Drittgrößtes Ölfeld der Welt entdeckt

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Unter tausenden Metern Erde und Meer werden in Brasilien 33 Milliarden Barrel Öl vermutet. Das wäre das drittgrößte Ölfeld der Welt und der größte Fund seit 30 Jahren.

Rio de Janeiro/ Wien (ag/red.).Vor der Küste Brasiliens wurde möglicherweise das drittgrößte Ölfeld der Welt entdeckt. Stimmen die Vermutungen, dann handelt es sich dabei um den größten Erdöl-Fund seit 30 Jahren. Das Carioca-Gebiet in der Bucht von Santos vor dem Bundesstaat Rio de Janeiro in Südosten Brasiliens könnte 33 Milliarden Barrel Öl-Equivalent enthalten, sagte der Chef der nationalen Petrolium-Behörde, Haroldo Lima, am Montag gegenüber lokalen Medien.

Dies sei fünf mal mehr als das im November entdeckte Tupi-Feld, ebenfalls im Südosten Brasiliens, vor der Stadt Santos, das acht Mrd. Barrel Öl enthalten soll.

Der brasilianische Ölkonzern Petrobras, der 45 Prozent an dem Ölfeld besitzt, will nun durch weitere Bohrungen überprüfen, wie viel schwarzes Gold dort unter der Erde lagert. Treffen die Schätzungen zu, wären nur die Ölfelder „Ghawar“ in Saudiarabien und „Burgan“ in Kuwait größer. Dort lagern Vorkommen von 83 Mrd. Barrel. bzw. von 72 Mrd. Barrel.

Das Ölfeld Carioca liegt allerdings 273 Kilometer vor der Küste Brasiliens unter einer dicken Salzschicht. Das Meer ist hier 2000 Meter tief. Das Öl soll in einer Tiefe von 5000 Metern lagern. Es sei daher ungewiss, ob die Förderung rentabel sei, betonten Techniker.

Auch würde es noch einige Zeit dauern, bis die Produktion beginnen könnte. Experten schätzen, dass es noch vier bis fünf Jahre dauern könnte, bis Öl vom Ölfeld Tupi gefördert werden kann.

„Carioca ist ein gigantisches Ölfeld“, so das Urteil der Merrill Lynch-Analysten Frank McGann und Shariff Koya. Die Förderung von Öl und Gas in diesem Gebiet würde alle bisherigen Ölreserven Brasiliens in den Schatten stellen, heißt es in der Studie.

Funde öffnen Tür zur OPEC

Lagern unter dem Meer tatsächlich 33 Mrd. Barrel, würden die Reserven Brasiliens diejenigen von Libyen übertreffen. Bisher sind in Brasilien Ölreserven von zwölf Mrd. Barrel bekannt. Dieser Fund könnte die Aussichten des größten Landes Lateinamerikas als Öl-Exporteur weiter stärken und wäre eine neue Möglichkeit zur Versorgung für den gesamten Kontinent.

Brasilien liegt derzeit auf Platz 17 der Länder mit den größten bestätigten Ölreserven. Die Petrolium-Behörde äußert sich allerdings zurückhaltend. Die Spekulationen über die Menge des Öl-Vorkommens werden als inoffiziell bezeichnet. Petrobras teilte in einer ersten Reaktion mit, man könne noch keine Angaben über die Größe der Ölreserven machen.

Bereits im November hatte Petrobras die Entdeckung eines Ölfeldes in der derselben Bucht bekannt gegeben. Dort sollen Schätzungen zufolge fünf bis acht Mrd. Barrel Öl lagern. Allein diese Menge würde Brasiliens Ölreserven um die Hälfte erhöhen und dem Land die Aufnahme in die OPEC ermöglichen.

Die Aktien der an dem Ölfeld beteiligten Unternehmen schossen nach der Meldung über den Fund in die Höhe: Der Kurs von Petrobras stieg zeitweise um 7,63 Prozent auf 84,50 Real (31,72 Euro). Der Konzern British Gas, der 30 Prozent an dem Ölfeld besitzt, konnte einen Anstieg um bis zu 8,4 Prozent verzeichnen. Die Aktien des spanischen Konzerns Repsol SA, dem 25 Prozent des Ölfeldes gehören, kletterten um bis zu 13,8 Prozent auf 26,75 Euro. Auch das US-Unternehmen Hess profitiert von der Meldung: Zwar besitzt der Konzern nur Anteile an zwei nahe gelegenen Feldern, doch der Kurs stieg um bis zu 11,6 Prozent auf 103,55 Dollar.

Auf den Rohstoffmärkten hat der Ölpreis zunächst eine neue Rekordmarke erreicht. Ein Fass US-Leichtöl der Sorte WTI wurde zwischenzeitlich um 112,45 Dollar gehandelt, das sind 69 Cent mehr als am Vortag. Ein Fass Nordseeöl der Sorte Brent kostete mit 110,16 Dollar um 32 Cent mehr als am Vortag. Rohstoffhändler verwiesen allerdings auf Probleme bei der Lieferung in Mexiko. Dort hat schlechtes Wetter zu einer starken Senkung der Exporte geführt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.04.2008)

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