Österreich: Weniger Banken, aber mehr Mitarbeiter

Statistik. Seit der Jahrtausendwende haben in Österreich 165 Banken zugesperrt. Gleichzeitig erhöhte sich aber die Zahl der Beschäftigten in der Finanzbranche um 2600 auf 77.712. Das geht aus einer Statistik der Nationalbank hervor.

Wien. Bei den österreichischen Banken vollzieht sich ein langsamer Strukturwandel. Wie aus Daten der Nationalbank hervorgeht, gab es im Jahr 2000 in Österreich noch 841 eigenständige Banken mit 4349 Filialen. Bis zum ersten Quartal 2014 ist die Zahl der eigenständigen Finanzinstitute auf 676 gesunken. Gleichzeitig wurden 229 Filialen geschlossen. Damit ist Österreich im internationalen Vergleich aber noch immer „overbanked“.

Im Gegensatz zu anderen Ländern wie Deutschland verfügt Österreich über zu viele Finanzinstitute und Filialen. Zuletzt erklärte daher der Internationale Währungsfonds, dass ihm die Profitabilität des österreichischen Finanzsektors Sorgen mache. Denn Österreich habe zu viele Banken, und daher seien die Gewinnmargen unter Druck. Hinzu komme die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank. Wegen der niedrigen Zinsen ist es für die Banken noch schwieriger, Gewinne zu machen.

Sparkurs seit der Finanzkrise

Überraschend ist, dass bei den Banken in Österreich seit dem Jahr 2000 die Zahl der Mitarbeiter trotz der Filialschließungen von 75.071 auf 77.712 gestiegen ist. Dabei handelt es sich nur um die Beschäftigten im Inland. Die Töchter in Osteuropa sind in dieser Nationalbank-Statistik nicht enthalten.

Mittlerweile haben die Banken bereits begonnen, die Personalkosten zu reduzieren. Den Höhepunkt gab es im Finanzsektor im Jahr 2008 mit 80.293 Beschäftigten. Dann brach die Finanz- und Wirtschaftskrise aus. Seit damals wurden 2581 Jobs abgebaut. Der Sparkurs ist noch nicht beendet. Die Bank Austria kündigte beispielsweise an, in den nächsten Jahren bis zu 850 Arbeitsplätze zu streichen. Während Zweigstellen geschlossen werden, forciert die Bank den Ausbau der digitalen und mobilen Vertriebskanäle.

Das größte Bankensterben gab es im Raiffeisen-Sektor. Seit der Jahrtausendwende bis zum ersten Quartal 2014 sank die Zahl der eigenständigen Raiffeisenbanken laut Nationalbank-Statistik von 625 auf 509. Diese 509 Raiffeisenkassen verfügen österreichweit über 1635 Filialen. Zum Vergleich: Vor 40 Jahren zählte man noch 1386 eigenständige Raiffeiseninstitute. Seitdem gab es vor allem auf dem Land eine Fusionswelle. Viele Raiffeisenkassen waren zu klein, um allein bestehen zu können.

Neue Wege geht hier die Raiffeisenbank Leoben-Bruck, die mit „Raiffeisen auf Rädern“ mit der ersten rollenden Bankstelle gestartet ist. Dabei handelt es sich um einen Lastwagen, der in eine Bankfiliale umgebaut wurde.

Der Lastwagen hält ein- bis zweimal pro Woche in fünf kleineren Orten, wo Standorte geschlossen wurden. Die fahrende Bankfiliale bietet Kunden das gleiche Service wie in der Vergangenheit: Ein- und Auszahlungen, Überweisungen, Kontoauszugsdrucker und Beratung in einem diskreten Abteil.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2014)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.