ÖVAG-Chef kann "substantielle Belastungen" nicht ausschließen

APA/HELMUT FOHRINGER
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Für 2014 sei kein Staatszuschuss nötig, so Bank-Chef Koren. Der mittelfristige Geldbedarf wegen Basel-III soll über den Kapitalmarkt organisiert werden.

Die in Sanierung befindliche teilstaatliche Oesterreichische Volksbanken AG (ÖVAG) wird im laufenden Geschäftsjahr 2014 zwar kein frisches Kapital und somit auch kein neues Geld von der Republik benötigen, mittelfristig wird jedoch ein weiterer Kapitalbedarf nicht ausgeschlossen. Um dabei den Steuerzahler möglichst zu schonen, soll der Konzern so rasch wie möglich kapitalmarktfähig gemacht werden.

"Aufgrund der Gemengelage können wir nicht davon ausgehen, dass wir nicht frisches Kapital benötigen", sagte ÖVAG-Chef Stephan Koren auf der Bilanzpressekonferenz am Donnerstag. "Das muss nicht unbedingt von der öffentlichen Hand kommen. Deshalb ist es uns auch so wichtig, kapitalmarktfähig zu werden, um unter Umständen auch von privater Seite Kapital zu erhalten", führte Koren aus. Dass noch "substanzielle Belastungen" auf das Haus zurückfallen, könne er nicht ausschließen.

Auch laut der Ratinagentur Moody's besteht die Wahrscheinlichkeit, dass das Volksbanken-Spitzeninstitut mittelfristig wieder Geld brauchen wird. Doch dann, müssen die Haupteigentümer, die Volksbanken in den Bundesländern, einspringen, betonten Vertreter von SPÖ und ÖVP unisono.

224 Mio. Euro Verlust eingefahren

Zuvor hat das Institut für das Geschäftsjahr 2013 einen Verlust von 224 Millionen Euro mitgeteilt, auf Konzernebene wurden 100 Millionen Euro Verlust eingefahren. Um ab 2015 den langfristigen Herausforderungen wie einem Absinken der Eigenmittelquote aus diversen Basel-III-Effekten heraus zu begegenen, hat der Konzern eine Reihe von Initiativen gesetzt, etwa ein weiteres Kostensenkungsprogramm.

Die genau Höhe der künftigen Kapitalbedarfs sei aber nicht abschätzbar, sagte Koren. Dieser hänge unter anderem von den Verkaufserlösen für die Rumänien-Tochter und die Osteuropa-Immobilien ab. Auch der Basel-III-Effekt werde sich substanziell auswirken: So müsse die ÖVAG 300 Mio. Euro staatliches PS-Kapital zurückführen, weiters gehe es um 300 Mio. Euro Haftungszuschläge im Sektor, 150 Mio. Euro privates PS-Kapital und um Minderheitenanteile in einer ähnlichen Größenordnung. Diese Beträge seien aber nicht sofort zu ersetzen, Basel-III sehe eine Übergangszeit bis 2022 vor. Man habe also acht Jahre Zeit.

Abbau von Bedrohungen

Die Kapitalmarktfähigkeit soll mittelfristig durch den Abbau von "Bedrohungen" und die Stärkung der Innenfinanzierungskraft erreicht werden. Neues PS-Kapital kann nicht mehr aufgenommen werden, weil das nicht mehr anrechenbar sein wird. In einem ersten Schritt ist an die Ausgabe von nachrangigen Finanzinstrumenten gedacht, in einem zweiten Schritt an Tier-1-Instrumente, hieß es heute.

Der für 2015 geplante Verkauf der Rumänien-Tochter wird laut ÖVAG-Vorstand Michael Mendel derzeit vorbereitet. Diese hat 2013 mit einem Verlust von 120 Mio. Euro zu Buche geschlagen. Ende 2014 - nach den EZB-Stresstests - werde man damit an den Kapitalmarkt herangehen. Als wesentliche Maßnahme sei es gelungen, diesen Dienstag den Verkauf des Großteils der notleidenden Kredite abzuschließen. Betroffen davon sind 490 Mio. von 650 Mio. Euro nach rumänischer Definition. Nach ÖVAG-Definition wären es um 400 Mio. Euro mehr.

Für Stresstest optimistisch

Koren geht davon aus, dass der ÖVAG-Konzern mit seiner Eigenmittelquote von 19,1 Prozent den EZB-Stresstest bestehen wird. Derzeit sei dies aber eine akademische Frage, es habe erst die Vorstufe dazu, der Asset Quality Review (Bilanzcheck), begonnen.

Beim eingeleiteten Verkauf des Leasinggeschäftes ist laut Mendel bei den drei größten Gesellschaften der "Status der Exklusivität" erreicht worden, bei den anderen stünde man "weit vorbereitet im Verkaufsprozess".

Zahl der 50 Volksbanken verringern

Hauptziel des geplanten Umbaues des Volksbanken-Sektors ist es laut Koren, die Kapitalmarktfähigkeit wieder herzustellen. Die dafür angedachten Strategien würden heute noch revolutionär aussehen. Demnach ist eine deutliche Reduktion der heute bestehenden rund 50 Volksbanken vorgesehen. Diese werden von der Größe her gleichmäßiger aufgestellt sein. Die regionale Verankerung soll beibehalten, die Komplexität deutlich reduziert und Kosten eingespart werden. Der große und treue Kundenstamm soll weiter mindestens so gut wie heute betreut werden. Die Diskussion darüber im Verbund sei nicht unkontroversiell, so Koren. Es gebe aber ein breites Verständnis dafür, dass ein wesentlicher Veränderungsbedarf da sei. Der Umbau soll bis 2015 abgehakt sein.

(APA)

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