Verdacht auf Insiderhandel mit Hypo-Anleihen

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Die Finanzmarktaufsicht (FMA) prüft verdächtige Kursbewegungen bei Anleihen der staatlichen Hypo Alpe Adria. Wenige Tage vor Bekanntgabe der Anstaltslösung stieg der Kurs zumindest einer Anleihe um 40 Prozent.

Wien. Für Aufregung sorgen derzeit Anleihen der staatlichen Hypo Alpe Adria. Der Kurs zumindest einer Hypo-Anleihe ist wenige Tage vor Bekanntgabe der Anstaltslösung um rund 40 Prozent gestiegen. Von der Hypo Alpe Adria gibt es 75 Anleihen. Bei wie vielen Wertpapieren es rund um die Verkündung der Anstaltslösung – die eine Pleite der maroden Staatsbank endgültig ausschloss – verdächtige Kursbewegungen gegeben hat, muss von der Finanzmarktaufsicht (FMA) noch erhoben werden. Von der FMA hieß es dazu am Freitag, man sehe sich grundsätzlich jede auffällige Kursbewegung an. In der Regel gibt es bei solchen Anleihen geringe Handelsvolumina, daher sind die Kurse oft leicht zu beeinflussen.

Das Finanzministerium erklärte zur Causa: „Wir wurden von der FMA über den Umstand informiert, dass es auffällige Kursbewegungen bei Anleihen der Hypo Alpe Adria gegeben hat.“ Es sei gut, dass die Behörde die Sache „eingehend“ prüfe. Das Finanzministerium selbst will sich auf die Abwicklung der Hypo konzentrieren.

FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl meint, Finanzminister Michael Spindelegger (ÖVP) habe „durch die überhastete Anstaltslösung für die Hypo ein Szenario geschaffen, das es Insidern ermöglicht hat, Schrottanleihen zu vergolden“. Er vermutet Insiderhandel, sieht „atypisches Verhalten an den Märkten“.

Im großen Stil seien Hypo-Anleihen gekauft worden, „obwohl es zu diesem Zeitpunkt höchstwahrscheinlich gewesen ist, dass diese Anleihen einen erheblichen Teil ihres Wertes einbüßen werden“, so Kickl. „Ausschließlich Insiderwissen um die bevorstehende Anstaltslösung“ habe die Investoren zum Kauf bewegen können, glaubt der Freiheitliche, der dazu eine parlamentarische Anfrage an den Finanzminister einbringen wird. Denn die „Insiderinformation“ müsse aus dem „Büro und/oder Umfeld des Finanzministers stammen“. Der Vorwurf wird im Umfeld des Ministers entschieden bestritten. Auch die Mitglieder der Hypo-Taskforce betonen, dass sie nichts mit den auffälligen Kursbewegungen zu tun haben.

Opposition fordert Aufklärung

Das Team Stronach verlangt ebenfalls umgehende Aufklärung. „Es darf nicht sein, dass sich Spekulanten noch einmal auf Kosten der Steuerzahler eine goldene Nase verdienen“, sagte Klubobfrau Kathrin Nachbaur. Sollten tatsächlich Informationen aus dem Finanzministerium herausgegeben worden sein, „muss Spindelegger als Finanzminister politisch und rechtlich die Verantwortung für diesen Skandal übernehmen“, so Nachbaur.

Die Politikerin erklärte, dass sie schon vor drei Wochen vom Verdacht eines Insiderhandels rund um Hypo-Papiere gewarnt habe. „Dass nun die Finanzmarktaufsicht bereits aktiv ist, erhärtet den Verdacht. Wir brauchen in diesem sensiblen Fall rasch Aufklärung und Transparenz“, so Nachbaur.

Wie lange die Ermittlungen der Finanzmarktaufsicht dauern werden, ist unklar. Bei Verdacht auf Insiderhandel muss die Aufsicht herausbekommen, wer die betroffenen Wertpapiere ge- und verkauft hat. Dazu müssen die involvierten Banken angeschrieben werden.

Mit der Anstaltslösung erspart die Regierung Anlegern Verluste mit Hypo-Anleihen. Die Staatsbank hat noch Papiere von 16 Milliarden Euro auf dem Markt.

Die Anleihen kauften vor allem Versicherungen, Pensionskassen, Landesbanken aus Deutschland, Italien, der Schweiz und Österreich. Im Zuge der Diskussionen über eine Hypo-Pleite fiel der Kurs der Anleihen. Wer damals günstig eingestiegen ist, kann sich jetzt über Gewinne freuen. (APA/höll)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.03.2014)

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