Bank Austria stößt faule Kredite in Höhe von 850 Mio. Euro ab

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Für das 640 Mio.-Hauptpaket fließen rund 100 Mio. Euro in die Bank Austria-Kasse. Die neuen Gläubiger dürfen die Kreditnehmer nicht schlechter stellen.

Die Bank Austria hat am Freitag vergangener Woche einen schon seit längerem erwarteten Verkauf ausgefallener Kreditforderungen unter Dach und Fach gebracht. Das Portfolio aus ausgefallenen Krediten von Privat- und Geschäftskunden hat ein nominelles Volumen von rund 850 Mio. Euro und wird an Investoren aus Frankreich, Schweden und Deutschland verkauft, teilte das Institut am Montag mit.

Ein Konsortium aus Calyon S.A., eine Tochter der franzosischen Credit Agricole, und der schwedischen Intrum Justitia Group übernimmt rund 640 Mio. Euro. Die deutsche EOS Gruppe, die in Österreich mit dem EOS OID Inkasso-Dienst vertreten ist, kauft wiederum Forderungen in Hohe von rund 210 Mio. Euro.

"Es gibt nach wie vor Interesse, die Käufer schauen aber viel detaillierter auf das, was im Portfolio ist, verlassen sich nicht auf externe Ratings", sagte am Montag der fürs Risikogeschäft verantwortliche BA-CA-Vorstand Thomas Gross. Merklich zurückhaltend geworden seien dabei vor allem US-Investmentbanken und Hedgefonds.

Zwei Drittel der Kredite unter 14.000 Euro

Ein Verkaufserlös wird von der Bank Austria nicht genannt. Laut Intrum Justitia beläuft er sich für das von ihr mit übernommene 640-Millionen-Paket jedoch auf nicht mehr als rund 100 Mio. Euro, das sind etwa 16 Prozent des Nominales.

Zwei Drittel dieses Portfolios besteht aus Krediten mit einer durchschnittlichen Darlehensssumme von nur 14.000 Euro. Ein Drittel besteht aus mit hypothekarischen Sicherheiten versehenen Krediten, so Intrum Justitia in einer Aussendung.

Bei dem Kreditverkauf durch die BA-CA handelt es sich laut Bank Austria um eine "True Sale"-Transaktion, das heißt die ausgefallenen Kreditforderungen gehen tatsächlich zur Gänze in das Eigentum des Käufers über.

Fälligstellung der Kredite liegt mind. 11 Monate zurück

Die betroffenen Kunden sind ausschließlich Kreditnehmer, die ihren Zahlungsverpflichtungen über einen längeren Zeitraum nicht mehr nachgekommen sind - die Fälligstellung der verkauften Kredite liegt dabei mindestens elf Monate zurück. Ein großer Teil der betroffenen Kreditkunden war zum Teil mehrere Jahre säumig. In der Vergangenheit waren solche ausgefallenen Kredite an Rechtsanwälte und Inkassodienste zum Inkasso weitergegeben worden. Die Kreditnehmer sind durch ein gesetzliches Verschlechterungsverbot geschützt, erklärt die Bank.

Gross betonte, dass der Verkauf der ausgefallenen Kreditforderungen "kein Notverkauf" war. Die Kunden werden von Bank und Käufern informiert. Die Zustimmung der Kunden brauche es nicht, weil der Kunde, indem er bei der Rückzahlung säumig wurde, den Kreditvertrag bereits einseitig gebrochen habe.

2,6 Prozent aller Kredite "notleidend"

Handel mit "Non-performing Loans"

Laut Oesterreichischer Nationalbank (OeNB) beläuft sich der Anteil notleidender Kredite am gesamten Kreditgeschäft heimischer Banken auf 2,6 Prozent (2005), also etwa 13,9 Mrd. Euro. (Ag.) Der Verkauf von Kreditportfolios ist international ein gängiges Instrument der Risikosteuerung geworden. In Europa galt Deutschland mit einem geschätzten Portfoliovolumen von 20 Mrd. Euro 2006 als einer der am weitesten entwickelten Märkte für den Handel mit sogenannten "Non-performing Loans" (NPL).

Die größten Transaktionen wurden in den vergangenen Jahren zwischen der Hypo Real Estate und Lone Star (3,6 Mrd. Euro), Eurohypo und Citigroup (2,4 Mrd. Euro) sowie zwischen Delmora und Goldman Sachs (2,3 Mrd. Euro) durchgeführt.

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