Erste Bank schreibt 350 Mio. Euro ab

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Erste BankHELMUT FOHRINGER
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Wegen der schwachen Ertragsaussichten nimmt die Erste Bank in Osteuropa wieder hohe Abschreibungen vor. Der Großteil entfällt auf die Rumänien-Tochter BCR.

Wien. In Osteuropa haben viele Länder noch immer mit den Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise zu kämpfen. Am Dienstag gab daher die Erste Group bekannt, dass sie wegen der schwachen Ertragsaussichten im vierten Quartal 2013 erneut Wertberichtigungen im Ausmaß von 350 Millionen Euro vornehmen wird. Der Firmenwert der Rumänien-Tochter BCR wird um 300 Millionen Euro gesenkt. Weitere 50 Millionen Euro entfallen auf andere Beteiligungen in Osteuropa. Die Auswirkungen auf das Quartalsergebnis der Erste Group stehen noch nicht fest. Es ist nicht auszuschließen, dass die Bank im vierten Quartal in die Verlustzone rutschen wird.

Zum Vergleich: Im dritten Quartal 2013 erwirtschaftete die Erste Group einen Nettogewinn von 130 Millionen Euro, im zweiten Quartal 2013 waren es 125 Millionen Euro. Die Rumänien-Tochter war für die Erste Group bereits in der Vergangenheit eine Belastung.

Mitarbeiterabbau in Rumänien

Vor Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise hatte Erste-Bank-Chef Andreas Treichl im Herbst 2006 die mit Abstand größte Bank Rumäniens gekauft. Es war eine der teuersten Bankübernahmen in Zentral- und Osteuropa. Die Erste Bank gab für die BCR über vier Milliarden Euro aus. In der Bieterschlacht setzte sich Treichl gegenüber internationalen Finanzkonzernen durch. Der Firmenwert der BCR liegt nach der jetzigen Maßnahme bei 300 Millionen Euro.

Im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise rutschte die Rumänien-Tochter in die Verlustzone. Schuld daran sind die vielen faulen Kredite und die schwache Wirtschaftslage in Rumänien. Die Erste Group reagierte mit einem Sparprogramm und baute hunderte Mitarbeiter ab. 2012 lag das Minus bei der Rumänien-Tochter bei 140,5 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2013 wies die BCR zwar einen Nettogewinn von 116,7 Millionen Euro aus. Doch das hat sie unter anderem einem positiven Einmaleffekt zu verdanken. Denn die BCR konnte eine latente Steuerverbindlichkeit in der Höhe von 127,7 Millionen Euro auflösen.

Erste: Viele Zukäufe im Osten

Unter den österreichischen Großbanken dürfte die Erste Group mit der jetzigen Korrektur eine Ausnahme bleiben. Die Bank Austria und die börsenotierte Raiffeisen Bank International (RBI) erklärten am Dienstag auf „Presse“-Anfrage, dass derzeit keine Abschreibungen geplant seien. Von den österreichischen Großbanken hat die Erste Group in der Vergangenheit besonders viel Geld für Übernahmen im Osten ausgegeben. Raiffeisen ging hier anders vor. Die Giebelkreuzer kauften meist kleinere Institute oder bauten selbst ein Filialnetz auf. Die Bank Austria setzte in Kasachstan viel Geld in den Sand. Sie kaufte vor der Finanzkrise die kasachische ATF-Bank. Doch die Akquisition war ein Fehlgriff. In Summe verlor die Bank Austria mit dem Engagement zwei Milliarden Euro. Mittlerweile hat sie sich aus Kasachstan zurückgezogen.

Auch in der Ukraine, wo die Bank Austria vor der Krise die Ukrsotsbank übernommen hatte, mussten in der Vergangenheit immer wieder Abschreibungen vorgenommen werden. Nun wird ein Verkauf der Ukrsotsbank geprüft. Die Erste Group hat sich bereits aus der Ukraine zurückgezogen und ihre dortige Tochter verkauft. Auch Raiffeisen schließt einen Rückzug aus der Ukraine nicht aus. Für die ukrainische Raiffeisen-Tochter interessiert sich der russische Milliardär Michail Fridman.

Die Aktie der Erste Group verlor wegen der Rumänien-Abschreibung am Nachmittag weniger als zwei Prozent.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.12.2013)

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