Steuern und Abgaben fressen Hälfte des Gehaltes

Versteuert, Stempel
Versteuert, Stempel www.bilderbox.com
  • Drucken

Gerade die diskret versteckten Lohn-Nebenkosten haben es in sich: Für Arbeitgeber sind diese bei Einkommen bis 5000 Euro mit rund 30 Prozent des Bruttolohns besonders hoch.

Der Spitzensteuersatz von 50 Prozent gilt in Österreich als Symbol für eine starke Belastung besonders gut verdienender Menschen. Aus Sicht von Firmen ist eine 50-prozentige Belastung der Löhne mit Steuern und Abgaben hingegen die Regel. Schon bei Monatseinkommen von brutto 3000 Euro bleibt dem Mitarbeiter netto weniger als die Hälfte der Lohnkosten übrig.

Hohe Gehälter prozentuell geringer belastet

Die verzerrte Wahrnehmung entsteht, weil die Lohnnebenkosten der Arbeitgeber am Gehaltszettel nicht aufscheinen und in der öffentlichen Diskussion in der Regel unter den Tisch fallen. Gerade diese diskret versteckten Nebenkosten sind aber bei Einkommen bis 5000 Euro mit rund 30 Prozent des Bruttolohns besonders hoch. Danach sinken die Arbeitgeber-Zusatzkosten prozentuell, bei 36.000 Euro Monatsgehalt/500.000 Jahresgage - ab diesem Betrag soll künftig eine zusätzliche Besteuerung greifen - liegen sie "nur" mehr bei 12 Prozent.

Steuern/Abgaben fressen das halbe Gehalt
Steuern/Abgaben fressen das halbe Gehalt(c) APA

Zweiter Effekt, der die Belastung von hohen Einkommen dämpft, ist die Deckelung der Sozialversicherungsabgaben. Bis 4530 Euro monatlich (63.420 Euro/Jahr) kostet die Sozialversicherung knapp 18 Prozent des Bruttoeinkommens, danach steigt sie aber nicht mehr. Bei einem Jahreseinkommen von 500.000 Euro macht der Sozialversicherungsabzug (konstant 11.370 Euro/Jahr) daher nur mehr 2,2 Prozent aus.

ÖGB-Chef für Entlastung

ÖGB-Präsident Erich Foglar fordert in einer Aussendung ebenfalls eine steuerliche Entlastung der Löhne und Gehälter. Dies würde den Konsum ankurbeln und damit "dem Wirtschaftskreislauf einen ordentlichen Turbo geben". "Wir brauchen daher dringend eine Steuerstrukturreform, die den Arbeitnehmern endlich mehr Netto vom Brutto lässt", so Foglar am Donnerstag in einer Aussendung.

"Irrwitzige" Abgabenbelastung

Martin Grill, Geschäftsführer der Wirtschaftsprüfer- und Steuerberaterfirma ECOVIS Austria, nennt die Abgabenbelastung "irrwitzig", vor allem im internationalen Vergleich. Schon bei niedrigen Einkommen wird jeder zusätzliche Euro Gehalt zur Hälfte von Steuern und Abgaben aufgefressen. "In der Politik wird immer auf Höchstgehälter Bezug genommen, aber schon normale Durchschnittsgehälter sind betroffen", kritisiert Grill.

Auch steigt die Belastung mit Steuern und Abgaben bis hinauf zu Spitzeneinkommen nicht mehr. Bei 36.000 Euro monatlich (500.000 Euro im Jahr) muss die Firma sogar prozentuell etwas weniger Abgaben veranschlagen. Denn prozentuell die höchste Abgabenquote gibt es bei einem Monatsbruttoeinkommen von 5000 Euro: von 100 Euro, die der Arbeitgeber ausgibt, bleiben dem Arbeitnehmer in dieser Einkommensklasse netto nur 47,2 Euro. Bei einem Einkommen von jährlich 500.000 Euro bleiben netto 48,85 Prozent, also um 1,65 Prozentpunkte mehr, übrig.

Bei 2000 Euro bleiben nur 55 Prozent

Aus Sicht des Arbeitgebers gibt es also für Löhne ab 3000 Euro monatlich (42.000 Euro im Jahr) keine Degression mehr - gleichsam eine "Flat-Tax" (inklusive Sozialversicherung). Und auch niedrigere Einkommen sind nur geringfügig weniger belastet: Bei einem Einkommen von gut 2000 Euro brutto - das entspricht dem österreichischen Durchschnitt - bleiben netto auch nur 55 Prozent der Lohnkosten im Börsel. Selbst bei einem an sich lohnsteuerfreien Einkommen von 1.000 Euro brutto im Monat sieht der Arbeitnehmer nur 62 Prozent der Ausgaben des Arbeitgebers am Konto: Von den jährlich 14.000 Euro gehen 2.500 Euro an die Sozialversicherung, 4470 Euro muss der Arbeitgeber für Nebenkosten drauflegen.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Österreich

Steuern: Österreicher flüchten in Teilzeit

Der hohe Eingangssteuersatz halte die Österreicher ab, mehr zu arbeiten, sagen Ökonomen. Sie fordern fließend steigende Lohnsteuern.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.