Neue Seren und Impfstoffe: Baxter baut Forschung aus

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Biotech. Orth ist er größte Forschungsstandort außerhalb der USA.

WIEN. Der US-Pharma-Konzern Baxter baut in Österreich weiter aus. Heute, Freitag, wird offiziell in Orth/Donau eine neues Forschungsgebäude namens „LEO 1“ („Lab Extension Orth“) eingeweiht, „LEO 2“ ist bereits in Bau und soll 2008 fertig werden. Investitionsvolumen: 50 Mio. Euro. Baxter hat seit dem Vorjahr 120 neue Forscher aufgenommen, bis Jahresende sollen 40 weitere dazu kommen. Damit ist Orth mit 600 Forschern mit Abstand der größte Standort außerhalb der USA.

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die Entwicklung in die andere Richtung ging. Im Jahr 2003 – als es global im Bereich Plasma-Präparate Überkapazitäten gab – wurden in Österreich mehr als 200 Mitarbeiter abgebaut. Seither ist der Personalstand von Baxter in Österreich von 2700 wieder auf 3100 gestiegen. Und die haben alle Hände voll zu tun. Denn wie der globale Bioscience-Forschungschef von Baxter, Hartmut Ehrlich, am Donnerstag erläuterte, ist die Pipeline für neue Produkte prall gefüllt.

Bei einem der Baxter-Megaseller, dem „Faktor VIII“ gegen die „Bluterkrankheit“, kündigte er eine für Betroffene wichtige Neuerung an: Künftig soll ein Patient nur mehr einmal pro Woche eine Infusion brauchen – anstatt derzeit mehrere. Weiters läuft eine klinische Studie, bei der erwachsene Stammzellen dem Blut entnommen und dann in den Herzmuskel injiziert werden. Dadurch sollen neue Herzkranzgefäße wachsen.

Wichtig für Österreich ist vor allem die Weiterentwicklung eines neuen Grippe-Impfstoffes auf Basis einer Vero-Zellkultur. Diese soll das bisherige Verfahren, bei dem die Impfstoffe in Hühnereiern produziert wurden, deutlich verbessern. Eine Zulassung erwartet Baxter für das Jahr 2009. Und dann wird vielleicht auch der Baxter-Standort Krems wieder ausgemottet: Dort wurde vor vier Jahren um 40 Mio. Euro eine neue Produktion errichtet – durch Rückschläge bei der Forschung ging sie aber niemals in Betrieb.

Dem Standort Österreich streut der Konzern Rosen: „Wir können in Österreich so forschen, wie wir wollen“, sagte Ehrlich. Es gebe keinerlei Einschränkungen – auch nicht bei den notwendigen Tierversuchen. Dass die Qualität der Ausbildung passe, zeigt die Tatsache, dass über 90 Prozent der Forscher Österreicher seien, so Ehrlich. Baxter beschäftigt weltweit 45.000 Mitarbeiter, umgesetzt wurden zuletzt 10,4 Mrd. Dollar.

GESCHICHTE

1953 gründen Forscher der Uni Wien das Unternehmen Immuno.

Mitte der 70er Jahre wurdeder erste FSME-Impfstoff zugelassen.Entwickelt wurde ein gentechnisch hergestellter Faktor VIII (gegen die Bluterkrankheit).

1982 wurde das Forschungszentrumin Orth/Donau gegründet – damals mit 40 Mitarbeitern, heute arbeiten dort 600 Forscher.

1997 wurde die Immuno vom US-Pharma-Konzern Baxter übernommen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.09.2007)

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