Eine Verlegung des Konzernsitzes müsse immer eine Option sein, sagte Raiffeisenlandesbank-Chef Schaller. Die hohe Bankenabgabe zwingt zu neuen Überlegungen.
Wieder ein großes Unternehmen, das eine Abwanderung ins Ausland erwägt. Nach der Erste Group püft nun auch die Raiffeisenlandesbank (RLB) OÖ, welche Folgen eine Übersiedlung des Konzernsitzes nach Deutschland hätte. "Es wäre betriebswirtschaftlich fahrlässig, wenn ich eine Verlegung nicht für eine Option hielte", so Generaldirektor Heinrich Schaller in den "Oberösterreichischen Nachrichten" am Freitag. In Deutschland würde die RLB gut fünf Mio. Euro Bankenabgabe zahlen, in Österreich sind es 34 Mio.
Die Bank würde bei einer Sitzverlegung nicht zur Gänze abwandern, betroffen wären wohl nur ein paar Stabsstellen. "Denn die Nähe zu unseren Kunden ist uns wichtig. Und diese würden von solch einer Maßnahme selbstverständlich nichts bemerken", sagt Schaller. Aber die Belastung der Banken habe ein Ausmaß erreicht, das man nicht mehr so einfach hinnehmen wolle. Der RLB-Generaldirektor fordert eine Reduktion der Abgabe und eine Klarstellung, wie lange diese noch eingehoben wird. Auch ein Gegenrechnen mit anderen Belastungen für die Geldinstitute sei notwendig.
Auch Erste Group überlegt
Schaller lässt keinen Zweifel daran, "dass wir nicht die einzige Bank sind, die eine Verlegung ins Ausland prüft". Der tschechische Staatspräsident Milos Zeman hatte erst diese Woche erklärt, dass die börsenotierte österreichische Erste Group erwägt, ihren Sitz von Wien nach Prag zu verlegen. Die Bank verwies auf Anfrage darauf, in Wien für 300 Mio. Euro am neuen Hauptbahnhof gerade eine neue Zentrale für mehr als 4.000 Leute zu bauen, die 2016 fertig werden soll. Ansonsten beließ sie es bei diplomatischen Floskeln.
Tatsächlich könnten Österreichs Institute relativ einfach wesentliche Teile ihres Geschäfts ins Ausland verlegen. "Würde man das Eigendepot-Management abziehen, das große Firmenkundengeschäft und die Immobilien, wäre ein zweistelliger Milliardenbetrag an Volumen im Ausland, aber nur wenige Mitarbeiter wären von der Verlegung betroffen", wird ein Konzern-Insider in dem Zeitungsbericht zitiert. Damit könne man Einiges an Steuern sparen. Man müsse ja nicht unbedingt nach Prag ausweichen, Bratislava liege nur wenige Kilometer von Wien entfernt.
(APA)