Winter-Bilanz: 10 Prozent mehr Umsatz im Tourismus

(c) APA (Herbert Pfarrhofer)
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Wirtschaftsminister Bartenstein spricht von einem „Rekordwinter“. Sieben Prozent mehr Nächtigungen, 10,5 Prozent mehr Umsatz und eine Rekordbeschäftigung. Es müssen sogar Köche aus dem Ausland geholt werden.

WIEN. „Es ist ein Rekordwinter in Sicht“, sagt Wirtschaftsminister Martin Bartenstein. Grund für seine Euphorie sind die jüngsten Umsatzzahlen im Tourismus. Demnach setzte die Branche von November bis Jänner um 10,5 Prozent mehr um als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das bedeutet insgesamt ein Volumen von 5,07 Mrd. Euro. Die größten Umsatzzuwächse gab es übrigens nicht in den Wintersportregionen, sondern in Wien. Die Bundeshauptstadt hatte in den drei Monaten um 15,9 Prozent zugelegt. Vor allem Urlauber aus Russland und der Ukraine trugen zu einem Nächtigungsplus von 12,2 Prozent bei. Sie stellten im Jänner nach den Deutschen die wichtigste ausländische Gästegruppe.

Wenig Arbeitslose im Tourismus

Dass der Tourismus nach dem durch Schneemangel gekennzeichneten Vorjahr wieder auf Volltouren läuft, zeigt auch die am Wochenende veröffentlichte Arbeitslosenstatistik für Februar. Die Zahl der arbeitslos gemeldeten Österreicher ist um 11,9 Prozent zurückgegangen. Im Februar waren 243.853 Personen auf Jobsuche. Das ist die niedrigste Arbeitslosenrate im Februar seit 1992. Allein im Tourismus ist die Arbeitslosigkeit um 10,2 Prozent zurückgegangen. Nur die Baubranche (minus 17,9 Prozent) und die Metall- und Elektroberufe (minus 13,6 Prozent) verzeichneten eine noch dramatischere Abnahme der Arbeitslosigkeit.

Zwar sind die Tourismus-Umsätze für Februar noch nicht statistisch ausgewertet. Aber alleine eine Neuerung dürfte für einen gehörigen Umsatzschub gesorgt haben: Erstmals wurden aus Rücksicht auf den Tourismus die Semesterferien verschoben. Schüler in Wien, Niederösterreich, Salzburg und Tirol waren diesmal eine Woche später dran. Damit wurde eine Kollision mit den Ferien in Bayern, Berlin, Brandenburg, Sachsen und Teilen der Niederlande vermieden. Jetzt hoffen viele Wintersportorte auch noch auf gute Geschäfte zu Ostern. Der frühe Termin Mitte März könnte das Tüpfelchen auf dem I einer großartigen Saison bedeuten, meinen Tourismusexperten. Freilich: Dazu müsste aber auch die Witterung mitspielen. Bei den hohen Temperaturen in den vergangenen Tagen schmolz mit dem Schnee auch ein Teil der Hoffnung wieder dahin.

Im Jänner und Februar herrschte im Tourismus punktuell sogar absoluter Personalmangel. Von den 559 Schlüsselarbeitskräften aus den neuen EU-Ländern, die in den ersten beiden Monaten dieses Jahres eine Arbeitsbewilligung in Österreich erhielten, waren 204 Köche. Damit stellt der Tourismus das größte Kontingent noch vor den Metallarbeitern mit 188 Bewilligungen.

Es fehlen 7000 Fachkräfte

Nach Angaben des Arbeitsmarktservice (AMS) herrscht in Österreich nach wie vor in einigen Branchen akuter Facharbeitermangel. Es fehlen zwischen 6000 und 7000 Fachkräfte. Freilich betont man beim AMS, dass zur Beseitigung des Fachkräftemangels vor allem die Ausbildung von österreichischen Arbeitskräften forciert wird. Allein heuer werden die AMS-Ausbildungsplätze von 5000 auf 10.000 erhöht. Nächstes Jahr sollen sogar 20.000 Personen qualifiziert werden, kündigte Minister Bartenstein am Wochenende an.

Doch nicht alles in der Tourismusbranche gibt Grund zum Optimismus. Obgleich die vergangene Woche präsentierten Nächtigungszahlen mit einem Plus von sieben Prozent (November bis Jänner) sehr gut ausgefallen sind. Besorgniserregend sind nämlich die Zahlen aus den USA und Großbritannien. Bei den britischen Gästen brachen die Nächtigungen um 3,9 Prozent ein. Bei den US-amerikanischen Urlaubern gab es sogar ein Nächtigungsminus von fünf Prozent. Sowohl das britische Pfund als auch der US-Dollar haben in jüngster Zeit gegenüber dem Euro abgewertet. Somit hat der Tourismus – quasi als erste Exportbranche – den teuren Euro zu spüren bekommen.

Die größten Zuwächse bei den Übernachtungen gibt es übrigens bei den Franzosen (+10,3 Prozent), Schweizern (+6,5 Prozent), Deutschen (+5,1 Prozent) und Niederländern (+3,4 Prozent). Und auch die Österreicher zeigten in Sachen Winterurlaub wieder mehr Lokalpatriotismus (+7,8 Prozent).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2008)

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