SUV: Das Hassobjekt der Umweltschützer

(c) AP (Lee Jin-man)
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Auto. „SUV“ bringen der Autoindustrie Zuwachsraten, Grün-Politiker wollen sie verbieten.

wien (jaz).Die Autoindustrie unterliegt seit einigen Jahren einem einschneidenden Wandel. War früher die Mittelklasselimousine das Nonplusultra für die Autokäufer, verlieren solch klassische Automodelle inzwischen kontinuierlich an Marktanteilen. Die Kunden greifen heute immer häufiger zu sogenannten Nischenmodellen. Besonders beliebt sind dabei „Sports Utility Vehicles“ (SUV). Das sind Autos, die von außen wie Geländewagen aussehen aber mit der Technik von normalen Straßenfahrzeugen versehen sind.

Im Gelände sind diese Autos kaum zu gebrauchen, ihr Metier ist die Straße. Dennoch bringen sie aufgrund ihrer Karosserieform die Nachteile echter Geländewagen mit sich – einen hohen Verbrauch aufgrund des großen Luftwiderstands und Gewichts sowie eine überdurchschnittliche Verletzungsgefahr für Fußgänger bei Zusammenstößen. Und das macht sie zu Hassobjekten für Umweltschützer und Grün-Politiker.

Mehr Maut in London

Vor allem in den Städten geht es SUV inzwischen zunehmend an den Kragen. So soll die vor fünf Jahren in London eingeführte Citymaut ab Oktober diesen Jahres für SUV, große Limousinen und Sportwagen verdreifacht werden. „Ich habe größte Sympathie für einen schottischen Bergland-Bauern, der seinen 4x4 braucht, um herumzukommen. Aber ich sehe nicht ein, warum Autos die extreme Luftverschmutzung verursachen in der Londoner Innenstadt herumfahren müssen“, meinte dazu unlängst der Londoner Bürgermeister Ken Livingstone.

Noch weiter geht man in Florenz. Dort dürfen gewisse Autos gar nicht mehr ins Stadtzentrum fahren. Entscheidendes Kriterium ist dabei der Felgendurchmesser. Denn gerade SUV und Sportwagen haben meist überdurchschnittlich große Felgen. Überlegungen für ein SUV-Verbot gibt es seit Jahren auch in Paris. In der Schweiz gab es im Vorjahr sogar eine Initiative für ein landesweites Verbot der großen Autos.

Bei diesen Verboten werden die Autos jedoch in sehr grobe Gruppen eingeteilt. SUV haben zwar tendenziell stärkere Motoren und dadurch einen höheren CO2-Ausstoß. Ein stark motorisierter Kleinwagen (ein Ford Streetka 1,6 etwa stößt 189 Gramm CO2 je 100 Kilometer aus) kann jedoch mehr Kohlendioxid emittieren als ein „schwacher“ SUV (BMW X3 2,0d, 172 Gramm CO2).

Grüne: Verbot in den Städten

Dennoch fordern auch die heimischen Grünen ein Verbot von SUV in den Zentren der Städte. „Diese Försterautos haben in Städten und Orten im Flachland nichts verloren“, so die stellvertretende Klubobfrau der Grünen Eva Glawischnig. Einen entsprechenden Antrag haben die Grünen im Parlament eingebracht.

AUF EINEN BLICK

Die Autoindustrie erzielt vor allem bei „SUV“ – Autos mit der Form von Geländewagen aber ohne entsprechende Technik – zuletzt starke Zuwachsraten.

Umweltschützern sind diese Fahrzeuge ein Dorn im Auge. Sie wollen sie in Städten verbieten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.02.2008)

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