Arbeits-Zufriedenheit: Unzufriedene Alte, frustrierte Junge

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
  • Drucken

Wer hat es schwerer im Job? Die Fakten sprechen eher dafür, dass es die Jüngeren sind.

Wien. „Die Arbeitszufriedenheit sinkt mit dem Alter.“ Zu diesem Ergebnis kommt die jüngste Auswertung des Arbeitsklima-Index im Auftrag der Arbeiterkammer (AK) Oberösterreich: Ab 40 Jahren wächst demnach die Sorge, im Fall von Arbeitslosigkeit keinen adäquaten Job mehr zu finden.

Zu einem anderen Ergebnis kam kürzlich eine Studie im Auftrag des SPÖ-nahen Zukunftsforums: Unter 30-Jährige seien am wenigsten mit Arbeit und Einkommen zufrieden und hätten größere Angst, arbeitslos zu werden.

Beide Thesen lassen sich begründen. Betrachtet man die harten Fakten, so haben es aber eher die Jüngeren im Job schwerer.
Jüngere sind öfter arbeitslos. Laut Statistik Austria beträgt die Arbeitslosenquote bei 15- bis 24-Jährigen mehr als zehn Prozent. Mit dem Alter nimmt sie ab. Bei den über 55-Jährigen beträgt sie schließlich nur noch 2,5 Prozent. Freilich stehen 61 Prozent von diesen gar nicht mehr im Erwerbsleben.
Ältere sitzen fester im Sattel. Jüngere Arbeitnehmer steigen häufig als freie Dienstnehmer oder befristet Beschäftigte ins Erwerbsleben ein. Häufige Jobwechsel sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Dagegen sitzen 60 Prozent der über 50-jährigen Arbeitnehmer noch beim gleichen Arbeitgeber wie vor 20 Jahren, wie aus einer Umfrage des Marktforschungsinstituts Makam hervorgeht. Ältere sind zudem schwerer kündbar, da sie Kündigungen leichter als „sozialwidrig“ anfechten können.
Ältere verdienen mehr. Das Einkommen nimmt mit dem Alter zu, vor allem in Österreich: Im Jahr 2005 betrug das Medianeinkommen (50 Prozent verdienen weniger, 50 Prozent verdienen mehr) bei 20- bis 25-Jährigen 1429 Euro im Monat, bei über 60-Jährigen 2182 Euro. Dazwischen steigt es kontinuierlich, vor allem bei Männern. Am besten verdienten laut Hauptverband der Sozialversicherungsträger männliche Angestellte über 60 (3501 Euro). Im internationalen Vergleich ist das Senioritätsprinzip (mit dem Alter steigt das Einkommen) in Österreich stark ausgeprägt. Ein 50-jähriger Brite verdiente im Jahr 2001 gleich viel wie sein 30-jähriger Kollege. Noch ältere Arbeitnehmer erhielten sogar niedrigere Löhne. In Deutschland fallen die Lohnsprünge dem Alter niedriger aus, in Schweden gibt es kaum welche. Nur in Frankreich wachsen die Einkommen mit steigendem Alter ähnlich stark wie hierzulande– vor allem bei Männern (siehe Grafik). Daran hat sich kaum etwas geändert.

Es gibt jedoch auch Gründe für die Ängste der Älteren:
Ältere finden schwerer einen Job: Verlieren Ältere ihren Job, tun sie sich deutlich schwerer, einen neuen zu finden, als Jüngere. Waren 20- bis 24-Jährige zuletzt 61 Tage lang beim Arbeitsmarktservice auf Jobsuche, bis sie fündig wurden, betrug die Verweildauer bei über 60-Jährigen 156 Tage.
Ältere arbeiten seltener: Die Erwerbsquote bei den 55- bis 59-Jährigen betrug zuletzt 55,3 Prozent, bei den 60- bis 64-Jährigen nur noch ein Fünftel.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.02.2008)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.