AK: Frauen sitzen in Teilzeit fest

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Über die Hälfte der Frauen im Handel arbeiten Teilzeit – laut einer Studie der Arbeiterkammer aber längst nicht alle freiwillig.

Wien. Der Handel ist eine Frauenbranche. Und eine Teilzeitbranche. 12.000 von 14.000 seit 2008 neu geschaffene Stellen sind Teilzeitstellen. Im Einzelhandel arbeiten 47 Prozent der weiblichen Beschäftigten Teilzeit, der Frauenanteil bei den Teilzeitbeschäftigten beträgt 90 Prozent.

Einer Studie der Arbeiterkammer zufolge, die am Dienstag – rechtzeitig vor dem Start der Arbeiterkammerwahlen – präsentiert wurde, würden 12,5 Prozent der teilzeitbeschäftigten Frauen im Handel lieber Vollzeit arbeiten, finden aber keine Vollzeitstelle. Noch höher ist mit 21 Prozent die Zahl der Migrantinnen, die lieber mehr arbeiten würden. Unzufriedener als österreichische Handelsbeschäftigte sind die Migrantinnen auch mit den Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten im Handel.

Jede vierte Migrantin hätte gern mehr Chancen, sich weiterzubilden, insgesamt sind es 16 Prozent der Frauen. Die AK fordert deshalb vom Handel eine bezahlte Arbeitswoche für alle Angestellten zur betrieblichen Weiterbildung. Eine besondere Diskrepanz ergibt sich bei den Migrantinnen auch zwischen Qualifikationsniveau und beruflicher Stellung: Nahezu die Hälfte der Matura- und Hochschulabsolventinnen sind als „einfache“ Angestellte tätig.

Vollzeitstellen werden fast nur mehr für Filial- und Abteilungsleiterpositionen angeboten. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Frauen in niedrigeren Positionen in diese Stellen aufrücken können, ist gering. „In leitenden Positionen findet sich im Handel meistens ein Mann, auch wenn sonst fast alle Stellen von Frauen besetzt sind“, sagt AK-Präsident Rudolf Kaske. Üblicherweise würden Führungskräfte im Handel nicht aus den eigenen Reihen rekrutiert, und schon gar nicht aus den Teilzeitbeschäftigten. Kaske fordert deshalb den Vorzug für Teilzeitkräfte bei der Besetzung von Vollzeitstellen.

300 Euro weniger Einkommen

Die Einkommensschere zwischen Frauen und Männern im Handel ist hoch. Und das liegt nicht nur an der Teilzeitarbeit der Frauen. Auch Vergleiche zwischen Vollzeitbeschäftigten zeigen, dass der durchschnittliche Nettoverdienst der Frauen bei 1770 Euro und damit um 300 Euro unter dem der Männer liegt. Einkommensunterschiede zeigen sich schon im ersten Jahr nach der Lehre, in dem 13,2 Prozent der Männer 1800 Euro brutto verdienen, aber nur vier Prozent der Frauen.

Stark unterrepräsentiert sind im Handel ältere Beschäftigte. Nur 6,6 Prozent aller Arbeitskräfte sind über 55 Jahre alt, in der Gesamtwirtschaft sind es 8,5 Prozent. Kaske fordert hier eine rasche Einführung eines Bonus-Malus-Systems für Arbeitgeber. (es)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2014)

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