Leitl fordert Prämie für Energiespar-Investitionen

(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Bei Klein- und Mittelbetrieben könnten 30 Prozent der Energie eingespart werden. Die Kosten soll teilweise der Staat zahlen.

Wien (jaz).Österreich verbraucht pro Jahr Energie im Gesamtausmaß von rund 1,5 Mio. Terajoule. Das entspricht etwa jener Energiemenge, die in 47 Mrd. Litern Benzin gespeichert ist. Pro Kopf wären das jährlich 5900 Liter des Kraftstoffs. Und der Energieverbrauch nimmt ständig zu. Seit 1990 stieg er um fast 50 Prozent an. „Ohne eine Senkung des Energieverbrauchs werden wir sämtliche Klimaziele nicht erreichen können“, meint dazu E-Control-Chef Walter Boltz. Die E-Control arbeitet daher im Auftrag der Regierung an einem Katalog mit möglichen Energiesparmaßnahmen, der bis zum Herbst fertig sein soll.

Einem Bereich mit großem Sparpotenzial will sich nun bereits die Wirtschaftskammer annehmen – den Klein- und Mittelbetrieben (KMU). „Laut Untersuchungen der EU gibt es bei KMU ein durchschnittliches Einsparpotenzial von rund 30 Prozent“, sagt Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl. Großunternehmen verbrauchen in absoluten Zahlen zwar mehr Energie, arbeiten dabei aber meist deutlich effizienter. In KMU fehle indes oft das Know-how, wie Energie gespart werden könne, ohne dabei die Leistungsfähigkeit zu vermindern.

Energieberater für KMU

Daher gründet die Wirtschaftskammer am kommenden Montag das „Energie-Institut der Wirtschaft“. Dort sollen in den nächsten fünf Jahren 500 Energieberater ausgebildet werden, die danach den Unternehmen bei Maßnahmen für eine höhere Energieeffizienz helfen sollen. „Es gibt etwa 150.000 heimische Unternehmen, wo solche Maßnahmen sinnvoll wären“, so Leitl. Darunter würden vor allem jene KMU fallen, die mehr als einen Mitarbeiter haben. Bei ihnen will die Wirtschaftskammer künftig 10.000 Energie-Checks pro Jahr durchführen.

Um das vorhandene Sparpotenzial zu heben, sind laut Leitl Investitionen in der Höhe von rund 1,1 Mrd. Euro notwendig. Und diese sollten von der öffentlichen Hand gefördert werden. „Energie- und Umweltmaßnahmen sollten in die Investitionsprämie einfließen und mit zehn Prozent bis zu maximal einer Mio. Euro pro Fall gefördert werden. Mit Kosten von 110 Mio. Euro könnte man die 1,1 Mrd. in Bewegung setzen“, sagt Leitl. Er erwarte sich, dass die Politik dieser Forderung positiv gegenübersteht. Eine Umsetzung sollte im Zuge der Steuerreform 2010 erfolgen.

Die genauen Maßnahmen würden von dem jeweiligen Unternehmen abhängen. Meistens gehe es um die thermische Sanierung von Gebäuden, die effizientere Kühlung von Büros im Sommer oder die sparsamere Beleuchtung von Werkshallen. Wie groß im Gegenzug die Ersparnis der Unternehmen bei den Energiekosten sei, könne derzeit noch nicht seriös gesagt werden.

Zu ungenaue Information

Mehr Energieeffizienz bei Unternehmen könne aber nur ein Teil einer umfassenden Strategie sein, so Boltz. Auch die Konsumenten müssten noch besser und genauer informiert werden. So könne beispielsweise ein Kühlschrank der Energieklasse A über die Lebensdauer dreimal so teuer sein wie einer der Klasse A++. Dies sei aber kaum einem Käufer bewusst.

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AUF EINEN BLICK

30 Prozent der von Klein- und Mittelbetrieben verbrauchten Energie könnten durch mehr Effizienz eingespart werden. Die Kosten dafür betragen laut Wirtschaftskammer 1,1 Mrd. Euro. Zehn Prozent davon soll der Staat durch Förderungen (steuerlicher Absetzbetrag) zahlen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)

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