Telekom Austria laut Pecik in der „Todesspirale“

Telekom, Ronny Peci
Telekom, Ronny Peci(c) APA/HELMUT FOHRINGER (HELMUT FOHRINGER)
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Telekom-Austria-Aufsichtsrat und Slim-Vertrauter Ronny Pecik sieht den Konzern in Turbulenzen.

Wien. Es ist kein Zufall, dass das vertrauliche Dossier dem Nachrichtenmagazin „Profil“ zugespielt worden ist. In seiner jüngsten Ausgabe berichtet es über ein Schreiben von Telekom-Austria-Aufsichtsrat Ronny Pecik an Regierungsvertreter. Darin malt er ein düsteres Bild vom Unternehmen, es befinde sich gar „in einer Todesspirale“, schreibt er und verweist auf rückläufige Umsätze, steigende Kosten und zu wenig Geld für Investitionen. Das Schreiben stammt aus dem Jänner. Die Intention liegt auf der Hand: Pecik versuchte, die Politik von einem Syndikatsvertrag zwischen ÖIAG und Großaktionär Carlos Slim zu überzeugen. Pecik gilt als Slims Statthalter in Wien.

Der Chef der Telekom Austria (TA), Hannes Ametsreiter geht auf Darstellungen des Vizeaufsichtsratschefs Ronny Pecik nicht konkret ein. Er hält Aussagen zu einer "Todesspirale", in der sich die Firma befinde, entgegen, dass die TA 2013 ihren Gewinn um fünf Prozent auf 110 Mio. Euro gesteigert hat. Ansonsten sagt Ametsreiter dem "Kurier", er kenne "die kolportierte Präsentation nicht".

Mittlerweile hat der ÖIAG-Aufsichtsrat grünes Licht für Verhandlungen mit Slims América Móvil gegeben. Hintergrund: Die Telekom braucht Geld. Das würde im Zuge einer Kapitalerhöhung fließen, dabei würden die Mexikaner ihren Aktienanteil auf 30 Prozent erhöhen, die Staatsholding ÖIAG würde bei ihrer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie bleiben. Um trotzdem nicht an Einfluss zu verlieren, soll ein Syndikatsvertrag abgeschlossen werden.

Arbeiterkammer dagegen

Pecik ist also mit seinem Projekt auf der Zielgeraden – aber noch nicht am Ziel. Längst formiert sich Widerstand. Und deshalb ist es wohl auch kein Zufall, dass das Dossier ausgerechnet jetzt Medien zugespielt wurde.

Einer der deklarierten Gegner des Syndikatsvertrags ist der Direktor der Wiener Arbeiterkammer, Werner Muhm. Er hält die Telekom Austria nach wie vor für ein „gut aufgestelltes Unternehmen“ und fürchtet vielmehr, dass sich Slim mit Peciks Hilfe sehr billig einkauft. Und Muhms Skepsis teilen mittlerweile auch die Belegschaftsvertreter im ÖIAG-Aufsichtsrat.

Zurück zur „Todesspirale“: Diese kann Konzernsprecher Peter Schiefer nicht erkennen. „Wir haben den Gewinn um fünf Prozent auf 110 Millionen Euro erhöht, der Kurs der Aktie ist seit Anfang des Jahres um 25 Prozent gestiegen“ sagt er. (gh)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.04.2014)

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