Hypo-Chef: "Mehr Leichen im Keller als wir dachten"

PG HYPO: PICKER
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2,7 Mrd. Euro Verlust schrieb die Hypo im Vorjahr. Die Pleite-Debatte habe dem Image im Ausland geschadet, kritisiert die Bank.

Seit 11. April hat die staatliche Krisenbank Hypo Alpe Adria vom Bund die jüngste rettende Kapitalzufuhr von 750 Millionen Euro in den Büchern. Damit konnte sie ihre letzte Bilanz als Bank schließen. Der Bund deckte den größten Teil der Verluste ab. In der Bank-AG waren es 2,748 Milliarden Euro Verlust, im Konzern gab es 1,864 Milliarden Miese. Zahlungsausfälle und Vorsorgen für "lokale Sonderrisken" belasteten das Ergebnis schwer, so die Bank am Donnerstag. Italien und das Balkan-Bankennetzwerk bilanzierten rot.

Dass bei der Hypo so hohe Verluste anfallen würden, damit hatte auch der seit fast hundert Tagen amtierende Vorstandschef Alexander Picker nicht gerechnet. "Die Verluste waren schlimmer als erwartet, weil doch mehr Leichen im Keller waren als wir gedacht haben".

"Italien hat uns böse überrascht"

"Italien hat uns böse überrascht", sagte Picker. Die Italien-Operation schloss in der Konzernbilanz 2013 mit einem Verlust von 237,7 Millionen Euro. Sie bleibt auch weiter ein Problemfall. Für die Bankentöchter in Südosteuropa werden in der Bilanz unterm Strich Verluste 286 Millionen Euro ausgewiesen, da hatte es 2012 einen Gewinn von 54 Millionen Euro gegeben. Es mussten neue Kreditvorsorgen gebildet werden, die Wirtschaftskrise hat den Wert von Sicherheiten geschmälert.

Der größte Verlustbrocken waren große Abschreibungen auf den Abbauteil, in dem schon jetzt der größte Teil der faulen Kredite ausgelagert ist. Die interne Abbaueinheit war nach Abschreibungen von 846 Millionen Euro mit 1,17 Milliarden Euro rot. Zwei Drittel der hier geparkten Kredite sind faul - in den Südosttöchtern sind es nur mehr 12,3 Prozent. In Italien sind 31 Prozent der Kredite notleidend.

"Irritationen von Kunden"

Wie die Hypo Alpe Adria am Donnerstag schrieb, "mussten im vierten Quartal zudem Irritationen von Kunden auch auf den Auslandsmärkten durch die heftigen öffentlichen Diskussionen in Österreich rund um die Zukunft der Hypo Alpe Adria beobachtet werden."

Dass die Einlagen 2013 um 2,3 Milliarden Euro auf 6,1 Milliarden Euro zurückgingen, lag nach Bankangaben zwar zum Großteil (1,6 Milliarden Euro) am Verkauf der Österreich-Tochter. Als die erbitterte Debatte um einen drohenden Hypo-Konkurs im Spätherbst auf das Balkan-Netzwerk überschwappte, zogen aber in einigen Töchtern dort - allen voran in Kroatien - Kunden Einlagen in dreistelliger Millionenhöhe ab. Unmittelbare Einlagenabflüsse gab es auch aus der Italien-Tochter, die auf EU-Geheiß auf Abbau gestellt werden musste.

Mehrere Bieter für Balkan-Banken

Für die Balkan-Banken gibt es laut Picker mehrere Bieter, die schon im Datenraum seien. Er hofft auf einen "guten Preis". In der Hypo macht man sich gleichwohl keine Illusionen: Mehr als den Buchwert - der nach einer weiteren Abwertung jetzt bei rund 500 Millionen Euro liegt - wird es sicher nicht geben. Im Sommer hofft der Vorstand auf eine Vertragsunterzeichnung, das Closing könnte seiner Meinung nach zu Jahresende erfolgen.

Picker blieb bei seiner Einschätzung, dass der Abbau der Hypo den Staat noch bis zu vier Milliarden kosten könnte. Er sieht sogar noch die Chance auf "null bis vier" Milliarden intakt, abhängig ist das aber unter anderem vom Ausgang des Streits um die Rückzahlung der Gelder aus Bayern (2,3 Milliarden Euro). Schätzungen, wonach das ganze Hypo-Verlustpotenzial jenseits der 10 Milliarden liegen könnte, will er nicht nachvollziehen.

Bis zur Installation der staatlichen Abbaueinheit (Bad Bank) könnte die Bank noch 700 Millionen Euro brauchen. Wieviel außerdem für die heurige Eröffnungsbilanz der Abbaugesellschaft bereit stehen muss, wurde weiter nicht prognostiziert.

(APA)

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