20 Millionen Passagiere: Flughafen braucht dritte Piste

(c) APA (Ernst Weiss)
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Für das neue Terminal Skylink am Flughafen Wien verlangt die EU einen nachträglichen Umweltverträglichkeitsbericht.

Wien (eid).20 Millionen Passagiere – dieses für 2010 angepeilte Ziel wird der Flughafen Wien schon heuer erreichen. 2015 soll die Osteuropa-Drehscheibe laut der revidierten Prognose 30 Mio. Passagiere abfertigen. „Wir werden wegen des weit über dem EU-Schnitt liegenden Wachstums geplante Investitionen wie die Modernisierung des Piers West vorziehen und das Terminal 2, das stillgelegt werden sollte, renovieren“, kündigte Flughafenchef Herbert Kaufmann am Donnerstag bei der Präsentation der Bilanz 2007 an.

Die dritte Piste, die trotz abgeschlossenen Mediationsverfahrens heftig umkämpft bleibt, wird wegen des raschen Wachstums immer wahrscheinlicher. Erstmals scheint das 200-Mio.-Euro-Projekt fix in der Investitionsplanung auf.

Bis 2012 steckt der Flughafen Wien 800 Mio. Euro in Erweiterung und Modernisierung. Der größte Brocken ist das neue Terminal Skylink. Heuer werden 290 Mio. Euro verbaut, 2009 noch 195 Mio. Dann sinkt das Investitionsvolumen. 2011 würde der Bau der dritten Piste zu Buche schlagen.

Derzeit läuft die Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Piste, das Ergebnis erwartet Kaufmann zum Jahreswechsel 2008/09. „Dann werden wir endgültig entscheiden.“ Zur Erinnerung: Kaufmann hatte einen Aufschub der dritten Piste für möglich gehalten, falls der Flughafen Wien den benachbarten Airport Bratislava hätte kaufen können. Dieses Vorhaben war am Veto der slowakischen Regierung gescheitert.

Einigung mit Brüssel

Mit einer UVP ganz anderer Art ist der Flughafen jetzt konfrontiert: Nach Beschwerden von Anrainern hat die EU gegen die Republik Österreich ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Eine Reihe von Projekten am Flughafen sei ohne UVP umgesetzt oder gestartet worden, hieß es. Dazu gehören das Terminal Skylink, der Tower für die Flugsicherung, das neue Frachtzentrum und der Office Park. Jetzt gibt es nach gut einem Jahr Verhandlungen eine Einigung. Es muss ein „Ex-post“-Umweltverträglichkeitsbericht erstellt werden. „Wir werden den Bericht erstellen, die notwendigen Gutachten beibringen und alle von der EU geforderten Maßnahmen unterstützen“, sagte Kaufmann. Die Kosten dafür bezifferte er mit „einigen 100.000 Euro“.

Der Skylink, der ursprünglich zur „Euro 2008“ fertig hätte werden sollen, wird im Juni 2009 in Betrieb gehen. Für die Fußball-EM wird ein eigenes Terminal für Sonderflüge eingerichtet. Kapazitätsengpässe erwartet Technikvorstand Gerhard Schmid eher am Boden als in der Luft.

Billigfluglinien als Treiber

Wachstumstreiber des Flughafens, der den Nettogewinn um 14,2 Prozent auf 87,7 Mio. Euro gesteigert hat, waren die Billigfluglinien. Sie wuchsen 2007 um 57,2Prozent und waren für die Hälfte des Passagierplus von 11,3 Prozent auf 18,8 Millionen verantwortlich. Außerdem konnte der Flughafen 13 neue Airlines – darunter Delta, SkyEurope, EasyJet und Korean Air – nach Wien holen. „Diesen Boom werden wir nicht mehr erreichen, aber auf einige neue Fluglinien hoffen wir“, so Kaufmann. Hauptkunde ist die AUA, deren Anteil jedoch von 57 auf 52,6 Prozent zurückging. Dahinter liegt Air Berlin, die mit „Niki“ auf 12,2Prozent kommt. Weil die Entwicklung des Flughafens stark von der AUA abhängt, begrüßt Kaufmann den Einstieg von Scheich Mohamed Bin Issa Al Jaber bei der AUA. „Alles, was die AUA stärkt, ist auch gut für uns.“ Die Flughafen-Aktie, die sich seit Jahresbeginn besser als der ATX gehalten hat, verlor am Donnerstag leicht. Das Zuckerl für die Aktionäre ist die von 2,20 auf 2,50 Euro angehobene Dividende.

AUF EINEN BLICK

Der Flughafen Wien wächst schneller als erwartet und zieht deshalb Erweiterungsbauten vor. Die dritte Piste wird realistisch. Für begonnene Projekte wie den Tower und den Skylink verlangt die EU einen Ex-post-Umweltverträglichkeitsbericht.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)

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