Riskante Geschäfte: Lucona-Aufdecker nimmt Kovats aufs Korn

(c) APA (Helmut Fohringer)
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Hans Pretterebner kündigt in seinem neuen Buch brisante Enthüllungen an.

wien. Freunde fürs Leben werden sie wohl nicht werden: Das von Misstrauen geprägte Abtasten, die kritisch-kühle Distanz zwischen dem Industriellen Mirko Kovats und dem Publizisten Hans Pretterebner war bei ihrer ersten Begegnung am Montag förmlich zu spüren. Der Ort des Geschehens hat tiefen Symbolwert: Das Wiener Landesgericht für Strafsachen, wo gerade der Prozess wegen betrügerischer Krida gegen Kovats und seine Geschäftspartner Franz Mock und Wolfgang Gröger läuft. Ob er, Pretterebner, nicht doch mit Kovats ein längeres Gespräch führen könne? „Jetzt sicher nicht, sie sehen ich bin beschäftigt“, lautete die knappe Antwort des Industriellen in einer Prozesspause.

Dabei sollte Kovats durchaus Interesse an einem Treffen mit Pretterebner haben. Denn der Aufdecker des „Lucona“-Skandals rund um Udo Proksch in den 80er Jahren hat den Gründer und Mehrheitseigentümer der A-Tec Industriegruppe zur „Gallionsfigur“ (Pretterebner) seines neuen Buches über Wirtschaftskriminalität in Österreich gewählt.

Warum gerade Kovats? „Sein Vorgehen ist irgendwie typisch und hatte System“, erklärt Pretterebner im Gespräch mit der „Presse“. „Kovats kaufte marode Firmen, löste die noch vorhandenen Werte – meist Immobilien – heraus. Diese wurden, als die Firmen insolvent wurden, aber nicht zur Befriedigung der Gläubiger herangezogen, denn sie wurden entweder vorher mit Gewinn verkauft oder fanden sich im Privateigentum von Kovats wieder“, behauptet Pretterebner aufgrund umfangreicher Recherchen.

37 „tote“ Firmen

Das Ergebnis der Studien ist eine Liste von vorerst 37 Firmen, die in den vergangenen 15 Jahren entweder in Konkurs gegangen sind, in denen der Konkurs mangels Masse abgewiesen worden ist oder die wegen Vermögenslosigkeit liquidiert wurden. In der Liste finden sich vor allem Firmen aus dem Diskotheken-, Gastronomie- und Hotelleriebereich sowie Handels- und Immobilienfirmen. Darunter ist übrigens auch jene Diskothek „A2 Südpol“, deren Konkurs im Mittelpunkt des laufenden Prozesses von Kovats, Mock und Gröger steht.

Alle Firmen gingen „gezielt und vorsätzlich“ in Konkurs, sagt Pretterebner. Hunderte Gläubiger, darunter viele kleine Lieferanten, aber auch Banken, seien leer ausgegangen.

Allerdings räumt der Buchautor ein, dass Kovats beim Aufbau der A-Tec, etwa ab dem Jahr 2000, ganz anders vorgegangen sei. Keine der A-Tec-Firmen sei insolvent geworden.

Kovats will die schweren Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen: „Die Behauptungen des Herrn Pretterebner sind absolut falsch und unzutreffend“, sagt der Industrielle auf „Presse“-Anfrage. „Ich weise diese Behauptungen aufs Schärfste zurück.“ Kovats behält sich auch rechtliche Schritte vor, „aber bisher gibt es das Buch ja noch nicht“.

Bawag und Co.

Pretterebners jüngstes Werk dürfte aber nicht nur für Kovats einige Brisanz bergen. Denn der Mann, der im Zuge der Lucona-Affäre auch ranghohe Politiker zu Fall gebracht hatte, will auch bisher unbekannte Details der Affären rund um die Bawag, die Hypo Alpe-Adria und die RBB-Bank ans Tageslicht bringen. Ein weiteres Kapitel ist der Glücksspiel-Industrie gewidmet – von Casinos Austria über Bwin bis Novomatic. Dabei fällt Pretterebner spontan Bwin-Aufsichtsratspräsident Hannes Androsch ein.

Und nicht zuletzt nimmt Pretterebner das Geschäft mit Liegenschaften – „ich nenne es „Grundstück-Spekulationen“ – unter die Lupe. „Auch da gibt es bekannte Personen – die ich aber noch nicht nennen will“, gibt sich Pretterebner bedeckt.

ZUR PERSON

Hans Pretterebner hat 1987 mit dem Buch „Der Fall Lucona“ einen Bestseller gelandet. Er enthüllte die Malversationen von Udo Proksch mit einer „falschen“ Uranaufbereitungsanlage, die mit dem Schiff Lucona versenkt wurde. Sechs Matrosen starben, Proksch erhielt lebenslänglich. Ranghohe Politiker kamen massiv unter Druck.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.09.2007)

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