Übernahme: Sport Eybl zu 100 Prozent britisch

Eybl, Sport
Eybl, Sport(c) APA (HELMUT FOHRINGER)
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Der britische Diskonter Sports Direct erwarb nun auch den Rest der Anteile an der Welser Sporthandelskette. Dass das klammheimlich vonstattenging, sorgt für Irritationen.

Wien. Als Ende Mai 2013 die britische Sports-Direct-Gruppe bei Sport Eybl und Sports Experts einstieg, gab man sich in der Welser Zentrale des heimischen Sportartikelhändlers noch auskunftsfreudig: Man habe den idealen strategischen Partner gefunden, hieß es damals. Dass die Briten offenbar seit Anfang April Alleineigentümer sind, schwieg man dagegen geflissentlich tot.

Bekannt wurde der Eigentümerwechsel am Donnerstag durch einen Bericht der „Oberösterreichischen Nachrichten“: Die Gründerfamilie Eybl habe sich nach über 80 Jahren vollständig aus dem Unternehmen zurückgezogen, hieß es da. Laut Firmenbuch hält Sports Direct seit 2. April 100 Prozent der Anteile. Den Verkauf bestätigen wollte man bei Eybl bislang nicht: Auf „Presse“-Anfrage antwortete Eybl-Chef Mike Weccardt gestern Nachmittag, er könne dazu noch nichts sagen. Laut OÖN wurden bisher nicht einmal die Mitarbeiter offiziell über den Eigentümerwechsel informiert.

Im Vorjahr hatte Sports Direct 51 Prozent der Welser Sporthandelskette gekauft. Die restlichen 49 Prozent behielt die Familie Eybl, räumte Sports Direct aber eine Option darauf ein. Von diesem Vorkaufsrecht machten die Briten sichtlich schneller als erwartet Gebrauch.

Verschwindet die Marke?

Weccardt ist seit Kurzem Alleingeschäftsführer, Catrin Aschenwald-Eybl, die nach dem Einstieg der Briten ins Topmanagement berufen wurde, um dort die Gründerfamilie zu repräsentieren, zog sich im März aus der Geschäftsführung zurück. Das wurde als Signal dafür gewertet, dass Sports Direct nun wohl allein das Ruder übernimmt und den bereits begonnenen Umbau der Sporthandelskette rasch vorantreiben will. Sogar über ein baldiges Verschwinden der Marke Eybl wird seither spekuliert. Auch dazu hält sich das Unternehmen bedeckt: Eine Entscheidung über die Zukunft der Marke sei noch nicht gefallen, hieß es bislang lapidar.

Dass der Ausstieg der Gründerfamilie gar so stillschweigend über die Bühne gegangen ist, sorgt neuerlich für Irritationen. Vor allem wird auch ein weiterer Personalabbau befürchtet, laut jenem Zeitungsbericht soll in der Unternehmenszentrale bereits ein Sozialplan für die Belegschaft in der Schublade liegen. Ein Eybl-Kunde erzählt, ihm hätte der Verkäufer empfohlen, Gutscheine sicherheitshalber „bald einzulösen“ – wohl auch ein Zeichen wachsender Verunsicherung bei den Mitarbeitern.

Mit Problemen zu kämpfen hat der Sportartikelhändler schon länger: Vor dem Einstieg der Briten hat die Eybl-Gruppe einen Verlust von 20 Mio. Euro angehäuft. Laut Kreditauskunft des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) ist „das KSV-Rating des Unternehmens schlechter als der Branchendurchschnitt“. Das „eingeführte und renommierte Unternehmen“ sei zuletzt mit schwachen Wintersaisonen und ungünstigen Marktverhältnissen konfrontiert gewesen, Restrukturierungsmaßnahmen (Personalabbau, Filialschließungen, Kosteneinsparungen, Revision der Eigenmarkenpolitik) seien eingeleitet worden. Im Jahr 2012/2013 sei die Ertragslage – wie auch schon im Jahr zuvor – „weiterhin stark negativ“ gewesen. Die Bilanz per 31. August 2013 weise negatives Eigenkapital aus. Trotzdem bewertet der KSV die Kreditwürdigkeit des Unternehmens recht gut: Aus Bonitätsgründen spreche nichts gegen die Aufnahme einer Geschäftsbeziehung, die Ausfallswahrscheinlichkeit sei gering. Zum Teil liegt das wohl am Eigentümer Sports Direct: Dieser gilt laut KSV als „gut fundiert“.

Diskontschiene erweitert

Der britische Sportartikeldiskonter machte zuletzt rund 2,4 Mrd. Euro Umsatz. Die börsenotierte Kette mit rund 500 Standorten in Europa setzt auf billige Eigenmarken, wenig Beratung und ein straffes Management. Bei Eybl haben die Briten bald nach ihrem Einstieg die Diskontschiene erweitert. Etwa ein Dutzend Filialen wurden in Sports-Experts-Geschäfte umgewandelt. Auch die Sports-Experts-Standorte wurden schon umgemodelt, Eigenmarken der Briten sind bereits erhältlich. (cka/APA)

Das Unternehmen

Sport Eybl wurde 1931 von Ludwig Eybl in Wels gegründet. 1963 entstand die Einkaufsgenossenschaft Intersport, 1999 fusionierte Sport Eybl mit der Intersport-Tochter Sports Experts. Ende Mai 2013 übernahm der britische Diskonter Sports Direct 51 Prozent der Eybl-Gruppe, seit 2. April 2014 hält er 100 Prozent.
Derzeit gibt es mehr als 50 Filialen in Österreich und Deutschland, davon 16 Eybl-Geschäfte; der Rest sind Diskontniederlassungen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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