Banken mit Milliardenverlust

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Österreichs Finanzinstitute machten im Vorjahr in Summe einen Verlust von 1,04 Milliarden Euro. Trotzdem mussten sie 640 Millionen Euro an Bankensteuer zahlen.

Wien. Für Österreichs Banken war 2013 das schlimmste Jahr in ihrer Geschichte. Rechnet man die Ergebnisse aller Institute zusammen, ergibt sich ein Verlust von 1,035 Milliarden Euro. Dies gab die Nationalbank am Dienstag bekannt. Selbst in den Krisenjahren 2008 und 2009 machten die Banken Gewinne. Schuld am Debakel sind zunächst die Hypo Alpe Adria und die Bank Austria. So verbuchte die Hypo einen Konzernverlust von 1,86 Milliarden Euro. Bei der Bank Austria entstand durch Abschreibungen in Osteuropa ein Minus von 1,6 Milliarden Euro.

Doch auch der Gewinn der Erste Group ging von 483,5 Millionen Euro auf 61 Millionen Euro zurück. Die Banken kämpfen derzeit an mehreren Fronten:

•Niedriges Zinsniveau und Bankensteuer: Auch wenn man die Sonderfälle (wie Hypo und Osteuropa-Abschreibungen) abzieht, geht es den Banken nicht besonders gut. So gingen die Betriebserträge im Vorjahr um 2,4 Milliarden Euro zurück. Die Branche leidet unter dem niedrigen Zinsniveau. Hinzu kommt die Bankensteuer von jährlich 640 Millionen Euro.

Neue Zusatzbelastungen

•Zusatzbelastungen durch EU-Fonds: Die Nationalbank hat nun auch detaillierte Zahlen über weitere Zusatzbelastungen genannt. Denn auf Druck der EU müssen ein Abwicklungsfonds für Pleitebanken und ein Fonds zur Absicherung der Spareinlagen gegründet werden. Dies kostet Österreichs Banken noch einmal 382 Millionen Euro. Inklusive Bankensteuer summieren sich die jährlichen Belastungen auf 1,022 Milliarden Euro. Die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich droht bereits mit der Abwanderung nach Passau.

Innerhalb der Regierung tobt nun ein Streit, ob den Banken geholfen werden soll. Die ÖVP ist für eine Reduktion der Bankensteuer. Die SPÖ will davon nichts wissen. Noch vor einem Jahr verlangte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ) im Wahlkampf höhere Steuern für die Finanzbranche.

•Strenger EZB-Stresstest: In den nächsten Monaten müssen sich 124 europäische Großbanken einem Bilanzcheck der Europäischen Zentralbank unterziehen. Davon sind in Österreich betroffen: Erste Group, Bawag, Raiffeisen Zentralbank, Volksbanken, die Raiffeisen Landesbank NÖ-Wien und die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich. Die Bank Austria wird mit der italienischen UniCredit unter die Lupe genommen.

Am Dienstag wurden die Kriterien für den Stresstest veröffentlicht. Diese sind strenger als bei früheren Tests. Simuliert wird eine weitere Finanzkrise. Angenommen wird ein Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 2,1Prozent in der EU bis Ende 2016. Gleichzeitig soll die Arbeitslosenquote im EU-Schnitt auf 13Prozent steigen. Hinzu kommen Schocks an den Börsen und Währungsturbulenzen in Osteuropa. Auch die Immobilienpreise sollen um 20Prozent sinken. Das alles würde dazu führen, dass bei den Banken die faulen Kredite deutlich steigen.

Bei dem Test müssen die Institute beweisen, dass sie ausreichend kapitalisiert sind. Auch im Krisenszenario sind 5,5Prozent hartes Kernkapital vorgeschrieben. Fällt ein Institut durch, sollen die Eigentümer Geld nachschießen.

Ergebnisse gibt es im Oktober

Die Ergebnisse werden im Oktober veröffentlicht. In der Vergangenheit sind die Stresstests für Österreichs Banken nicht immer gut gelaufen. Vor drei Jahren zeigte sich, dass RZB, ÖVAG und Erste Group ihr Kapital um 2,9 Milliarden Euro erhöhen müssen.

Jetzt tun die Banken alles, um durchzukommen. So holte sich Raiffeisen jüngst über zwei Milliarden Euro von der Börse. Offen ist, ob das Volksbanken-Institut ÖVAG den Test bestehen wird.

Kritiker bemängeln, dass eine mögliche Verschärfung der aktuellen Ukraine- und Russland-Krise nicht geprüft wird. Laut nun offiziell bekannt gegebenen Nationalbank-Daten haben Österreichs Banken (inklusive Bank Austria) allein in Russland Kredite von 36,3 Milliarden Euro ausständig. Hinzu kommen noch weitere Milliarden in der Ukraine.

AUF EINEN BLICK

Stresstest. In Österreich müssen sich in den nächsten Monaten sechs Großbanken einem Stresstest unterziehen. Zunächst wird geprüft, ob die Banken Kreditrisken angemessen verbucht haben. Dazu werden 54 Prozent des gesamten Kreditrisikos unter die Lupe genommen. Dann wird in einem Test simuliert, ob die Banken für eine neuerliche Finanz- und Wirtschaftskrise gewappnet sind. In der EU sind über 6000 Prüfer und Spezialisten mit der Durchführung des Tests beschäftigt. Die Kosten dafür müssen die Banken tragen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.04.2014)

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