Österreichs Banken rüsten sich für den Stresstest

(c) APA/dpa/Boris Roessler
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Die EZB überprüft die Banken auf ihre Krisenfestigkeit. An den Methoden gibt es Kritik.

Wien. Bevor die Europäische Zentralbank (EZB) im November 2014 die Aufsicht über die europäischen Großbanken übernimmt, überprüft sie diese gründlich. In den nächsten Monaten müssen sich daher 128 europäische Finanzkonzerne einem Bilanzcheck unterziehen. In Österreich sind die Erste Group, die Bawag, das Volksbanken-Spitzeninstitut ÖVAG, die Raiffeisen Zentralbank sowie die Raiffeisen Landesbanken in Oberösterreich und Niederösterreich-Wien betroffen.

Die Bank Austria wird gemeinsam mit der italienischen Mutter UniCredit unter die Lupe genommen. Die Hürden sind höher als bei früheren Tests. Bei der mehrstufigen Prüfung will die Aufsicht herausfinden, ob die Banken eine neuerliche Finanzkrise auch ohne Staatshilfe bewältigen können. Dazu wird unter anderem ein Krisenszenario simuliert. Dieses enthält einen kräftigen Konjunkturabschwung, massive Turbulenzen an den Börsen und Verzögerungen bei der Refinanzierung.

Bei den Banken darf auch in diesem schwierigen Szenario die Kernkapitalquote nicht unter 5,5Prozent fallen. Doch es gibt auch Zweifel, ob der Test aussagekräftig ist. Denn die Banken können Staatsanleihen aus der Eurozone weiterhin als risikolos einstufen. Dabei hat die Schuldenkrise gezeigt, dass Staatsanleihen nicht mehr so sicher sind. So führte Griechenland einen Schuldenschnitt durch. Ausländische Anleger und Banken verloren damit Milliarden.

Doch das Debakel wurde schnell vergessen. Statt Kredite zu vergeben, haben Banken in Italien, Spanien und Portugal Staatsanleihen ihrer Heimatländer gekauft. Denn anders als bei Krediten müssen sie diese Anleihen nicht mit Eigenkapital absichern. „Die Verflechtung von Abhängigkeiten zwischen Staaten und Banken war seit der Euro-Einführung noch nie so groß wie heute“, heißt es in einer Studie der Frankfurter DZ-Bank.

Einige Banken ohne Zukunft

Analysten schätzen, dass sich bei dem EZB-Stresstest Kapitallücken in dreistelliger Milliardenhöhe aufmachen können. Manche Institute, die durchfallen, dürften für immer vom Markt verschwinden. „Wir müssen akzeptieren, dass einige Banken keine Zukunft haben“, erklärte Danièle Nouy, Chefin der neuen Bankenaufsicht in der Eurozone. Gleichzeitig hat die EU vor Kurzem Regeln zur Abwicklung von Pleitebanken beschlossen. Diese sollen sicherstellen, dass künftig nicht mehr die Steuerzahler, sondern Eigentümer und Gläubiger zum Handkuss kommen. Wäre das schon früher umgesetzt worden, wäre auch die Abwicklung der Hypo Alpe Adria anders gelaufen.Laut EU-Beschluss müssen die Banken künftig in einen Fonds einzahlen, mit dem die Abwicklung der maroden Institute finanziert wird. Als Zielgröße werden 55 Mrd. Euro genannt. Doch das ist zu wenig, wenn man bedenkt, dass Europas Banken seit Ausbruch der Finanzkrise über 260 Mrd. Euro an Hilfen bekommen haben.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.04.2014)

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