Das Pleitenjahr trägt einen Namen: Alpine

Der Zusammenbruch des Baukonzerns hat Österreich ein Rekordjahr in der Insolvenzstatistik beschert. Während die Zahl der Firmenpleiten sogar zurückgegangen ist, haben sich die Verbindlichkeiten auf 6,2 Milliarden Euro verdoppelt.

Noch im Spätfrühling jubelten die Gläubigerschützer: Das Jahr 2013 versprach eine deutliche Entspannung an der Pleitenfront. Doch dann kam der 19.Juni: Der Baukonzern Alpine musste einen Insolvenzantrag stellen. Wenige Tage später folgte die Alpine-Holding, in der die Anleihen „geparkt“ waren. 3,5 Milliarden Euro Schulden und rund 10.000 betroffene Mitarbeiter – die größte Insolvenz der Zweiten Republik platzte wie eine Bombe in den gerade anlaufenden Nationalratswahlkampf.

Als dann wenig später die Handelskette Dayli zusammenbrach – Niedermeyer war schon im Mai Geschichte geworden –, war die Welt gar nicht mehr heil: 2013 wird als annus horribilis in die Insolvenzstatistik eingehen. Allerdings gibt es eine paradoxe „Fußnote“: Die Zahl der eröffneten Verfahren ist tatsächlich um 7,4 Prozent auf 3245 zurückgegangen. Und die mangels Kapital abgewiesenen Fälle sind sogar um 13,4 Prozent auf 2196 gefallen.

Kein billiges Geld. Dieser positive Trend dürfte sich jedoch nicht fortschreiben lassen. Zu dünn sei noch das Eis der Konjunktur, heißt es beim Kreditschutzverband von 1870 (KSV). Gebremst würde das Insolvenzgeschehen derzeit vor allem von den extrem niedrigen Zinsen – das wirke sich positiv auf den Schuldendienst der Firmen aus. Das billige Geld liegt aber nicht auf der Straße: Jedes achte mittelständische Unternehmen bekommt keinen Kredit, geht aus einer aktuellen Umfrage der Creditreform hervor. Der Hauptgrund: Die Banken verlangten immer höhere Sicherheiten.

Die Alpine hat sogar den Konsum vom Spitzenplatz im Pleitenranking (siehe Grafik) verdrängt. Inflationsbereinigt betrugen die Schulden beim Ausgleich des roten Handelsriesen 1995 „nur“ 2,67 Milliarden Euro. Die tausenden Genossenschafter blieben damals übrigens ungeschoren, obwohl sie hätten haften müssen. Sie wurden nicht zur Kassa gebeten.

Nur ein Jahr nach der Konsum-Pleite gab es wieder Großinsolvenzalarm: Der Baukonzern Maculan schlitterte in den Untergang. 1,12 Milliarden Euro Passiva bedeuten Platz drei im ewigen Ranking.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.12.2013)

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