Vienna Insurance Group führt die Phalanx der heimischen Versicherer an.
BUKAREST/WIEN (p. m.). Österreicher sind in Rumäniens Geldwirtschaft die Größten. Nachdem internationale Banken – mit Erste Bank, Raiffeisen und Bank Austria-Creditanstalt an der Spitze – bis 2006 einen Löwenanteil des Bankensystems aufgekauft hatten, legten sie im Vorjahr eine Verschnaufpause ein. Dafür halfen sie mit, den Versicherungsmarkt aufzumischen.
Warum, wird aus den Zuwachsraten ersichtlich: Im Vorjahr stiegen die Prämiensummen um ein Viertel auf 2,2 Mrd. Euro. Die Dynamik bleibt dank Autoboom erhalten. Und dank der Sparte Leben: Diese macht gegenwärtig nur ein Fünftel aus, wächst aber schneller als der Gesamtmarkt.
Seit die Vienna Insurance Group (VIG) 2007 den damals drittgrößten rumänischen Versicherer Asirom übernommen hat, kontrollieren österreichische Institute nicht weniger als 43 Prozent des Marktes. Daran ändert sich nichts, wenn die VIG die beiden Versicherungen der Erste-Tochter BCR übernimmt. Abgeben muss sie die feine, aber trotz der höchsten Wachstumsraten des Marktes noch etwas kleinere Unita.
VIG überlegen Nummer eins
Die „österreichischen“ Versicherungen lagen Ende 2007 bei den Prämiensummen knapp unter einer Milliarde Euro, um 91,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Mit 586 Mio. Euro unumstrittener heimischer Marktführer ist die VIG, die schon vor der Asirom-Übernahme vier Versicherungen – Omniasig, Omniasig Life, Agras und eben Unita – kontrolliert hat. Die Erste Bank betrieb bisher BCR Asigurari und BCR Asigurari de Viata. Dazu kamen je eine Tochter von Grawe und Uniqa. Grawe Leben ist übrigens die profitabelste Versicherung Rumäniens: Sie schrieb 2007 bei einer Prämiensumme von 30,4 Mio. Euro einen Nettogewinn von 2,4 Mio. Euro.
Die Österreicher haben also die Nase weit vorne. Deutsche Versicherer folgen mit 17, niederländische mit 7,9 Prozent Marktanteil. Erst danach die Franzosen, die aber schnell aufholen: Ende 2007 übernahm die Gruppe Groupama den Wachstumsstar des rumänischen Versicherungsmarktes, BT Asigurari. Groupama ist auch noch im Rennen um die neue Nummer drei, Asiban. Die Erste-Tochter BCR verkauft auch ihren Viertelanteil an dieser.
Die größte Einzelversicherung Rumäniens ist weiterhin das Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Allianz-Gruppe und des einstigen rumänischen Tennisstars Ion Tiriac, gefolgt von der „Wiener“ Omniasig. Die Schwestern Asirom und BCR Asigurari wurden von Asiban überholt. Erst dann folgte die größte Versicherung der Sparte Leben, die niederländische ING Asigurari de Viata.
Wachstumsrekorder Unita
Die am schnellsten wachsende allgemeine Versicherung unter den Top ten ist Unita, deren Prämiensumme im Vorjahr um 87 Prozent auf 137,8 Mio. Euro wuchs. Die Uniqa-Tochter Astra-Uniqa legte um 30 Prozent auf 112 Mio. Euro zu, fiel aber mit 5,2 Prozent Marktanteil auf Rang neun zurück.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.03.2008)