In einem Schreiben an Regierungsvertreter findet der Aufsichtsrat dramatische Worte für die wirtschaftliche Lage der Telekom.
Ronny Pecik, stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender der Telekom Austria, soll bereits im Jänner ausgesuchte Regierungsvertreter über die schwierige wirtschaftliche Situation des teilstaatlichen Konzerns informiert haben. Das geht aus einem internen Schreiben hervor, das dem Nachrichtenmagazin "profil" vorliegt: "Alle Ertragstrends zeigen nach unten, der Finanzierungsaufwand geht nach oben. Das bedeutet Schulden. Die Telekom Austria befindet sich in einer Todesspirale. Ohne Geld von außen erwartet uns in zwei Jahren das AUA-Schicksal. Wenn in den anderen Töchtern etwas schiefläuft (Abwertungen, Weißrussland, etc ...) dauert es keine zwei Jahre", schreibt Pecik dem Bericht zufolge.
Tatsächlich verzeichnet die Telekom seit Jahren rückläufige Umsätze und Erträge. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) lag 2013 bei 1,3 Milliarden Euro, 2009 waren es 1,8 Milliarden. Als Ursache führt Pecik unter anderem die steigenden Personalkosten für die rund 9000 Mitarbeiter in Österreich an, von denen jeder Zweite Beamter ist.
"Telekom Austria lebt von der Substanz"
In dem Papier heißt es: "Der Umsatzrückgang schlägt sich 1:1 im Ergebnis nieder, da die hohen Fixkosten (wie Personal, Roaming usw.) nicht beeinflussbar sind." Das habe Folgen auf geplante Investitionen der Telekom Austria: "Es steht kein Geld für Infrastrukturausbau zur Verfügung. Die Telekom Austria lebt von der Substanz." Pecik wollte sein eigenes Papier gegenüber "profil" nicht kommentieren.
Der Kurzzeit-Großaktionär Pecik zog im Mai 2012 in den Aufsichtsrat ein, kurz darauf verkaufte er sein fettes Aktienpaket an den mexikanischen Multimilliardär Carlos Slim. Die Telekom plant eine milliardenschwere Kapitalerhöhung, die Slim für den Ausbau seiner Macht nützen wird. Da Slim, der derzeit 26,8 Prozent hält, eine feindliche Übernahme ausschließt, strebt er eine Allianz mit der ÖIAG an. Die Staatsholding ist mit 28,4 Prozent größter Telekom-Aktionär.
Unstimmigkeiten über Syndikatsvertrag mit Slim
Kommenden Mittwoch soll der ÖIAG-Aufsichtsrat über den Syndikatsvertrag der Republik mit Slim abstimmen. Wie die "Presse" berichtete, gibt es aber Unstimmigkeiten, da die Arbeitnehmervertreter gegen den Syndikatsvertrag stimmen wollen. Möglicherweise bleiben sie auch geschlossen der Sitzung fern, damit der Aufsichtsrat nicht beschlussfähig ist.
>>> Vorab-Bericht auf "Profil.at"
(Red.)