Stärke aus Gen-Kartoffeln

Die Papierindustrie will mit gentechnisch veränderten Pflanzen forschen.

WIEN (ku). Die Papierindustrie bricht nun ein österreichisches Tabu: Als erste Branche äußert sie Interesse, mit gentechnisch veränderten Pflanzen zu arbeiten – konkret mit Gen-Kartoffeln. „Ein kontrolliertes Forschen sollte möglich sein – freilich unter Einhaltung aller Gesundheits- und Sicherheits-Aspekte“, sagt Oliver Dvorak, Geschäftsführer der Branchenvereinigung Austropapier, zur „Presse“.

Wie berichtet, steht die Gen-Kartoffel „Amflora“ – entwickelt vom deutschen Chemie-Multi BASF – kurz vor der Zulassung durch die EU. Österreichs Regierung hat bereits die Erlassung eines Importverbots angekündigt.

Die Gen-Kartoffel enthält als einzige Stärkeart „Amylopektin“. Die bei „normalen“ Kartoffeln ebenfalls enthaltene Stärkeart „Amylose“ wurde per Gentechnik eliminiert. Die Papierindustrie benötigt Stärke als Hilfsstoff zur Verleimung und Veredelung – jährlich 75.000 Tonnen. Interessant ist dabei aber nur das Amylopektin.

Zwar gibt es Verfahren zur Trennung der Stärkearten, diese sind aber aufwändig. Auch am Markt bereits erhältliche Amylose-freie Stärke aus der konventionell gezüchteten Erdäpfel-Sorte „Eliane“ sowie aus Wachsmais verursacht Mehrkosten. Die Gen-Kartoffel verspricht billiger zu werden.

Bei der Agrana, dem einzigen österreichischen Stärkeproduzenten, reagiert man auf den Vorstoß der Papierbranche verwundert. „Die Papierindustrie ist an uns mit dem Wunsch herangetreten, dass wir weiterhin nur Gentechnik-freie Kartoffel verarbeiten“, sagt Agrana-Sprecherin Doris Schober zur „Presse“. Der Grund: Das Papier wird auch zu Lebensmittel-Verpackungen verarbeitet. Und beim Essen sind die Österreicher heikel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.07.2007)

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