Wien: Novartis schließt Forschungsbüro

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250 Mitarbeiter sind von der Schließung betroffen. Kündigungen seien nicht ausgesprochen worden. Der Betriebsrat will den Abbau "nicht kampflos hinzunehmen".

Der Schweizer Pharmakonzern Novartis schließt sein Wiener Forschungsbüro mit rund 250 Beschäftigten. Das hat eine Novartis-Sprecherin am frühen Dienstagnachmittag bestätigt. Die Schließung erfolgt im Rahmen der weltweiten "Initiative Forward", in deren Rahmen Novartis weltweit 2.500 Vollzeitstellen abbauen will.

Es seien "keine Kündigungen ausgesprochen" worden, sagte Novartis Österreich-Sprecherin Birgit Wandrak. Auch das Kündigungs-Frühwarnsystem beim AMS sei nicht aktiviert worden. Forschungsmitarbeiter sollen die Möglichkeit bekommen, an andere Novartis-Standorte - etwa nach Basel, wo die Forschung für Autoimmunerkrankungen konzentriert wird - zu wechseln. Für die übrigen Mitarbeiter soll zusammen mit dem Betriebsrat ein Sozialplan ausgearbeitet werden.

Betriebsrat will "alle Möglichkeiten ausschöpfen"

Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) hat zusammen mit dem Betriebsrat angekündigt, den Abbau "nicht kampflos hinzunehmen". Die Videobotschaft, die sechs Tage vor Weihnachten aus der Basler Konzernzentrale kommt, habe mit den Worten "That's it" geendet. "Das ist an sozialer Kälte nicht zu überbieten", sagte GPA-DJP-Vorsitzender Karl Proyer zur APA. Gewerkschaft und Belegschaftsvertreter würden gegen die Standortschließung "alle Möglichkeiten ausschöpfen". So könnte es etwa einen "Einspruch gegen die Wirtschaftsführung" geben, so Proyer.

"Die Mehrheit der Mitarbeiter ist existenziell gefährdet", so Proyer. Die - vom Unternehmen in Aussicht gestellte - Möglichkeit zu einer Übersiedlung an andere Novartis-Standorte sieht der Gewerkschafter faktisch nur "für einige wenige prominente Forscher". Die Entscheidung tangiere auch die Gemeinde Wien, die sich in den vergangenen Jahren bemüht habe, sich international als "Pharma-Cluster" zu positionieren.

Wirtschaftsstadrätin bietet Unterstützung an

Die Wiener Wirtschaftsstadträtin Renate Brauner (SPÖ) hat sich unglücklich über die Schließung des Wiener Novartis-Forschungsbüros gezeigt. "Wir bedauern das über alle Maßen, es ist ein sehr erfolgreicher Standort", sagte sie zur APA. Ihr Angebot an die Geschäftsleitung: "Wir wollen alles dazu beitragen, dass ein möglichst großer Teil in Wien verbleiben kann."

Sobald sie von der geplanten Standortkonzentration erfahren habe, sei sie mit Novartis in Kontakt getreten, so Brauner. Konkrete Maßnahmen wollte sie noch nicht nennen, vorerst sei das Unternehmen am Zug. Brauner hat jedenfalls den Wiener Wirtschaftsförderungsfonds (WWFF) sowie den Arbeitnehmerförderungsfonds (WAFF) mobilisiert. Möglich wäre das Auffangen gekündigter Mitarbeiter in einer Arbeitsstiftung.

Standortnachteile Wiens als Ursache für die Schließung sieht Brauner nicht. Sie habe den Eindruck, dass es sich um eine internationale Entscheidung des Schweizer Pharmakonzerns handle, die relativ standortunabhängig gefallen sei.

Schließung in den nächsten Monaten

Die Schließung des Wiener Novartis-Forschungsbüros soll voraussichtlich in den nächsten Monaten erfolgen.  Derzeit würden Positionen und Projekte evaluiert. Die Fristen seien unter anderem abhängig von den Verhandlungen mit dem Betriebsrat oder der Verlagerung der Wiener Forschungsprojekte nach Basel. Spekulationen zum Zeitpunkt wären "unseriös", so Wandrak.

In der Vorwoche kündigte Novartis den geplanten Abbau von 2.500 Vollzeitstellen weltweit an. Zu Österreich gab es zunächst noch "keine lokalen Eckdaten", die Evaluierung stehe noch nicht fest, hieß es aus dem Unternehmen. Laut der von Novartis veröffentlichten "Forward"-Inititiave soll der Stellenabbau in den Jahren 2008 und 2009 erfolgen.

Das "Forward"-Programm sieht als zentralen Punkt auch die Verbesserung der Effizienz und "strategisch bedeutsame Prioritäten" an den Novartis-Forschungsstandorten vor. So sollen Forschungsteams aus den Bereichen Autoimmunerkrankungen, Transplantationsmedizin und Entzündungskrankheiten zum Forschungsbereich ATI (Autoimmunity, Transplantation and Inflammation Disease Area) in Basel zusammengeführt werden. Damit werden Forschungsprogramme, die sich mit Autoimmunkrankheiten beschäftigen, von Wien nach Basel verlegt. (APA)

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