Sanierung: Asamer-Gruppe wird zerschlagen

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Das Baustoffunternehmen versenkte in Libyen und Osteuropa viele Millionen und wird nun auf Druck der Banken halbiert. Die Familie gibt die Führung ab.

Wien. Ohlsdorf – in diesem idyllischen Örtchen in Oberösterreich verbrachte nicht nur Thomas Bernhard viele Jahre seines Lebens und verschoss von dort seine literarischen Giftpfeile. Dort, in der Nachbarschaft zu Gmunden und dem Traunsee, baute auch Hans Asamer seine Baustoffgruppe auf – und vor allem aus. 470 Mio. Euro Umsatz und 5400 Beschäftigte in 19 Ländern umfasste das Imperium des Selfmademan, der nur ungern als „Schotterbaron“ bezeichnet wird. Die rasante Expansion forderte freilich auch ihren Tribut: Die Schulden waren zuletzt fast so hoch wie der Umsatz – hinter vorgehaltener Hand wurde sogar von 900 Mio. Euro Verbindlichkeiten gemunkelt.

Kein Wunder, dass die 17 Banken, die das Familienunternehmen finanzierten, nervös wurden. Als freilich gleichzeitig der Bürgerkrieg in Libyen jegliche Geschäftstätigkeit lahmlegte und Osteuropa im Sog der Wirtschaftskrise einging, war Feuer am Dach: 2012 lag der Nettoverlust inklusive hoher Abschreibungen bei knapp 100 Mio. Euro – bei einem Grundkapital von 1,1 Mio. Euro. Nur die Auflösung von Rücklagen konnte ein negatives Eigenkapital verhindern.

Mehr als ein Jahr arbeiteten die inzwischen in der Chefetage sitzenden Söhne Manfred, Kurt und Andreas mit dem deutschen Sanierer Jörn Trierweiler, der in den Vorstand geholt worden war, an einem Sanierungskonzept. Gestern, Montag, wurde der Restrukturierungs- und Refinanzierungsplan mit den Banken besiegelt. Der Termin so knapp vor Jahresende dürfte nicht zufällig gewählt worden sein: Möglicherweise hätte es mit der Bilanz 2013 Probleme gegeben.

Firmengründer Hans steht vor einem Scherbenhaufen – das Asamer-Imperium in der bisherigen Form ist nämlich Geschichte: Nur das Baustoff- und Schotterkerngeschäft in Österreich, der Slowakei und Bosnien mit einem Umsatz von rund 180 Mio. Euro bleibt langfristig bei Asamer. Neuer Chef wird Klaus Födinger, der bisher die Zementsparte geführt hat. Die drei Brüder wechseln in den Aufsichtsrat, der äußerst prominent ist. In dem von Rechtsanwalt Gerhard Wildmoser präsidierten Kontrollgremium sitzen neben Hans Asamer auch Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl und der ehemalige Boss der Raiffeisenlandesbank OÖ, Ludwig Scharinger.

Abverkauf im Ausland

Das Unternehmen schrumpft also auf weniger als die Hälfte. Denn die Firmen, die nicht mehr zum Kerngeschäft gehören, werden in einer eigenen Holding gebündelt, die Trierweiler führt. Für sie werden Käufer gesucht. Das gilt besonders für die Zementwerke in Libyen, die zwei Jahre stillstanden, jetzt aber wieder positiv arbeiten, wie Unternehmensmedienberater Werner Beninger der „Presse“ erklärt.

Andreas Asamer wiederum will mit Partnern Teile der Ost- und Südosteuropa-Aktivitäten kaufen. Auch dafür werden Investoren gesucht.

Von den 17 Banken bleiben indes nur drei übrig: die RLB OÖ, die Raiffeisenbank International und die Allgemeine Sparkasse OÖ. Mit den anderen Instituten seien auch Schuldenschnitte vereinbart worden, der unter anderem von den Verkaufserlösen abhängt. In der neuen Kernholding lägen die Verbindlichkeiten nur mehr im zweistelligen Bereich, sagt Beninger. Die Banken hatten schon während der Arbeiten am Sanierungsplan einem Zinsmoratorium zugestimmt. Dieses Stillhalteabkommen ist jetzt zu Jahresende ausgelaufen.

Der Bauer als Millionär

Ob die Familie selbst zur Sanierung beitragen muss, ist nicht bekannt. So oder so dürfte genug bleiben – das Wirtschaftsmagazin „Trend“ schätzte das Vermögen zuletzt auf 600 Mio. Euro. Ein Gutteil davon sind Liegenschaften, Häuser und Gewerbeparks. Der Bauernsohn Hans aus Ohlsdorf hatte nämlich mit 23 das richtige Gespür: Er kaufte einen Lkw, um Baustoffe zum Autobahnbau zu liefern. Für die Schottergruben kaufte er Grundstücke, auch entlang der Westautobahn. Daraus entwickelte sich ein lukratives Immobiliengeschäft. Nur mit Hotels hat Asamer senior eine weniger glückliche Hand: Das Projekt „Lacus Felix“ lässt in Gmunden die Wogen hochgehen. (eid)

Auf einen Blick

Die hoch defizitäre Asamer-Gruppe hat mit den Gläubigerbanken ein Sanierungskonzept beschlossen. Das Familienunternehmen wird auf das Baustoffkerngeschäft in Österreich, der Slowakei und Bosnien konzentriert und schrumpft damit auf weniger als die Hälfte. Die Beteiligungen in Ost- und Südeuropa sowie in Libyen, die vor allem für die hohen Verluste verantwortlich sind, werden ausgegliedert und sollen verkauft werden. Asamer wird künftig nur von der Raiffeisenlandesbank OÖ, Raiffeisen International sowie der Allgemeinen Sparkasse OÖ finanziert, die restlichen 14 Institute scheiden aus. Die Brüder Manfred, Kurt und Andreas Asamer wechseln in den Aufsichtsrat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2013)

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