus von sechs Prozent einfuhr. Leicht rückläufig ist das Geschäft auch im Elektro- und Sportartikelhandel.

Letztes Drittel am stärksten

Ein Rundruf bei einigen Händlern zeigt, dass man dieses Jahr ganz stark auf die letzten Tage vor Weihnachten setzt. Bei vielen Modehändlern, darunter H&M, P&C und C&A, beginnt diese Woche bereits der Schlussverkauf. Das Weihnachtsgeschäft läuft noch bis Ende Dezember, wobei die zweite Hälfte traditionell umsatzstärker ist. Nach dem 14. Dezember bis zum Heiligen Abend werden 35Prozent der Umsätze erzielt, vom Stefanitag bis Silvester dank eingelöster Gutscheine 20Prozent. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2013)

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