Banken: Bawag soll an die Wiener Börse

BAWAG P.S.K. logo is pictured at a branch office in Vienna
BAWAG P.S.K. logo is pictured at a branch office in Vienna(c) REUTERS (HEINZ-PETER BADER)
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Weil der US-Finanzinvestor Cerberus für die Bawag bislang keinen Käufer finden konnte, soll nun der Börsengang der Bank geprüft werden. „Kein Kommentar“, heißt es dazu von der Bawag.

Wien. Die Spekulationen über die Zukunft der Bawag reißen nicht ab: Im Sommer 2010 sagte Bawag-Miteigentümer und Ex-Finanzminister Hannes Androsch im „Presse“-Interview, dass sich der US-Finanzinvestor Cerberus von der Bawag trennen will. Doch bislang fanden die Amerikaner keinen Käufer für die Wiener Tochter.

Vor zwei Monaten schrieb das „Handelsblatt“, dass sich der spanische Finanzkonzern Santander für die Bawag interessiert. Dies wurde von den Spaniern später dementiert. Die Bawag könnte „eine Nummer zu groß sein für uns“, erklärte Santander-Österreich-Chef Olaf Peter Poenisch.

Cerberus hat sich verspekuliert

Nun schreibt die amerikanische Nachrichtenagentur „Bloomberg“, dass die US-Eigentümer einen Börsengang der Bawag prüfen. Mit beratenden Banken soll bereits die Möglichkeit einer Aktienemission erörtert worden sein, so „Bloomberg“. Eine finale Entscheidung, ob die Bank verkauft oder an die Börse gebracht wird, sei aber noch nicht gefallen. Auch gebe es noch keine fixen Mandate an Berater.

Eine Bestätigung für die „Bloomberg“-Meldung gibt es nicht. „Ein Börsengang der Bawag ist reine Spekulation, die wir nicht weiter kommentieren“, erklärte die Bawag am Mittwoch auf Anfrage.

Der US-Fonds Cerberus hatte das Wiener Institut vor über sieben Jahren dem Österreichischen Gewerkschaftsbund abgekauft. Die Bawag stand damals am Rande des Zusammenbruchs. Für Cerberus war die Übernahme ein teurer Fehlgriff. Die Amerikaner zahlten einst 3,2 Milliarden Euro. Davon gingen 2,6 Milliarden Euro an den Gewerkschaftsbund, der damit seine Schulden abbauen konnte. Weitere 600 Millionen Euro flossen als Kapitalspritze an die Bank. Doch das war nicht alles. Auch in den vergangenen Jahren schoss der US-Eigentümer der Wiener Tochter immer wieder Geld zu. Die letzte Kapitalaufstockung gab es im März 2014 mit 125 Millionen Euro.

Mit dem Verkauf oder einem Börsengang dürften die Amerikaner nur einen Bruchteil des ursprünglichen Übernahmepreises reinbekommen.

Ein Problem ist, dass die Bawag mit dem Linzer Swap-Verfahren auch ein großes Prozessrisiko am Hals hat. Der Streitwert liegt bei über einer halben Milliarde Euro. Solange der Fall nicht geklärt ist, dürfte die Bawag schwer einen Käufer finden. Der Konflikt mit Linz dürfte noch Jahre dauern. Die Streitparteien können sich nicht einmal über die Gutachter einigen.

Richter Andreas Pablik vom Wiener Handelsgericht hatte im März Professor Uwe Wystup von der Universität Antwerpen und Professor Thorsten Schmidt von der Technischen Universität Chemnitz als Sachverständigen-Team bestellt. Doch die Stadt Linz lehnt Professor Wystup ab.

Linz als Problemfall

Je länger das Verfahren dauert, umso teurer wird es. Denn laut Bawag kommen pro Tag 100.000 Euro Verzugszinsen hinzu. Das umstrittene Swap-Geschäft kam im Jahr 2007 zustande. Im November 2011 klagte Linz die Bawag. Die Bank konterte wenig später mit einer Gegenklage.

Ein anderes Problem ist die Bawag allerdings los. Die Bank hat vor Kurzem alle Schulden beim Staat getilgt. Einst erhielt sie vom Bund 550 Millionen Euro zur Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise. Mittlerweile geht es der Bawag aber wieder so gut, dass sie ohne Staatshilfe auskommt. Im Vorjahr konnte sie den Gewinn auf 229 Millionen Euro fast verdoppeln. Grund dafür waren unter anderem der Verkauf eines Kreditportfolios und der Abbau von hunderten Stellen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.04.2014)

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