2013 brachte zweithöchste Arbeitslosigkeit seit 1945

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Ende Dezember waren in Österreich 430.000 Menschen arbeitslos gemeldet, davon waren 67.000 in Schulungen. Der Arbeitsmarkt wird sich frühestens Ende 2015 erholen.

Wien. Die Arbeitslosigkeit ist im Dezember krisenbedingt erneut gestiegen: Zu Jahresende waren rund 430.000 Menschen in Österreich ohne Job – davon 67.000 in Schulungen. Gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres stieg die Zahl der Arbeitslosen um zwölf Prozent oder 38.000 Menschen, jene der Schulungsteilnehmer um sieben Prozent. Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 0,9 Prozentpunkte und liegt nun bei 9,5 Prozent (laut nationaler Definition).

Das Arbeitsmarktservice (AMS) rechnet damit, dass die Arbeitslosigkeit im Vorjahr den höchsten Stand seit dem Zweiten Weltkrieg erreicht hat: 7,6 Prozent. Nur im Jahr 1953 war sie mit 8,7 Prozent höher als 2013. In den Zahlen machen sich auch die Pensionsreform und die Alterung der Bevölkerung bemerkbar. Die Zahl der Arbeitslosen über 50 Jahre stieg im Vorjahresvergleich um 23 Prozent auf knapp 88.300.

Zwar jagt auch die Beschäftigung von einem Rekordstand zum nächsten: So gingen im Vorjahresschnitt 3,3 Millionen Menschen unselbstständig einer Arbeit nach. Es werden jedoch nicht genug Stellen geschaffen, um die wachsende Zahl der Arbeitsuchenden vollständig aufzunehmen. Das liegt unter anderem am steigenden Pensionsalter, der zunehmenden Erwerbsbeteiligung von Frauen und der wachsenden Zahl an Zuwanderern aus den neuen EU-Mitgliedsländern im Osten, wie es aus dem Sozialministerium heißt. Auch die mit 1. Jänner vollzogene Öffnung des Arbeitsmarktes für Rumänen und Bulgaren dürfte die Arbeitslosigkeit weiter erhöhen. Das Institut für Höhere Studien und das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche schätzen, dass jährlich zusätzlich 5500 Menschen aus den beiden Ländern nach Österreich ziehen werden, drei Viertel davon aus Rumänien.

Grüne: „AMS durchleuchten“

Besonders stark legte die Arbeitslosigkeit im Handel (plus 15,6 Prozent), im Tourismus (13,7) und in der Industrie (12,4) zu. Verlangsamt hat sich der Zuwachs beim Bau, wo im Dezember 5,1 Prozent mehr Menschen ohne Job waren als im Dezember des Vorjahres. Das dürfte mitunter am bisher milden Winter liegen. In den Monaten davor war der Anstieg noch jeweils zweistellig. Das AMS geht davon aus, dass die Arbeitslosigkeit frühestens Ende 2015 aufhört zu steigen. AMS-Chef Johannes Kopf rechnet Ende Jänner mit 450.000 Arbeitslosen. Das wäre ein historisch hoher Wert – auch wenn man berücksichtigt, dass die Arbeitslosigkeit im Winter und speziell im Jänner immer Höchststände erreicht.

Die Opposition nahm die Zahlen zum Anlass, die Regierung zu kritisieren. Die Arbeitslosigkeit werde in undurchsichtigen Strukturen verwaltet, es gebe kaum innovative Ansätze, so die grüne Arbeitnehmersprecherin, Birgit Schatz. Sie fordert von Sozialminister Rudolf Hundstorfer einen kritischeren Umgang mit dem AMS: Seit Jahren gebe es Klagen über zu wenig Beratung und ein schlechtes Niveau der Schulungen. Das AMS gehöre durchleuchtet, so Schatz. Die FPÖ will den „sofortigen Stopp“ der Arbeitsmarktöffnung für Rumänen und Bulgaren. (hie/APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.01.2014)

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