Nacht-und-Nebel-Aktion für Raiffeisen

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Obwohl die Raiffeisen-Kapitalerhöhung erst am 7.Februar abgeschlossen sein wird, hat die Wiener Börse die Aktie schon in den begehrten "ATX five" aufgenommen. Dies sorgt für Kritik.

Wien. Die milliardenschwere Kapitalerhöhung der Raiffeisen Bank International (RBI) ist noch nicht zur Gänze abgeschlossen. Bis 7.Februar läuft die Bezugsfrist für Altaktionäre. Trotzdem hat die Wiener Börse zur Überraschung von Investoren bereits am 24.Jänner eine weitreichende Entscheidung getroffen: An diesem Tag wurde Raiffeisen in den sogenannten Börsenindex „ATX five“ aufgenommen. Dieser Index umfasst die fünf wichtigsten Aktien der Wiener Börse. Er ist vor allem bei internationalen Anlegern von Bedeutung. Denn bei kleinen Börsen kaufen ausländische Investoren meist nur jene Aktien, die sich in einem großen Index befinden.

Pech hatte der Maschinenbauer Andritz, der aus dem „ATX five“ flog. Die Wiener Börse machte dazu keine Aussendung, sondern gab die Änderung nur auf der Internetseite indices.cc bekannt.

Die Nacht-und-Nebel-Aktion sorgt bei Marktteilnehmern für Aufregung. Denn manche Fondsmanager, die sich am Index orientieren, waren gezwungen, kurzfristig Raiffeisen-Aktien zu kaufen. Gleichzeitig mussten sie sich von Andritz-Papieren trennen.

Im Vorstand der Wiener Börse sitzt Birgit Kuras, die früher für Raiffeisen gearbeitet hat. Die Wiener Börse bestreitet Vorwürfe von Investoren, hier bewusst eine voreilige Entscheidung getroffen zu haben, um Raiffeisen rasch den Einzug in den begehrten „ATX five“ zu ebnen, obwohl damals die endgültigen Entscheidungsgrundlagen noch gar nicht vorlagen.

Für Erstaunen sorgt ein weiteres Detail: Die Börse hat die Raiffeisen-Aktie in dem Index mit einem Streubesitz-Faktor von 50Prozent bewertet. Je höher der Streubesitz ist, umso stärker ist eine Aktie in dem Index gewichtet. Dabei steht erst nach dem 7.Februar fest, wie hoch der endgültige Streubesitz sein wird. „Die Börse hätte daher mit der Indexanpassung bis 7.Februar warten sollen“, sagt Alois Wögerbauer, Geschäftsführer von der 3 Banken-Generali Invest. Hier sei die Kommunikation nicht optimal gelaufen. Ähnlich äußerten sich andere Fondsmanager.

Wiener Börse verteidigt sich

Bei der Wiener Börse gibt es ein sogenanntes Indexkomitee. Dem Gremium gehören unter anderem Vertreter der Handelsmitglieder und der institutionellen Investoren an. Das Komitee traf sich zuletzt im Dezember. Damals wusste man aber noch nichts von der Raiffeisen-Kapitalerhöhung.

Daher wurde der Index im Jänner „spontan angepasst“, sagt Julia Resch, Sprecherin der Wiener Börse. „Die Änderungen waren regelwerkskonform. Es bedarf daher keiner Zusammenkunft der Indexkomitee-Mitglieder“, so Resch.

Und beim Streubesitzfaktor von 50Prozent habe sich die Wiener Börse auf die Meldung von Raiffeisen verlassen. Tatsächlich hat sich bei der RBI der Streubesitz zu Beginn der Kapitalerhöhung stark erhöht. Denn die neuen Aktien wurden zunächst an große institutionelle Investoren verkauft.

Die Eigentümerstruktur könnte sich aber bis zum 7.Februar wieder ändern, solange die Bezugsfrist für die Altaktionäre läuft. Dann könnte die Börse unter Umständen gezwungen sein, den Index erneut anzupassen. Auch wenn die Aufnahme von Raiffeisen in den „ATX five“ regelwerkskonform gewesen sei, „wäre es die Pflicht der Börse gewesen“, die Handelsteilnehmer darüber proaktiv zu informieren, sagt Fondsmanager Wögerbauer. Denn Indizes wie der „ATX five“ seien für Investoren nun einmal als Maßstab sehr wichtig.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.02.2014)

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