1007 Meter hoch: Turmbau zu Jeddah mit Hilfe aus Amstetten

Kingdom Tower in Jeddah
Kingdom Tower in JeddahAdam Smith + Gordon Gill Architecture
  • Drucken

In Saudiarabien entsteht ab Frühjahr um 1,2 Milliarden Dollar das höchste Gebäude der Welt. Die Schalung für den Stahlbetonbau kommt aus Niederösterreich.

Wien. Man hat einen recht beeindruckenden Blick vom Wintergarten des Haas-Hauses in Wien hinüber auf den Stephansdom. 136 Meter ist der Südturm hoch, einst in Österreich-Ungarn das Maß aller Gebäude: Keine Kirche durfte höher sein als der Dom in der Hauptstadt der Donaumonarchie.

Die drei Herren, die an diesem Mittwoch im Wintergarten sitzen, sind maßgeblich mitverantwortlich dafür, einen neuen Maßstab zu setzen – weltweit. 1007 Meter sind es diesmal, das höchste Gebäude der Welt, fast siebeneinhalbmal so hoch wie der Südturm. Es entsteht bis 2017 in Jeddah in Saudiarabien, und die Schalungstechnik, die den Beton für den Bau zusammenhält, kommt von den drei Herren.

Kingdom Tower in Jeddah
Kingdom Tower in JeddahAdam Smith + Gordon Gill Architecture

Indirekt. Josef Kurzmann, Johann Strunz und Rainer Spitzer sind Geschäftsführer der niederösterreichischen Firma Doka, die weltweit zu den Marktführern bei Schalungslösungen zählt. Mit den Brettern aus Amstetten wurden schon Hochhäuser in Katar, Aserbaidschan, in Italien, Deutschland und Seoul gebaut. Auch das Burj Khalifa in Dubai, 830 Meter hoch, wird mit Doka-Schalungstechnik errichtet.

Der neueste Auftrag aber ist einer, mit dem man weit über Amstetten hinaus angeben kann: Der Kingdom Tower in Jeddah wird mit 1007 Metern das höchste Gebäude der Welt. 1,2 Milliarden Dollar kostet der Bau, der heuer im Frühjahr beginnt und in drei Jahren fertiggestellt sein soll. Dann wird er 240 Stockwerke (davon 167 für Wohnungen), eine Fläche von 530.000 Quadratmetern und eine einzigartige Aussichtsplattform in 630 Metern Höhe umfassen.

Wind bis 200 km/h

RENDERING: 'KINGDOM TOWER' IN JEDDAH
RENDERING: 'KINGDOM TOWER' IN JEDDAHAPA/ADRIAN SMITH + GORDON GILL A

Für die Amstettener ist es einer der größten Aufträge in der 56-jährigen Firmengeschichte, er bewege sich im unteren bis mittleren zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, erklärt Vorstandsvorsitzender Kurzmann. Der Auftrag (gebaut wird der Turm von der Saudi Binladin Group) sei eine Herausforderung, weil man in der Höhe mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200km/h zu kämpfen habe (gearbeitet wird bis 150km/h). Die Schalungstechnik schützt dabei die Arbeiter sowohl vor dem Wind als auch vor dem Absturz.

Die gelben Doka-Bretter sind Teil eines Selbstklettersystems, das sich automatisch der Gebäudeverjüngung nach oben anpasst. Seit zwei Jahren sei man in der Planungsphase, sagt Engineering-Vorstand Spitzer, bis zu 40 Ingenieure werden noch weitere 60.000 Stunden in das Projekt stecken. Dann soll der Bau, dessen Fundamente derzeit entstehen, ab dem Sommer wöchentlich Stockwerk um Stockwerk in den Himmel wachsen.

Doka (Teil der Umdasch Group) ist ein Familienunternehmen, gegründet 1958, mit weltweit etwa 6000 Mitarbeitern. Der Umsatz 2012 lag bei 849Millionen Euro, ein Plus von zwölf Prozent. Auch heuer werde man weiterwachsen, vor allem dank Asien, wo massiv gebaut werde. Auch Nordamerika entwickle sich nach der Krise wieder gut, sagt Overseas-Geschäftsführer Strunz.

Hoffnungen auf günstige Schalungsbretter nach Ende des Baus muss man sich übrigens keine machen. Die meisten verblieben bei der Baufirma – möglicherweise für den nächsten Monsterbau. Gemunkelt wird nämlich schon von einem „Mile-High-Tower“ mit 1600 Metern – fast zwölfmal so hoch wie der Stephansdom. (rie)

Höchste Gebäude
Höchste Gebäude

("Die Presse", Print-Ausgabe, 23.01.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.