TESTS: Trinkwasser: Das Problem ist die letzte Meile

Jede vierte Wasserprobe enthält zu große Mengen an Schwermetallen.

WIEN (ku/red.). Österreich ist verwöhnt durch gesicherte Wasservorräte in hoher Qualität: 99 Prozent des Trinkwassers kommen aus Grund- oder Quellwasser. Im Gegensatz zu den meisten anderen Ländern kommt Österreich praktisch ohne aufbereitetes Oberflächenwasser (aus Flüssen) aus. Der öffentlichen Wasserversorgung wird in Studien stets ein gutes Zeugnis ausgestellt: Abgesehen von vereinzelten Nitrat-Problemen ist die Qualität des Wassers, das die Wasserwerke verlässt, sehr hoch.

Was allerdings aus dem Wasserhahn kommt, ist wesentlich schlechter – was man aber erst in letzter Zeit so richtig zu erfassen beginnt. Denn Tests sind nicht zwingend vorgeschrieben. Geändert hat sich das durch die Aktion „Wassercheck“, die von der Wasseragentur AQA, dem Lebensministerium, den Austrian Research Centers (ARC) und der Post durchgeführt wird. Dabei können Bürger das Wasser zu geringen Kosten umfassend testen lassen: und zwar hinsichtlich chemischer und bakteriologischer Verschmutzungen.

Verkeimte Hausbrunnen

Die Ergebnisse sind die erste flächendeckende Untersuchung über die Qualität an den Wasserentnahmestellen – mit erschreckenden Resultaten. Bei den mehr als 30.000 bisher untersuchten Proben zeigten 22 Prozent Überschreitungen der gesetzlichen Höchstwerte. Größtes Problem ist Blei – wegen der immer noch weit verbreiteten alten Bleileitungen in Wohnhäusern.

Jede zwanzigste Probe zeigt auch ein Problem mit Nickel: Dieses stammt vor allem aus Armaturen. Das weiß man, weil das Problem verschwindet, wenn man anstatt des „ersten Schwalls“ aus dem Hahn das Wasser erst dann untersucht, nachdem es einige Minuten geronnen ist. Das Problem liegt also eindeutig an der „letzten Meile“, folgern Experten aus den Daten.

Erschreckend sind auch die Ergebnisse der bakteriologischen Testes: 70 Prozent der ersten 1000 untersuchten Wasserproben wiesen mehr Bakterien auf als zulässig. Drei Viertel davon waren „Indikatorkeime“ – Keime, die auf eine Verschmutzung durch Abwasser hindeuten. Diese Werte sind allerdings nicht repräsentativ für Österreich: 81 Prozent der Proben kamen aus Hausbrunnen – deren Besitzer sich offenbar des Problems sehr bewusst sind.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2007)

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