Sorge in der Werbefamilie: Wirft Oma Putz das Handtuch?

TV-Werbung. Das langlebige Lutz-Testimonial im Porträt.

Dass die Familie Putz acht Jahre nach dem ersten Spot immer noch Werbung für das XXXLutz-Möbelhaus macht, hätte anfangs niemand gedacht. Vor allem, weil das Publikum die Werbefamilie anfangs ziemlich unsympathisch fand: Vater Max war ein Waschlappen, Oma hörte nicht zu keppeln auf, Mama Linda war eine Spur zu vif und Sohn Putzi zu farblos. „Das Publikum mochte den Sitcom-Stil nicht, 2001 mussten wir deshalb kräftig an der Sympathieschraube drehen“, sagt Rosa Haider, die bei Demner, Merlicek und Bergmann für die Werbelinie verantwortlich zeichnet.

Bekannter als der Präsident

Die Startschwierigkeiten sind längst überwunden. Heute ist die Familie Putz „bekannter als der Bundespräsident“ und bekommt „wäschekörbeweise Fanbriefe“ (Haider).

Dank der großen Bekanntheit der Figuren hat die Werbeagentur große Gestaltungsfreiheit. Die nutzt sie, um auf aktuelle Ereignisse anzuspielen oder Serien und Filme zu karikieren: Da hält Max Putz eine Rede im Parlament („Wir sind für den kleinen Mann am Sofa da!“) oder Omi steuert den Möbelcopter.

Doch nicht nur die vielen Fans haben Max, Linda, Oma und Putzi zu Österreichs langlebigster Werbefamilie gemacht, auch die vielen Menschen, denen sie zuwider ist. Daniela Berlini, Etat Direktorin bei Demner, Merlicek und Bergmann: „Die Familie Putz polarisiert. Zum Glück, denn man spricht über sie.“ Künstlerin Cecile Nordegg – alias Linda Putz – hält die negativen Reaktionen auf die Familie Putz ebenfalls für einen wichtigen Erfolgsfaktor: „Auch in der Malerei ist eine schlechte Kritik oft wichtigere Publicity als positive“ (siehe auch Interview rechts).

Liebling der Putz-Fans – vor allem der jungen – ist übrigens „Oma“ Trude Fukar. Gerade sie könnte jedoch für ein baldiges Ende der Familie Putz verantwortlich sein. Die Schauspielerin ist bereits Mitte 80 und muss sich bei anstrengenden Szenen immer öfter doubeln lassen.

Die übrigen „Familienmitglieder“ glauben nicht recht an ein Weiterbestehen der Kampagne nach Fukars Ausstieg. „Papa“ Hubert Wolf: „Ich glaube, dass die Werbeagentur dann kräftig nachdenken wird.“ Das wäre kein Drama für den Kabarettisten und Schauspieler: „Es ist ein Job. Und den versuche ich so gut wie möglich zu machen“, sagt er reserviert. „Ohne Oma wird's schwer“, sagt „Mama“ Nordegg.

Optimistischer klingt der 18-jährige Stephan Bauer (Putzi): „Sie würden schon einen Weg finden. Ich war auch einmal bei einem Dreh nicht dabei, zur Zeit der ,Big Brother‘-Show. Ich wurde einfach ,rausgewählt‘.“ Für ihn würde ein Ende der Kampagne Umstellungen bedeuten: „Sogar in der Schule nennen sie mich Lutz, viele kennen meinen echten Namen gar nicht.“

Haider will Fukar auf jeden Fall so lange dabei haben, wie diese will: „Ich habe ihr gesagt: ,Omi, wenn du dir beim Gehen schwer tust, dann bauen wir einfach ein Oma-Mobil, aber kein gewöhnliches, sondern eines, das wie eine Rakete aussieht‘.“

www.nordegg.berkh.atwww.hubertwolf.at

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.04.2007)

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