Die Airline hat zwar erstmals seit sechs Jahren einen operativen Gewinn geschafft, für AUA-Chef Jaan Albrecht ist die Sanierung aber noch nicht abgeschlossen.
Wien. 140 Mio. Euro hat die Lufthansa ihrer maroden Tochter AUA in den letzten zwei Jahren zugeschossen, damit diese überleben und sich die dringend notwendige Modernisierung der Businessclass in den Langstreckenjets leisten konnte. Die nächste, viel teurere Investitionen muss die AUA selbst stemmen: 500 Mio. Euro kostet die Erneuerung der Mittelstreckenflotte – die 21 Fokker sind in die Jahre gekommen. Noch einmal rund 200 Mio. Euro sollen in den Ausbau der Langstrecke fließen.
Die Ausgangslage für dieses schwierige Unterfangen ist nicht schlecht: Erstmals nach sechs Jahren tiefroter Zahlen hat die AUA im Vorjahr ein positives Betriebsergebnis von 25,1 Mio. Euro erwirtschaftet – und zwar ohne bilanzielle Sondereffekte. 2012 gab es noch ein Minus von sechs Mio. Euro. Auch unter dem Strich schaffte die AUA 2013 eine schwarze Null. Allerdings belasten die Verluste aus der Vergangenheit noch die Bilanz.
Der Rückenwind aus dem rigorosen Sparprogramm, das jährlich an die 240 Mio. Euro bringt, die bessere Auslastung der Flugzeuge und eine Expansionsstrategie soll die AUA laut Airline-Chef Jaan Albrecht nachhaltig sanieren. Dieses Ziel lässt sich in Zahlen fassen: Die Vorgabe der Lufthansa ist eine Ebit-Marge (Betriebsergebnis gemessen am Umsatz) von vier Prozent, also rund 80 Mio. Euro. „Vor zwei Jahren waren wir der Bruchlandung nahe, jetzt sind wir im Steigflug und können Seitenwinde meistern“, beschrieb Albrecht die Situation der AUA. „Wir sind aber noch nicht auf Flughöhe und nicht stark genug, dass wir durch schwere Gewitter fliegen können.“
Neuer Bordkollektivvertrag
Albrecht dreht deshalb weiter an der Kostenschraube: Nach dem von Bordbetriebsrat und Gewerkschaft vor Gericht bekämpften Übergang des Flugbetriebs auf die Tochter Tyrolean – der Spruch des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) wird heuer erwartet – steht der nächste Meilenstein an: Bis Ende Mai soll ein für die AUA viel günstigerer Kollektivvertrag (KV) für das fliegende Personal fertig sein. „Wir sitzen täglich am Verhandlungstisch“, gab sich Tyrolean-Geschäftsführer und Verhandlungsführer Klaus Froese zuversichtlich. Die Eiszeit mit den Betriebsräten gebe es nicht mehr.
Die Entscheidung über die neue Mittelstreckenflotte soll Mitte des Jahres fallen, wobei mehrere Varianten – Embraer, Bombardier, Dash, Airbus – geprüft werden. Weil die eigenen Gewinne noch nicht ausreichen, werde die Lufthansa das Geld vorstrecken, sagte der für Finanzen zuständige Heinz Lachinger. „Wir müssen das Geld – inklusive Langstreckeninvestitionen von 700 Mio. Euro – zurückzahlen.“ Dazu brauche es eine solide Bilanz. Die Eigenkapitalquote stieg 2013 leicht auf einen niedrigen zweistelligen Prozentbetrag.
Im Sommer wird eine neue Boeing 777 in Dienst gestellt und Newark (USA) neu angeflogen. Für 2015 denkt Marketingvorstand Karsten Benz über weitere neue Destinationen in den USA und Asien sowie Ferienziele in der Karibik und im Indischen Ozean nach. An den Flügen nach Russland und die Ukraine halte man fest, obwohl man die Krise schon spüre.
Lufthansa zahlt Dividende
In Frankfurt freute man sich, dass das österreichische Sorgenkind schwarze Zahlen geschafft hat. Die Tochter Swiss verzeichnete einen Gewinnsprung um 24 Prozent auf 217,1 Mio. Euro. Bei den Mitarbeiterzahlen unterscheiden sich die beiden Fluglinien nur wenig: Die AUA hat 6208, die Swiss 6956 Mitarbeiter. Bei den Schweizern schlagen das deutlich größere Langstreckennetz und der höhere Anteil an Businesskunden positiv zu Buche.
Im Lufthansa-Konzern drückten das vor zwei Jahren eingeleitete Sanierungsprogramm und hohe Investitionen in die Flottenerneuerung auf den Ertrag: Der operative Gewinn sank um 17 Prozent auf 697 Mio. Euro, das Nettoergebnis fiel um 75 Prozent auf 313 Mio. Euro. Dennoch gibt es wieder eine Dividende von 45 Cent – dreimal so viel wie von Analysten erwartet. Für 2012 ist sie gestrichen worden. Der neue Lufthansa-Boss, Carsten Spohr, übernimmt von Christoph Franz jedenfalls einen im Umbau befindlichen Luftfahrt-Konzern. Bis 2015 soll der operative Gewinn auf 2,65 Mrd. Euro steigen. (eid)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.03.2014)