Ökonom: Staat soll Technikstudenten bezahlen

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Helmenstein(c) APA/HELMUT FOHRINGER
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Österreich könnte jeden vierten Technikstudenten mit rund 700 Euro im Monat "motivieren" - und damit immer noch gewinnen, sagt Christian Helmenstein.

Wien. 1600 studierte Geologen würde die heimische OMV gern anstellen. Das Problem: In Österreich bildet die Montan-Uni Leoben gerade einmal 40 im Jahr aus. Der Mineralölkonzern nimmt die Sache selbst in die Hand und schießt der Uni zehn Millionen Euro zu, um die Absolventenzahl zu verdoppeln.

Lösungen wie diese sind in Österreich die große Ausnahme. Das Problem ist hingegen kein Einzelfall. Obwohl fast eine halbe Million Österreicher arbeitslos gemeldet sind, finden Industriebetriebe keine Fachkräfte, sagt Economia-Ökonom Christian Helmenstein. 20.000 bis 60.000 Techniker, Dreher und Schweißer würden den Betrieben in den nächsten Jahren fehlen.

Der Ökonom hat auch einen Ausweg parat: Österreich könnte es sich leisten, junge Menschen dafür zu bezahlen, dass sie Technik studieren. Konkret könnte jeder vierte Technikstudent, abhängig von der Studiendauer, in den Genuss eines monatlichen 700-Euro-Stipendiums kommen, sagt er zur „Presse“. Volkswirtschaftlich würde sich das bald rechnen, da TU-Absolventen hierzulande so gut bezahlt werden, dass sie im ersten Arbeitsjahr bereits 6700 Euro mehr Steuern und Abgaben an den Staat bezahlen als durchschnittliche Uni-Absolventen.

Gefahr droht aus Deutschland

Österreichs Versuch, via Rot-Weiß-Rot-Card ausländische Schlüsselarbeitskräfte ins Land zu locken, sieht er nicht als gescheitert an. Zwar seien nicht einmal 2000 statt der erforderlichen 8000 gekommen. Die Zahl allein sei aber nicht entscheidend. US-Studien hätten gezeigt, dass etwa der Wirtschaftsaufschwung der Clinton-Ära von nur 45.000 Menschen rund um Boston getragen wurde. 1000 Menschen könnten für Österreich also reichen, wenn nur die Richtigen kämen.

Der große Druck drohe der Industrie ohnedies aus Deutschland, so Helmenstein. Dort hat sich das Durchschnittsalter der Elektroingenieure und Dreher von 1993 bis 2011 verdoppelt. Den deutschen Industrieunternehmen drohen Engpässe. Gehen diesen Betrieben bald wirklich die Arbeiter aus, würden sie vor allem in Österreich Nachschub suchen – und so das Problem hierzulande verschärfen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.02.2014)

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