US-Firmen von österreichischer Regierung enttäuscht

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"Höchst dramatische Entwicklung": Die Attraktivität des Standorts Österreich stürzte laut einer Umfrage der US-Handelskammer massiv ab.

Von Microsoft über Pfizer bis hin zu McDonald's: Zahlreiche US-Firmen sind in Österreich tätig. den Wirtschaftsstandort haben sie derzeit keine allzu gute Meinung. Das ergab eine Umfrage der US-Handelskammer in Österreich (AmCham), bei der mehr als hundert amerikanische Unternehmen seit 2011 die wirtschaftliche Lage einschätzen. Erstmals gibt es mit minus drei Punkten eine negative Bewertung des Wirtschaftstandorts Österreich. Zum Vergleich: 2011 war der Indikator im Business Barometer noch mit 21 Punkten im Plus.

"Höchst dramatische Entwicklung"

Das sei eine "höchst dramatische Entwicklung" meint Daniela Homan, Executive Director der US-Handelskammer AmCham Austria. Der Trend zeichne sich seit mehreren Jahren ab und auch die neue Regierung "hat bisher nicht die dringend erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Standortattraktivität gesetzt", so Homan in einer Aussendung. Auch AmCham-Vizepräsident Friedrich Rödler meint: "Die Erwartungshaltung an die neue Regierung wurde enttäuscht." Damit sind sie wohl einer Meinung mit vielen österreichischen Wirtschaftstreibenden, die in den vergangenen Wochen Alarm geschlagen haben.

Die Sonderfragen im Rahmen der aktuellen Erhebung lassen eine weitere Verschlechterung der Standortqualität Österreich befürchten. 44 Prozent der US-Unternehmen rechnen bei der Unternehmensbesteuerung mit "eher negativen" und zehn Prozent mit "sehr negativen" Auswirkungen auf die Standortattraktivität Österreichs. Auch wenn Gehälter über 500.000 Euro höher besteuert werden, erwarten 38 Prozent negative Folgen.

Stimmung aufgehellt

Business Barometer derm AmCham

Trotzdem hat sich aktuell die Stimmung der US-Firmen in Österreich aufgehellt, zeigt das halbjährliche Business-Barometer. Die aktuelle Lage wird ebenso besser bewertet wie die Aussichten für die nächste Zeit. Ein Viertel der Unternehmen will daher mehr investieren als in den letzten 12 Monaten. 24 Prozent wollen Leute anstellen. Die positive Stimmung sei aber nicht hausgemacht, sondern hänge mit der Entspannung auf den Finanzmärkten und dem Wachstum in Exportmärkten, insbesondere in Osteuropa, zusammen. Für die Erhebung wurden zum siebenten Mal Entscheidungsträger aus mehr als 100 US-Firmen mit Sitz in Österreich zur aktuellen wirtschaftlichen Lage, einer Einschätzung der Lage für das kommende halbe Jahr und den Perspektiven ihres Unternehmens in Österreich und den USA befragt.

(APA)

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