Mehr Ältere am Arbeitsmarkt, aber auch mehr arbeitslos

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Am stärksten stieg die Arbeitslosigkeit mit 29,5 Prozent bei den über 50-Jährigen. Die SPÖ-Senioren fordern einen Abkehr vom "Jugendwahn".

Die demografische Entwicklung hinterläßt deutliche Spuren am österreichischen Arbeitsmarkt.  Die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen stieg mit 29,5 Prozent am stärksten an. Obwohl noch nie waren in Österreich so viele Menschen im Alter über 50 Jahren erwerbstätig wie heute. "Mit 783.000 50plus sind heute rund 60 Prozent der 50plus erwerbstätig", stellt ÖVP-Seniorensprecherin Gertrude Aubauer fest. Und dennoch sei die Lage der Älteren am Arbeitsmarkt dramatisch, sagt Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des ÖGB, und fordert, dass alles getan werde, damit Ältere länger Arbeit haben. Insgesamt stieg die Zahl der vorgemerkten Arbeitslosen im Februar auf 356.745, ein Anstieg um 9,3 Prozent.

Gewerkschaft für Bonus-Malus-System

Im Februar hat es laut Aubauer um 35.000 mehr Beschäftigte im Alter über 50 als noch im Februar 2013 gegeben, und leider auch um 15.343 Arbeitslose in diesem Alter mehr. Aubauer fordert, der demopgraphischen Entwicklung durch die im Regierungsprofgramm vereinbarte Teilpension entgegenzutreten.

Achitz fordert in einer Presseaussendung, die Betriebe in die Pflicht zu nehmen. Es müsse für Unternehmen deutlich teurer werden, ältere Beschäftigte vor die Tür zu setzen. Das wäre etwa durch das Bonus-Malus-System möglich. Die Devise müsse "Umschulen statt Rauswerfen" lauten. Das sei auch im Interesse der Wirtschaft, die immer vor einem demografisch bedingten Fachkräftemangel warne.

Blecha fordert Abkehr vom "Jugendwahn"

Eine "Radikal-Reform" der Arbeitswelt fordert dagegen der Präsident des SP-Pensionistenverbands (PVÖ), Karl Blecha, angesichts der im Februar erneut überdurchschnittlich gestiegenen Arbeitslosigkeit unter den Über-50-Jährigen um gut 20 Prozent. "Wir brauchen ein radikales Umdenken in der Arbeitswelt, in den Köpfen der Firmenchefs und in den Personalabteilungen", so Blecha in einer Presseaussendung.

Dass heute Menschen ab 50 als "zu alt" für den Arbeitsmarkt gelten, sei ein Skandal. Es sei höchst an der Zeit, dass der falsche "Jugendwahn" in der österreichischen Arbeitswelt endlich der Vergangenheit angehöre. Blecha fordert einen Paradigmenwechsel in den Chefetagen, altersgerechte Jobs, betriebliche Gesundheitsvorsorge und ein Bonus-Malus-System.

Hundstorfer verspricht Arbeitsmarkpaket

Laut Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) wird das Arbeitsmarktpaket für Ältere, das dieses Monat im Parlament beschlossen werden soll, für eine Entspannung sorgen. Demnach werden in den nächsten drei Jahren 350 Mio. Euro zur Beschäftigungsförderung für die Generation 50+ bereitgestellt. Mittels Eingliederungsbeihilfen und der Stärkung des zweiten Arbeitsmarktes könnten 20.000 Menschen pro Jahr gezielt gefördert werden. Über 8500 Personen werden im Anschluss einen fixen Arbeitsplatz mittels dieser Maßnahmen erhalten, so Hundstorfer heute.

Der Österreichische Zivil-Invalidenverband (ÖZIV) beobachte den Anstieg der Arbeitslosigkeit behinderter Personen im Februar um fast 30 Prozent mit großer Sorge, so ÖZIV-Präsident Klaus Voget.

(APA)

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