Erste Group: Osteuropa-Verluste lassen Jahresgewinn einbrechen

Erste-Chef Andreas Treichl
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Die Bank halbiert nach einem tiefroten Schlussquartal die Dividende je Aktie auf 20 Cent. Die Aktie stürzt im Frühhandel ab.

Teure Abschreibungen auf die Rumänien-Tochter BCR, aber auch der Ausstieg aus der Ukraine haben bei der börsenotierten Erste Group 2013 den Jahresgewinn von 483,5 Mio. Euro auf 61 Mio. Euro einbrechen lassen. Das Schlussquartal war tiefrot: Hier musste am Freitag ein Verlust von 369,3 Mio. Euro gemeldet werden. Trotzdem zahlt die Großbank wieder eine Dividende: Die Ausschüttung wird allerdings von 40 Cent auf 20 Cent je Aktie gekürzt. Erste-Chef Andreas Treichl erwartet heuer einen operativen Gewinn in etwa am Niveau von 2013. Er will Kosten senken und den Konzern insgesamt stärken.

Im Anschluss an die Veröffentlichung der Jahreszahlen sind die Aktien der Erste Group am Freitag an der Wiener Börse mit deutlichen Abschlägen in den Handel gestartet. Die Titel stürzten in den ersten Handelsminuten um 7,72 Prozent auf 26,42 Euro ab. Auch der ATX zeigte sich davon deutlich belastet und gab bis etwa 9.10 Uhr 1,42 Prozent auf 2.605,19 Einheiten ab.

Treichl: Keine Sorge um Erste-Rating

Treichl sprach vor Analysten das spezielle Umfeld in Österreich wegen der abzuwickelnden staatlichen Problembank Hypo Alpe Adria an. "Wir wissen nicht, wie das ausgeht", meinte der Bank-Chef. Man wisse noch nicht, welche Wahl die Regierung treffe und welche Folgen dies für das Land und für die Erste selbst haben werde.
Anders als die Notenbank oder andere Banken hätte Treichl nicht die Sorge, dass die Erste ihr Rating verlieren würde, sollte die Hypo Alpe Adria in Konkurs geschickt werden.

Welche Folgen ein Hypo-Insolvenzszenario für die Bonität des Staates hätte, dazu wollte er sich nicht äußern. "Insolvenz ist nicht gleich Insolvenz, Konkurs nicht gleich Konkurs", sagte Treichl. Es hänge davon ab, wie die Regierung damit umginge und wie sie das "rüberbringt". Als Beispiel für so eine Kommunikation nannte er etwa Zusicherungen, dass man zwar bereit sei, die Hypo fallenzulassen, aber zum Land Kärnten zu stehen, und dass dies ein nicht wiederholbarer Einzelfall wäre.

Der Erste-Chef sagte, er wäre "noch immer bereit, die Bankenabgabe in jede Lösung hineinzustecken". Auch wenn die Regierung eine Insolvenzlösung für die Hypo verfolgte, würde sie dafür Kapital benötigen, dasselbe gelte für Auffanglösungen bzw. eine "Bad Bank".

Deutlicher Verlust in Ungarn

In Ungarn hat die Tochterbank der Erste Group im Geschäftsjahr 2013 unterm Strich einen Verlust von 108,9 Mio. Euro geschrieben. Das war doppelt so viel wie im Jahr davor (55,1 Mio. Euro). Für einen Großteil des zusätzlichen Abgangs macht die Erste die hohen ungarischen Bankensteuern verantwortlich.

Die Erste Group ist voriges Jahr aus dem Krisenland Ukraine ausgestiegen. Der Aufenthalt in diesem Land hat aber viel gekostet: Der Vorstand bezifferte die kumulierten Abschreibungen am Freitag mit etwa 300 Mio. Euro. Mit einer letzten Abschreibung auf Währungsschwankungen von 76,6 Mio. Euro in der Konzernbilanz 2013 schloss die Erste das Kapitel Ukraine für sich ab.

Das langjährige Sorgenkind, die rumänische BCR (Banca Comerciala Romana), bilanzierte - allerdings nur dank eines steuerlichen Sonderertrags von 127,7 Mio. Euro - erstmals seit Jahren schwarz: Für die BCR weist die Erste Group für 2013 damit einen Nettogewinn von 127,9 Mio. Euro (Vorjahr: 294,3 Mio. Euro Verlust) aus. Weil in den vergangenen Jahren viel für faule Kredite zur Seite gelegt werden musste, konnten die neuen Risikovorsorgen in der Rumänien-Bank auf 386,5 Mio. Euro halbiert werden.2014 will die Erste Group dort ihren Bestand an faulen Krediten um 15 bis 20 Prozent abbauen.

Kreditrisikokosten niedriger

Ihre gesamten Kreditrisikokosten hat die Erste im Jahr 2013 um 10,9 Prozent auf 1,76 Mrd. Euro senken können. Erste-Chef Andreas Treichl führt das darauf zurück, dass sich die Region Zentral/Osteuropa 2013 wirtschaftlich besser entwickelt hat als von vielen Skeptikern erwartet. Von einer spürbaren Belebung der Kreditnachfrage war allerdings noch nichts zu sehen.

Für das laufende Jahr 2014 rechnet die Bank mit einem Rückgang der Kreditrisikokosten von höchstens fünf Prozent. Grund dafür sind die anstehenden Bilanzchecks durch die Europäische Zentralbank (EZB).

Das Betriebsergebnis will die Erste Group heuer "stabil" halten, also bei rund 3,1 Mrd. Euro "plus/minus zwei Prozent", wie die Bank weiter mitteilte. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ist der Betriebsgewinn um 4,7 Prozent auf 3,3 Mrd. Euro zurückgegangen. Der Vorsteuergewinn fiel um mehr als 53 Prozent auf 374,3 Mio. Euro.

(APA)

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