Rohstoffe: Öl und Gold auch 2008 auf Vormarsch

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Edelmetalle legen als „Inflationsschutzmittel“ höchstwahrscheinlich weiter zu.

NEW YORK/WIEN. Die Ölpreise sind in den vergangenen zwölf Monaten um rund 60 Prozent in die Höhe geschossen. Dies war der stärkste Preisaufschlag seit acht Jahren. Sie hatten am 21. November in New York mit einem Rekordhoch von 99,29 Dollar je Fass (159 Liter) der US-Marke WTI die magische Hürde von 100 Dollar nur ganz knapp verfehlt. Der Ölpreis lag kurz vor Jahresschluss mit 96,55 Dollar immer noch in unmittelbarer Reichweite des 100-Dollar-Preisbereichs.

Auch die Gold- und anderen Edelmetallpreise haben als Inflationsschutzmittel und Alternativ-Investments massiv zugelegt und könnten sich angesichts des anhaltend schwachen Dollars weiter festigen. Gold kostet momentan knapp 834 Dollar je Feinunze und hat seit Jahresbeginn mehr als 30 Prozent an Wert gewonnen. Der Goldpreis hat damit allerdings seinen bisherigen Rekordpreis von 850 Dollar im Jahr 1980 noch nicht ganz erreicht. Trotzdem ließ sich im Jahr 2007 mit Gold-Investments deutlich besser verdienen als mit vielen anderen Wertpapieren.

Im kommenden Jahr könnte es zu einem Anstieg auf deutlich über 1000 Dollar kommen, schätzen einige Goldexperten. Sie verweisen auf die schrumpfende Goldproduktion – das größte Produzentenland, Südafrika, lieferte 2007 um sieben Prozent weniger – sowie auf geringere Goldverkäufe durch die Notenbanken. Die US-Wirtschaftsagentur „Bloomberg“ erwartet nach einer Umfrage bei 37 Edelmetallhändlern für 2008 einen durchschnittlichen Goldpreis von 800 Dollar gegenüber 696 Dollar in 2007.

Dritte Phase im Bullenmarkt

„Der Aufwärtstrend ist sicherlich intakt“, sagte auch der Goldexperte der Erste Bank, Ronald Stöferle im Gespräch mit der Austria Presse Agentur (APA). Er sieht die Goldpreisentwicklung derzeit in der zweiten Phase eines seit Mitte 2001 anhaltenden Bullenmarktes, an den in der Regel noch eine dritte Phase anschließt, „wo es zu den großen Übertreibungen kommt“. Wenn das eintrete, komme man sicherlich in den vierstelligen Bereich, meinte der Experte. Trotz derzeitiger Höchstpreise liegt der Goldpreis aber inflationsbereinigt noch weit unter dem fast 28 Jahre alten Allzeithoch. Um dieses zu erreichen, müsste sich der aktuelle Goldpreis rein rechnerisch auf knapp 1800 Dollar mehr als verdoppeln.

Silber notiert momentan mit 14,78 Dollar je Feinunze ebenfalls weiter auf hohem Niveau und dürfte laut „Bloomberg“ im kommenden Jahr einen Durchschnittspreis von 14,96 Dollar erreichen. Platin, das für Schmuck, Investments und für Autokatalysatoren verwendet wird, hat gerade ein Rekordniveau von 1545,75 Dollar je Unze erreicht. Platin könnte 2008 durchschnittlich 1409 Dollar kosten gegenüber 1305 Dollar in diesem Jahr.

Beim Ölpreis waren die Ereignisse in Pakistan, der Irak-Konflikt, die Nuklear-Auseinandersetzungen mit dem Iran und die starke Nachfrage Chinas, Indiens und anderer Länder in Fernost der Preistreiber. Die Energienachfrage dürfte trotz des starken US-Konjunkturabschwungs ebenfalls hoch bleiben. Die Amerikaner verbrauchen mit 4,5 Prozent der Weltbevölkerung täglich 21 Millionen Fass Öl oder ein Viertel des globalen Ölangebots. Sie haben bisher trotz der hohen Benzin- und Heizölpreise noch keine Zurückhaltung beim Energiekonsum gezeigt. Die rückläufigen Lagerbestände in den USA und in Europa wirken sich ebenfalls in Form höherer Öl- und Energiepreise aus.

Öl: Hedge-Fonds spekulieren

Der schwache Dollar hat die Ölpreise ebenfalls in die Höhe getrieben, da der internationale Ölhandel in Dollar abgewickelt wird. Die Hedge-Fonds spekulieren ebenso wie große institutionelle Anleger mit riesigen Milliarden-Beträgen an den Öl- und Energiemärkten. Dies ist einer der Hauptgründe für die enormen Preisausschläge nach oben und unten. Die Preisprognosen klaffen angesichts der unsicheren Wirtschaftslage und der geopolitischen Unsicherheitsfaktoren weit auseinander, doch gehen die meisten Ölfachleute für 2008 von Durchschnittspreisen von mehr als 80 Dollar aus. 2007 betrug der Durchschnittspreis rund 70 Dollar.

AUF EINEN BLICK

Experten erwarten, dass der Preis einer Feinunze Gold im Jahr 2008 die 1000-Dollar-Marke übersteigt. Trotz der starken Preissteigerung – 2007 um 30 Prozent – liegt der Kurs (833,75 Dollar) weiter unterm Allzeit-Hoch von 850 Dollar im Jahr 1980. Um diesen Höchststand real (infla-tionsbereinigt) zu überschreiten, müsste sich der Preis auf knapp 1800 Dollar verdoppeln.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.12.2007)

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